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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94
Autoren: L Graham
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mit den nötigen Referenzen vorbeikommen“, schlug sie vor und schürte damit die Feindseligkeit, die der Kronprinz ausstrahlte. „Ich werde mich dann gern mit Ihnen zusammensetzen und so höflich, wie es zivilisierten Menschen zukommt, über Bens Zukunft beraten.“
    „Sie haben mich verärgert.“ Jaspar Al-Husayn war kaum noch zu verstehen. „Das werden Sie bereuen.“
    Blass, am ganzen Körper bebend, stand Freddy da und hörte die Wohnungstür zu fallen. Der Kronprinz hatte ihr Angst machen wollen, und das war ihm gelungen.
    Ben wachte auf, rieb sich die Augen und wimmerte leise vor sich hin, wie er es manchmal im Schlaf tat. Freddy nahm ihn auf den Arm und drückte ihn mit einer schmerzlichen Aufwallung an sich. Ein Kind, das keine Eltern hatte, aber aus einer königlichen, unermesslich reichen Familie stammte, war besonders gefährdet. Sie musste einen Anwalt aufsuchen und sich erkundigen, welche rechtlichen Möglichkeiten sie hatte.
    Jaspar ließ Erica Sutton den ganzen nächsten Tag beobachten und las am späten Nachmittag den Bericht, den seine Leibwächter ihm vorlegten. Dass sie schnurstracks zu einem Anwalt gegangen war, um sich Rat zu holen, wunderte ihn nicht. Es war seine Absicht gewesen, sie unter Druck zu setzen und aus der Reserve zu locken.
    Während Adil seinen geselligen Neigungen nachgegangen war, hatte Jaspar sich das brillante Wissen angeeignet, mit dem er jetzt Quamars auswärtige Geschäfte lenkte. Die Ausbildung an der Militärakademie und das Studium der internationalen Hochfinanz hatten seine natürlichen Anlagen gefördert und einen harten, mitunter skrupellosen Mann aus ihm gemacht. Aus schwierigen Verhandlungen ging er meist als Sieger hervor. Sobald er die Schwächen seines Gegners erkannt hatte, wartete er nur den richtigen Zeitpunkt ab, um ihn zur Strecke zu bringen.
    Erica Sutton mit dem Entzug aller Vergünstigungen zu drohen, die sie seit Benedicts Geburt genoss, war einer dieser klugen Schachzüge gewesen. Zweifellos nahm sie jetzt an, dass sie sich das Sorgerecht für ihren Sohn sichern musste, um ihren gegenwärtigen Lebensstil beibehalten zu können. Das würde jedoch nicht der Fall sein. Sobald sie begriffen hatte, dass sie auf Benedict verzichten konnte, ohne ihre finanzielle Sicherheit einzubüßen, würde sie alle Rechte als Mutter fahren lassen.
    Mit einiger Belustigung entnahm Jaspar dem Bericht, dass Erica am frühen Nachmittag zwei Stunden in einem Frisiersalon zugebracht hatte. Die abfällige Bemerkung über ihr Aussehen war ihr unter die Haut gegangen, und sie wollte sich bei seinem zweiten Besuch von ihrer wahren Seite zeigen! Was mochte sie gestern zu der lächerlichen Komödie veranlasst haben? Hatte sie wirklich geglaubt, ihn täuschen zu können? Ein Frauenkenner und Genießer wie Adil hätte eine Frau mit kindlicher Haarfrisur, dicken Brillengläsern und altmodischem Kostüm keines zweiten Blicks gewürdigt!
    Vermutlich war Intelligenz nicht Erica Suttons Stärke. Dazu passte auch, dass sie in der Botschaft von Quamar angerufen hatte, um sich seine Identität bestätigen zu lassen. Wie naiv, und wie ungeschickt! Sogar der junge Attache, der den Anruf entgegengenommen hatte, war nicht zu bewegen gewesen, seine, Jaspars, Anwesenheit in London zu bestätigen oder zu dementieren. Nur eins wunderte Jaspar – dass Erica ihn nicht von einem der vielen Familienfotos auf Adils Jacht wiedererkannt hatte.
    Mit etwas Glück würde die ganze lästige Angelegenheit am Abend erledigt sein. Jaspar wollte die Geduld seines Vaters nicht unnötig auf die Probe stellen, und das Pflegepersonal wartete nur darauf, Benedict in Empfang zu nehmen. Vielleicht würde seine Ankunft in Quamar den König von einem anderen Problem ablenken, das seit Adils Tod eine traurige Bedeutung erlangt hatte – Jaspars notwendiger Vermählung.
    Er war jetzt dreißig Jahre alt und empfand es als seltenen Vorzug, immer noch ledig zu sein. Sein Vater hatte ihn gewähren lassen, denn er fürchtete, bei Jaspar dasselbe wie bei Adil zu erleben. Adil war in einem Alter verheiratet worden, in dem er die Bedeutung der Ehe noch nicht hatte ermessen können. Der König sah darin den Grund für seine spätere Flatterhaftigkeit und wollte denselben Fehler nicht zweimal machen. Durch Adils Tod hatte sich die Situation dramatisch verändert. Als Kronprinz war Jaspar dazu verpflichtet, dem Land möglichst bald einen Thronfolger zu schenken.
    Er würde es seinem Vater überlassen, die Braut auszusuchen. Während
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