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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami
Autoren: Susanne Picard
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Er sog die Nahrung gierig in sich auf. Sie machte ihn stärker, gesünder, klarer im Verstand, der ihm auf der Suche gute Dienste leisten musste.
    Er stand erst am Anfang, das war ihm ganz klar. Erst seit einigen Dunkelperioden war er wach und auf der Suche nach dem Objekt, das zu finden und zu vernichten er überhaupt ins Leben gerufen worden war. Natürlich war ihm klar, dass er es hier, in der Welt der Menschen, nicht unbedingt finden würde; auch, wenn es möglich, ja wahrscheinlich war. Doch erst musste er stärker werden.
    Er war zu schwach.
    Er stand noch am Anfang.
    Er wusste nur eines: Er war CHAVACH, der Jäger und er wusste, er würde seine Beute fangen müssen, bald.
    Wie er entstanden war, wusste er nicht, aber das interessierte ihn auch nicht. Die langen Dunkelperioden, in denen sein Gedächtnis und sein Verstand wie ausgelöscht waren, wurden zwar kürzer und deutlicher voneinander abgegrenzt, aber sie dauerten noch zu lange. Ihn störte das, aber da war - vorerst - wohl nichts zu machen. Er würde einfach noch ein wenig stärker werden müssen.
    Am Anfang hatte er noch versucht, sich gegen die Bewusstlosigkeit zu wehren, in die er immer wieder versank. Sein Auftrag, seine Beute zu töten, war dringlich, das war ihm von Anfang an klar gewesen. Und das Töten war der Sinn seines Lebens, auch das hatte er von Beginn an gewusst.
    Viel Zeit blieb nicht mehr, es hatte von vornherein nicht viel davon für seine Jagd gegeben. Doch er kam nicht dagegen an, immer wieder zur Ruhe geschickt zu werden. Er hatte gegen diesen Zwang aufbegehrt, zu dringend war sein Auftrag, doch es war vergeblich gewesen. Stets war er besiegt worden.
    Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als ständig nachzugeben und sich in den Schlaf schicken zu lassen. Nur manchmal konnte er gegen das Dunkel, das ihn zu umnachten drohte, ankämpfen und wieder aufwachen, und den Geist, der ihn immer wieder - und viel zu leicht! - bezwang, seinerseits besiegen.
    Diese Zeit hatte er zu nutzen gelernt. Mit Übungen, die ihm ermöglichen sollten, Nahrung zu sich zu nehmen. Er machte sich in diesen Momenten des Bewusstseins auf, um sich Opfer zu suchen, die er überwältigen konnte, um sich an deren Todesangst zu laben. Opfer, die wie seine eigentliche Beute magisch begabt waren. Mit ihnen konnte er im Kleinen üben, was er mit seiner größten Beute, dem Sinn seiner Existenz, würde tun müssen. Tun dürfen , denn er sehnte sich danach, es endlich zu tun.
    Erneut mahnte er sich zur Geduld.
    So gut es tat, sich an diesen kleineren Opfern zu laben, so anstrengend war es vorerst auch, sie zu finden. Auch das erinnerte ihn immer daran, dass er einfach noch nicht so weit war, seiner Bestimmung nachzugehen. Seine Reichweite, seine Kraft und seine Macht waren einfach noch nicht groß genug. Glücklicherweise befand er sich an einem Ort, der voller Wesen war, einsamer Wesen, die keine Furcht vor dem Dunkel hatten und an denen er sich stärken und erproben konnte. Auch wenn »dunkel« hier an diesem Ort ein relativer Begriff war. Wirklich dunkel wurde es nie, vielleicht hatten die Wesen, hauptsächlich Menschen, deshalb weniger Angst davor.
    Bisher hatte er sich daher auf Menschen beschränken müssen, deren Tod er zwar nicht verursachte, aber die ihm doch nahe waren. Deren Angst lockte ihn an und in seinem schwachen Zustand konnte er sich an ihnen stärken, bis sie starben. Es wäre besser gewesen, sich an einem lebendigen Menschen zu laben, aber zu Beginn war er noch zu schwach. Er musste erst lernen, wie man diesen Wesen die Furcht einjagen konnte, die ihn nährte, ohne dass sie starben. Bisher war ihm das noch nicht gelungen.
    Aber er lernte schnell, wie man diesen Wesen Angst einjagen konnte. Sie hätten ihn in seinem schwachen Zustand eigentlich leicht besiegen können, aber ihre Angst vor dem Tod war bisher in allen Fällen stärker gewesen. Und Angst vor dem Tod hatten sie alle. Oder besser, nicht unbedingt Angst vor dem Zustand, den sie Tod nannten, aber Angst vor dem Übergang ihrer jetzigen Existenz hin zu dem, was sie glaubten, dass der Tod sei - die totale Nicht-Existenz. So jämmerlich es auch sein mochte, sie schienen an ihrem Leben zu hängen.
    CHAVACH konnte für diese schwächlichen Wesen nur Verachtung empfinden. Seine Beute, sein eigentliches Ziel, war so viel mächtiger. So viel machtvoller und raffinierter. Mit ihr würde es ein wunderbarer Kampf werden und dafür konnte er gar nicht genug Testläufe durchgehen.
    So nutzte er die Zeit
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