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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94
Autoren: L Graham
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schließlich erschöpft einschlief.

3. KAPITEL
    Als Freddy am nächsten Morgen in den Spiegel sah, fiel ihr Jaspars abfälliges Urteil über ihr Aussehen ein. Wenn sie die Mutterrolle noch weiterspielen wollte, musste sie sich auch äußerlich verwandeln – in eine Frau, die Erica möglichst ähnlich war. Deshalb suchte sie am Nachmittag einen exklusiven Frisiersalon auf und staunte anschließend über die blonde Lockenpracht, in die sich ihr Haar verwandelt hatte.
    Freddy trug ihr Haar meist zurückgebunden. Sie hätte es lieber abschneiden lassen, aber das wäre ihr wie Verrat an ihrem verstorbenen Vater erschienen, der ihr Haar besonders geliebt hatte. Langes Haar war bei der Arbeit hinderlich, und um mehr daraus zu machen, musste man es geschickt föhnen, was Freddy einfach nicht konnte.
    Einige frühe, äußerst schmerzliche Erfahrungen mit Jungen hatten sie davon überzeugt, dass sie zur alten Jungfer geboren war – genau wie Ruth Coulter, die ihr eines Tages dasselbe gestanden hatte. In den letzten Jahren hatten nur Betrunkene oder wehleidige Typen, die ein offenes Ohr suchten, für sie Interesse gezeigt. Und warum? „Weil du etwas mollig und nicht sehr hübsch bist“, hatte Erica diese Frage beantwortet.
    Freddy hasste ihren Körper und war bemüht, ihn zu verhüllen. Beim Anziehen genügte ein flüchtiger Blick auf ihre vollen Brüste oder ihren wohlgerundeten Po, um ihr für den restlichen Tag die gute Laune zu verderben. Schon in der Grundschule hatte es sie gequält, fülliger als die anderen Mädchen zu sein. Sie hatte angefangen, überweite Pullover und T-Shirts zu tragen, was später, als Erica zu ihnen kam, zur Notwendigkeit geworden war. Erica hatte eine zarte, gertenschlanke Figur gehabt, während Freddy tun konnte, was sie wollte – sie blieb pummelig.
    Abends, als Ben schon in seinem Kinderbett schlief, schlich sich Freddy zu ihm und betrachtete sein kleines friedliches Gesicht. Ihre Brust zog sich schmerzlich zusammen, und sie wagte nicht, daran zu denken, wie ihr Leben ohne ihn aussehen würde.
    „O Ben“, flüsterte sie und fühlte heiße Tränen aufsteigen. „Sie wollen dich mir wegnehmen, und ich kann nichts dagegen tun.“
    Sie lief ins Badezimmer, duschte kurz und wickelte sich in ein rosa Frotteetuch. Im Schlafzimmer setzte sie sich an den hell erleuchteten Frisiertisch und trug sorgfältig Lidschatten und Wimperntusche auf. Normalerweise schminkte sie sich nicht, aber sie kannte alle kosmetischen Tricks, denn sie hatte Erica oft genug beobachtet.
    Sie war gerade dabei, Lippenstift aufzutragen, als es an der Wohnungstür klingelte. Das musste die Pizzabotin sein. Einmal in der Woche bestellte sich Freddy eine Pizza ins Haus, um sich selbst zu verwöhnen. Sie wurde immer von einer Frau gebracht, daher zögerte Freddy nicht, nur mit einem Handtuch bekleidet zu öffnen.
    Ihre Überraschung hätte nicht größer sein können, denn es war nicht die Pizzabotin, sondern Jaspar Al-Husayn. Er kam zu früh und betrat die Wohnung, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    „Ich dachte, Sie wären … meine Pizza“, sagte Freddy stockend, geblendet von Jaspars Augen, die wie reines Gold schimmerten. Wenn ich drei Wünsche frei hätte, dachte sie, würde ich mir ihn wünschen … ihn und wieder ihn. Das gedämpfte Licht der Stehlampe fiel auf sein dichtes schwarzes Haar, hob die hohen Wangenknochen deutlich hervor und ließ seine vollen, sinnlichen Lippen verführerisch erscheinen.
    Sein dunkelgrauer Anzug war maßgeschneidert und schmiegte sich an seinen schlanken, muskulösen Körper. Freddy konnte sich nicht erinnern, jemals einen so attraktiven Mann gesehen zu haben. Ihr Blick hing wie gebannt an ihm, sie spürte, wie die Knospen ihrer Brüste hart wurden und sich unter dem Handtuch abzeichneten.
    „Ihre … Pizza?“, wiederholte Jaspar mit rauer Stimme. Er stand ebenso gebannt da und konnte nicht aufhören, Freddy anzusehen.
    Wie hatte er sie so falsch beurteilen können? Ihre Augen hatten die Farbe des Meeres, diese wunderbare Mischung aus Blau, Jade- und Türkisgrün, die mit dem Licht wechselte. Das blonde Haar, das ihr in üppigen Wellen auf die Schultern fiel, schien einer Nixe zu gehören, aber kein Märchenwesen hatte so volle Brüste oder eine so herrliche Gestalt.
    Jaspar hatte seine Gegnerin unterschätzt, und das kam selten vor. Eine heftige sinnliche Erregung packte ihn. Er wollte ihr das Handtuch wegreißen, sie gegen die Wand drängen und sich tief in ihr versenken. Seit
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