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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94
Autoren: L Graham
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seiner Jugend hatte er kein so primitives, haltloses Verlangen nach sexueller Befriedigung gespürt.
    „Pizza …“, wiederholte Freddy hilflos, denn sie konnte nicht mehr klar denken und lauschte wie betäubt in die angespannte Stille.
    „Haben Sie vor, das Handtuch fallen zu lassen, oder wollen Sie mich nur reizen?“, fragte Jaspar lauernd.
    Dunkle Röte stieg Freddy ins Gesicht. Sie sah an sich hinunter und begriff erst jetzt, wie sie ihrem Besucher gegenüberstand – halb nackt, nur in ein rosa Frotteetuch gewickelt. Der Zauber, der sie gefangen gehalten hatte, war verflogen. Sie wollte in ihr Schlafzimmer fliehen, aber Jaspar hielt sie fest und schob ihr eine Hand ins blonde Haar. Erschrocken sah sie zu ihm auf. Ihre blauen Augen trübten sich, und eine heiße Welle der Lust durchflutete ihren Körper.
    „Das Erröten müssen Sie noch üben“, sagte er mit einem spöttischen Lächeln, das seine gleichmäßigen weißen Zähne zeigte, „aber der Empfang war Klasse.“
    „Sie missverstehen mich“, flüsterte Freddy, die alle Kraft zu verlassen drohte.
    „Das glaube ich nicht. Es mag eingebildet klingen, aber Frauen bieten sich mir an, seit ich denken kann.“
    Ehe Freddy dieses offene Eingeständnis ganz erfasst hatte, spürte sie Jaspars Lippen auf ihren. Eine sengende Flamme durchzuckte sie. Sie umklammerte Jaspars Arm, um sich aufrecht zu halten, aber sie fiel und fiel und glaubte im Fallen zu verbrennen.
    Nichts zählte mehr als dieser heiße, leidenschaftliche Kuss. Freddy fühlte sich in eine neue Welt versetzt, die ihr bisher verborgen gewesen war. Je fordernder Jaspar sie küsste, umso heftiger sehnte sie sich nach ihm, umso verzweifelter drängte sie sich ihm entgegen.
    Sie hörte, dass es an der Tür klingelte, aber es hatte keine Bedeutung für sie. Erst als Jaspar sie losließ und sich langsam aufrichtete, begriff sie, was geschehen war.
    „O nein!“, sagte sie stöhnend und floh an ihm vorbei in ihr Schlafzimmer.
    Nachdem sie die Tür von innen verriegelt hatte, lehnte sie sich schwer atmend dagegen. Der Spiegel über dem Frisiertisch warf ihr Bild zurück. Sie erkannte die vollen roten Lippen, die großen Augen mit den geweiteten Pupillen und die tiefe Verwirrung, die aus jeder Linie ihres Gesichts sprach. Wie sollte sie die Kraft aufbringen, dieses Zimmer zu verlassen und so zu tun, als wäre nichts geschehen?
    Jaspar Al-Husayn glaubte, dass sie ihm absichtlich halb nackt geöffnet hatte. Er hielt sie ja für Erica, also für unmoralisch, leichtlebig und sexbesessen. Tiefe Scham erfasste Freddy, aber zugleich erlebte sie einen Augenblick peinlichster Selbsterkenntnis. Sie hatte bis heute nicht gewusst, dass ein Mann sie so weit aus sich herauslocken konnte. Sie spürte noch die seltsame Faszination, die darin lag, sich ganz hinzugeben und bei einem leidenschaftlichen Kuss alles zu vergessen. Wer er war, wer sie war … einfach alles. Wie grausam, das ausgerechnet bei diesem Mann entdecken zu müssen!
    Bis heute hatte sie das ganze Gerede über Sex, von dem die Frauenmagazine voll waren, für Blödsinn gehalten, und nun bewies ihr dieser Mann, den sie mehr als jeden anderen hasste, dass vielleicht doch etwas daran war. Wie konnte er das wagen? Woher nahm er das Recht, sie in ihrer selbst gewählten Einsamkeit zu stören?
    Freddy zog ein übergroßes T-Shirt und einen dunklen Rock an, der ihr fast bis an die Knöchel reichte. Dazu wählte sie derbe Laufschuhe. Jaspar hatte sie überrascht. Seine starke sinnliche Ausstrahlung hatte sie vorübergehend aus dem Gleichgewicht gebracht, aber sie brauchte nur an seine letzten Worte zu denken, um eine Wiederholung auszuschließen.
    Die Frauen boten sich ihm also an, seit er denken konnte? Der Ärmste! Wie hielt er die Qual, so unerhört begehrenswert zu sein, nur aus? So viel Eigenliebe, so viel Selbstüberhebung war ihr noch nicht vorgekommen, und sie hätte viel darum gegeben, ihn von seiner Höhe herabstürzen zu sehen.
    Freddy ging leise über den Korridor und betrat das Wohnzimmer. Insgeheim hatte sie gehofft, ihren unerwünschten Gast nicht mehr anzutreffen, aber da stand er – so groß wie vorher, so sicher wie vorher und so unerträglich zufrieden mit sich selbst, dass sie fast wieder umgekehrt wäre.
    Seit Ericas Tod hatte sie das überladene Wohnzimmer kaum noch benutzt, aber Jaspar Al-Husayn passte zu den teuren, glänzenden Möbeln, den dicken, flauschigen Teppichen und den schweren Gardinen mit üppigen Girlanden, Fransen und
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