Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
passenden hellbeigen Kostüm mit weißer Bluse, jedoch vernünftigen Schuhen. Ich hielt sie zuerst für eine Angehörige, die verständigt worden war, um die Toten zu identifizieren, aber dann sah ich, dass sie mit Notizblock und Kugelschreiber ausgerüstet war und amtlich wirkte.
    Auf der sch önen silbergrauen Zedernholzterrasse lagen Tom und Judy nebeneinander auf dem Rücken - ihre Füße in Richtung Haus, ihre Köpfe in Richtung Bay, ihre Arme und Beine ausgebreitet, als spielten sie Schnee-Engel. Ein Polizeifotograf machte Aufnahmen von beiden, und sein aufflammender Blitz erhellte die Terrasse und ließ die Leichen für einen Augenblick gruselig erscheinen - wie in Die Nacht der lebenden Toten.
    Ich starrte auf die Leichen. Tom und Judy Gordon waren Mitte Dreißig, gutaussehend und selbst im Tod noch ein ausgesprochen attraktives Paar - so attraktiv, dass sie manchmal für Berühmtheiten gehalten worden waren, wenn sie in teuren Restaurants gegessen hatten.
    Beide trugen Jeans, Turnschuhe und Polohemden. Toms Hemd war schwarz und verziert mit dem Markenzeichen irgendeines Schiffsausr üsters, während Judy ein eleganteres mintgrünes Hemd mit einem kleinen gelben Segelboot auf der linken Brust trug.
    Max sah im Laufe eines Jahres vermutlich nicht viele Ermordete, aber dafür so viele an natürlichen Ursachen gestorbene Tote, Selbstmörder, Verkehrsopfer und dergleichen, dass ihm bestimmt nicht übel werden würde. Er wirkte grimmig, besorgt, nachdenklich und professionell, sah aber immer wieder zu den Leichen hinüber, als könne er kaum glauben, dass auf dieser schönen Terrasse tatsächlich zwei Mordopfer lagen.
    Ich ging über die Terrasse und blieb vor Tom Gordon stehen. Tom hatte eine Einschusswunde über der Nasenwurzel; bei Judy befand sich die Einschussstelle an der linken Schläfe.
    Vorausgesetzt, dass hier ein Einzeltäter geschossen hatte, hatte er zuerst Tom, der groß und athletisch war, mit einem Kopfschuss erledigt. Dann hatte Judy, die ungläubig zu ihrem Mann hinübergesehen hatte, die zweite Kugel in die Schläfe bekommen. In beiden Fällen hatten die Geschosse die Schädel durchgeschlagen und waren vermutlich in der Bay gelandet. Pech für die Ballistiker.
    Ich sah mich um, ohne in der n äheren Umgebung eine Stelle zu erkennen, wo der Schütze sich hätte verstecken können. Die Glasschiebetür des Hauses stand offen, und der Täter konnte drinnen gewesen sein, aber dort wäre er sechs bis sieben Meter von den Gordons entfernt gewesen, und es gibt nicht viele Leute, die aus dieser Entfernung mit einer Pistole zielsicher schie ßen können. Aus sechs bis sieben Metern zielt man in der Regel erst auf den Körper, erst dann tritt man näher heran und erledigt das Opfer mit einem Kopfschuss.
    Es gab also zwei Möglichkeiten: Der Täter hatte keine Pistole, sondern ein Gewehr benutzt - oder er war imstande gewesen, auf die beiden zuzugehen, ohne dass sie Verdacht geschöpft hatten. Irgendjemand, der normal aussah und in keiner Weise bedrohlich wirkte; vielleicht sogar jemand, den sie kannten. Die Gordons waren aus ihrem Boot gestiegen und über die Holzterrasse nach oben gekommen, hatten irgendwann den Täter oder die Täterin gesehen und waren weiter auf ihn oder sie zugegangen. Als die Entfernung auf eineinhalb Meter zusammengeschrumpft war, hatte der oder die Unbekannte eine Pistole gezogen und die beiden umgelegt.
    Ich betrachtete die Umgebung der Toten und sah mehrere farbige Fähnchen im Zedernholz der Terrasse stecken. »Rot bedeutet Blut?«
    Max nickte. »Weiß bedeutet Knochen, grau bedeutet...«
    »Schon kapiert.« Ich war froh, dass ich meine Clogs trug.
    »Die Austrittswunden sind so riesig, dass beiden der ganze Hinterkopf fehlt«, erklärte Max. »Und wie du siehst, sind auch die Einschusswunden so groß, dass wir auf Kaliber 45 tippen. Die Geschosse haben wir noch nicht gefunden. Liegen vermutlich in der Bay.«
    Ich äußerte mich nicht dazu.
    Max deutete auf die Glasschiebetür. »Diese Tür ist aufgebrochen, das Haus durchsucht worden. Allerdings fehlen keine größeren Gegenstände - Fernseher, Computer, Stereo anlage und so weiter stehen noch da. Aber vielleicht sind Schmuckstücke und andere kleine Dinge entwendet worden.«
    Ich dachte einen Augenblick dar über nach. Wie die meisten Eierköpfe, die mit einem staatlichen Gehalt auskommen müssen, besaßen die Gordons nicht viel Schmuck, Kunstwerke oder sonstige Wertgegenst ände. Ein Junkie hätte sich ihre teure HiFi-Anlage
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher