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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste
Autoren: Nelson DeMille
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Marvelettes. An diesem Montag waren die Wochenendtouristen Gott sei Dank wieder fort, und da die meisten Sommerhäuser ohnehin nur bis zum Labor Day vermietet gewesen waren, wurde es allmählich wieder richtig einsam. Max ist ein Einheimischer, der nie gleich zur Sache kommt, deshalb muss man warten können. Schließlich fragte er mich: »Gehört dieser Schuppen dir?«
    »Nein, meinem Onkel. Er möchte, dass ich ihn kaufe.«
    »Kauf lieber nichts. Meine Philosophie lautet: Was sich fahren, fliegen oder vögeln lässt, wird gemietet.«
    »Vielen Dank.«
    »Bleibst du noch 'ne Weile hier?«
    »Bis der Wind aufhört, durch meine Brust zu pfeifen.«
    Er grinste, dann wurde er wieder nachdenklich. Max ist ein großer Mann, ungefähr in meinem Alter, was Mitte Vierzig bedeutet, mit blonden Locken, gesundem Teint und blauen Augen. Frauen scheinen ihn gutaussehend zu finden - was Chief Maxwell, ledig und hetero, sehr genehm ist.
    »Also, wie fühlst du dich?« fragte er.
    »Nicht schlecht.“
    »Hast du Lust, dich ein bisschen geistig zu betätigen?«
    Ich gab keine Antwort. Ich kenne Max seit etwa zehn Jahren, aber da ich nicht hier wohne, sehe ich ihn nur selten. An dieser Stelle sollte ich einf ügen, dass ich als New Yorker Kriminalbeamter in der Mordkommission Manhattan North gearbeitet habe, bis ich niedergeschossen wurde. Das war am 12. April. Da seit fast zwanzig Jahren kein Angehöriger der Mordkommission mehr angeschossen worden war, wurde mein Fall von den Medien mit Hilfe der NYPD-Pressestelle ziemlich aufgebauscht.
    Trotzdem laufen die beiden Kerle, die mich durchlöchert haben, noch immer frei herum. Nachdem ich vier Wochen lang im Columbia Presbyterian Hospital gelegen und ein paar Wochen in meiner Eigentumswohnung in Manhattan verbracht hatte, meinte mein Onkel Harry, sein Sommerhaus sei der richtige Aufenthaltsort für einen Helden. Warum nicht? So kam ich Ende Mai hier an.
    »Soviel ich weiß, hast du Tom und Judy Gordon gekannt«, sagte Max.
    Unsere Blicke begegneten sich. Ich verstand. »Beide?« erkundigte ich mich.
    Max nickte. »Beide.« Nach kurzem respektvollen Schweigen sagte er: »Ich möchte, dass du dir den Tatort ansiehst.«
    »Warum?«
    »Warum nicht? Um mir einen Gefallen zu tun. Bevor andere Leute ihre Finger drin haben. Ich hab' nicht genügend Mordermittler.«
    Tatsächlich hat das Southold Town Police Department überhaupt keinen Mordermittler, was weiter nicht schadet, weil hier draußen nur sehr selten jemand umgelegt wird. Kommt's doch mal vor, schickt die Suffolk County Police ein Ermittlerteam, und Max tritt beiseite. Das gefällt ihm nicht.
    Eine Anmerkung zur Geographie: Wir befinden uns hier auf der North Fork von Long Island, Bundesstaat New York, in der Gemeinde Southold. Die South Fork von Long Island -jenseits der Peconic Bay - umfasst die schicken Hamptons mit Schriftstellern, Künstlern, Verlagsmenschen und sonstigen Armleuchtern. Hier auf der North Fork leben Farmer, Fischer und dergleichen. Und vielleicht ein Mörder.
    Die Gemeinde Southold, die den größten Teil der North Fork umfasst, besteht aus acht kleineren Ortschaften - eine davon heißt Mattituck, wo Onkel Harrys Haus steht - sowie dem Dorf Greenport und hat eine Polizei mit ungefähr vierzig Beamten, deren Chef Sylvester Maxwell ist.
    »Mal ansehen kann nicht schaden«, sagte Max.
    »Vielleicht doch. Was ist, wenn ich zu irgendeinem unpassenden Termin als Zeuge vorgeladen werde? Schließlich werde ich nicht dafür bezahlt.«
    »Hör zu, ich habe den Stadtkämmerer angerufen, und er hat genehmigt, dass ich dich offiziell als Berater engagiere. Für hundert Dollar pro Tag.«
    »Wow! Das klingt wie 'n Job, für den man erst mal Geld zusammensparen muss.«
    Max gestattete sich ein L ächeln. »Hey, das reicht für Benzin und Telefonspesen. Du tust ja ohnehin nichts.«
    »Ich versuche, das Loch in meiner rechten Lunge zuwachsen zu lassen.«
    »Diese Sache ist nicht anstrengend.«
    »Woher weißt du das?«
    »Damit kannst du dich als guter Bürger von Southold beweisen.«
    »Ich bin New Yorker. Ich brauche hier nicht den guten Bürger zu spielen.«
    »Hey, hast du die Gordons gut gekannt? Seid ihr befreundet gewesen?«
    »Gewissermaßen.«
    »Aha! Dann ist das deine Motivation. Los, John! Wir haben's eilig. Dafür schulde ich dir einen Gefallen. Ruf mich an, wenn du nächstes Mal 'nen Strafzettel kriegst.«
    In Wahrheit langweilte ich mich, und Tom und Judy Gordon waren nette Leute gewesen... Ich stand auf und stellte
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