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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste
Autoren: Nelson DeMille
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wie das als Syphiliserreger bekannte Stäbchenbakterium. Die Gordons hatten Sinn für Humor gehabt.
    »Edgar Murphy hat ausgesagt«, berichtete Max, »dass die Gordons manchmal mit ihrem Boot nach Plum Island zur Arbeit gefahren sind. Nur bei schlechtem Wetter und im Winter haben sie die staatliche Fähre benutzt.«
    Ich nickte. Das wusst e ich bereits.
    »Ich rufe auf der Insel an«, fuhr Max fort, »und sehe zu, ob rauszukriegen ist, wann sie abgefahren sind. Bei ruhiger See, hereinkommender Flut und Ostwind müssten sie schneller als sonst rübergekommen sein.“
    »Ich bin kein Seemann.«
    »Aber ich. Ihre Überfahrt hat heute vielleicht nur eine Stunde gedauert; normalerweise rechnet man eineinhalb, höchstens aber zwei. Die Murphys haben das Boot gegen halb sechs gehört, und wenn wir wüssten, wann die Gordons weggefahren sind, wüssten wir auch, ob das um halb sechs ihr Boot gewesen ist.«
    »Richtig.« Ich sah mich auf der Holzterrasse um, auf der die üblichen Gartenmöbel standen - Tisch, Korbsessel, Sonnenschirm, dazu kleine Büsche und Stauden; trotzdem gab es nirgendwo ein Versteck, in dem der Täter den Gordons hier im Freien hätte auflauern können.
    »Woran denkst du?« erkundigte sich Max.
    »Nun, ich denke an eine Holzterrasse wie die hier - groß zügig, über mehrere Ebenen reichend, wartungsfrei. Nicht wie meine altmodische Veranda, die ständig gestrichen werden muss. Wenn ich das Haus meines Onkels kaufen würde, könnte ich auch eine Terrasse bis zur Bay hinunter anlegen. Aber dann hätte ich natürlich weniger Rasen.«
    Max lie ß einige Sekunden verstreichen, bevor er ungläubig fragte: »Daran denkst du?«
    »Yeah. Woran denkst du?«
    »Ich denke an einen Doppelmord.«
    »Gut. Erzähl mir, was du noch festgestellt hast.«
    »Okay. Ich habe die Motoren angefasst... «Er wies mit dem Daumen auf das Boot. »Als ich hergekommen bin, waren sie noch warm - wie übrigens die Leichen auch.«
    Ich nickte. Die Sonne berührte bereits das Wasser der Bay: Der Abend wurde merklich dunkler und kühler, so dass ich in T-Shirt und Shorts zu frösteln begann.
    »Und noch was«, fügte Max hinzu. »Die Vorleine ist nur mit einem Slipstek festgemacht.«
    »Oh, das ist natürlich ein wichtiger Hinweis. Was zum Teufel ist ein Slipstek?“
    »Ein Knoten, der sich schnell lösen lässt. Daraus schließe ich, dass die Gordons bald wieder wegfahren wollten.«
    »Gut beobachtet.«
    »Richtig. Hast du irgendeine Idee?«
    »Nö.«
    »Eigene Beobachtungen?«
    »Die hast du alle vorweggenommen, Chief.«
    »Theorien, Gedanken, Vermutungen? Irgendwas?«
    »Nö.«
    Chief Maxwell zögerte, als wollte er sagen: »Du bist entlassen!« Aber stattdessen murmelte er: »Ich muss mal telefonieren.« Er ließ mich stehen und verschwand im Haus.
    Ich sah mich wieder nach den Leichen um. Die Frau in dem hellbeigen Kost üm war dabei, Judys Umrisse mit Kreide nach zuziehen. In New York City ist es Vorschrift, dass der leitende Ermittler das tut, und ich vermutete, dass es auch hier üblich war. Daraus schloss ich, dass die Lady in Beige eine Kriminal beamtin war, die den Auftrag hatte, im Falle dieses Doppelmords zu ermitteln. Und ich wusste, dass ich mit ihr zu tun haben würde, falls ich mich dazu entschloss, Max bei dieser Sache beizustehen.
    Der Tatort eines Verbrechens kann sehr interessant sein, wenn man weiß, wonach man Ausschau zu halten hat. In diesem Fall kannte ich die Ermordeten, was für jeden Ermittler von Vorteil ist. Ich wusste beispielsweise, dass die Gordons auf Fahrten nach Plum Island immer T-Shirts, Shorts und Bootsschuhe getragen hatten, um erst am Arbeitsplatz ihren Labor mantel, Schutzanzug und so weiter anzuziehen. Außerdem sah Tom in dem schwarzen Polohemd gar nicht wie Tom aus, und Judy hatte eine Vorliebe für Pastelltöne gehabt. Diese Aufmachung hatte offenbar zur Tarnung gedient, die Turnschuhe der schnellen Fortbewegung.
    Aber wo kam die rote Erde in den Rillen ihrer Schuhsohlen her? Nicht aus dem Labor, vermutlich auch nicht vom F ährhafen auf Plum Island, genauso wenig wie aus ihrem Boot oder dem Steg dort unten. Die beiden schienen heute woanders gewesen zu sein, sie waren heute anders angezogen als sonst, allerdings hatte dieser Tag auch völlig anders geendet. Hier war etwas im Gange, was mir vorläufig noch ein Rätsel war.
    Andererseits war es trotzdem m öglich, dass die Gordons nur einen Einbrecher überrascht hatten. Ich meine, diese Sache musste nichts mit ihren Jobs zu tun haben. Aber
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