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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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mich in die sechste Etage. Ich klingelte.
    Mein verbindliches Lächeln vertiefte sich, als ich dem Girl gegenüberstand. Kein Zweifel, James Ridge war ein Mann von ausgeprägtem Geschmack gewesen.
    Viola Lavola hatte eine hinreißende Figur. Modelliert wurden diese ästhetischen, aber auch ein wenig herausfordernden Linien von einem Hausanzug aus goldfarbenem Lastex. Er umschloß den erstaunlichen Kurvenreichtum wie eine zweite Haut.
    Doch James Ridge hatte wohl nicht nur perfekte Proportionen geliebt. Ihm war es offensichtlich auf mehr angekommen.
    Viola Lavolas Gesicht war von einer rassigen, klassischen Schönheit und voller Ausdruckskraft.
    Das zeigte sich sowohl an den hohen Jochbeinen, als auch an den langbewimperten apfelgrünen Augen und dem schwellenden, wie zu einer ständigen Frage aufgeworfenen Mund. Die Nackenlinie wirkte edel und zerbrechlich zugleich. Das blonde, stark gelockte Haar war dem neuesten Modetrend angepaßt. Zusammenfassend ließ sich sagen, daß Viola Lavola mehr Sex hatte als eine Jahresausgabe mit den gewagtesten Fotos der führenden Herrenmagazine.
    »Mr. Cotton?« fragte sie mich lächelnd. Ich hatte meinen Besuch telefonisch angekündigt.
    »Jerry Cotton«, bestätigte ich. »Darf ich eintreten?«
    Als ich hinter der jungen Dame das Wohnzimmer betrat, schoß es mir durch den Kopf, daß die hinreißende Schönheit Viola Lavolas einen bemerkenswerten Makel hatte — und das war das Fehlen jeglichen Anzeichens von Trauer oder Depression. Immerhin war sie mit James Ridge so gut wie verlobt gewesen.
    Das Wohnzimmer hatte Pfiff. Nicht alles darin war gut und teuer, aber die Zusammenstellung verriet Geschmack, sie hatte das gewisse Etwas. Wir setzten uns. Als Viola sich nach vorn beugte, um mir eine Zigarette anzubieten, hatte ich das Gefühl, daß die zweite Haut ihres goldenen Hausanzuges zur ersten wurde.
    Ich lehnte dankend ab. Viola genehmigte sich eine Zigarette. Ich gab ihr Feuer. Viola lächelte mir kurz in die Augen. Dann lehnte sie sich zurück. Sie wirkte völlig entspannt und selbstsichcher.
    »Lieutenant Harper war kurz nach dem Abendessen hier«, meinte sie. »Ein etwas verkrampfter, deprimierter Herr, höflich, aber zergrübelt. Wahrscheinlich wird man so, wenn man seine Tage mit der Aufklärung von Gewaltverbrechen verbringt.«
    »Wann haben Sie erfahren, daß Mr. Ridge gestorben ist?« wollte ich wissen.
    »Irgendwann gegen halb fünf«, erwiderte das Girl. »Lieutenant Harper rief mich an und teilte mir mit, daß James vergiftet worden sei. Irgend jemand muß seine Tabletten ausgetauscht haben. Wie kommt es eigentlich, daß sich die Polizei und das FBI gleichzeitig um den Fall bemühen?«
    »Mr. Ridge war Staatsbeamter«, sagte ich. »Das fällt in unser Ressort. Unabhängig davon muß die Mordkommission mit der Aufklärung des Verbrechens betraut werden. Haben Sie einen Tatverdacht?«
    »Nein, aber heute nachmittag ereigneten sich ein paar merkwürdige Dinge. Ich wurde von einem Mann verfolgt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ganz nichtssagend — aber von ihm ging etwas Bedrohliches aus«, meinte Viola. »Ich rief James deshalb an. Ich forderte ihn sogar dazu auf, seine Tablette einzunehmen. Himmel, wenn ich geahnt hätte, was ich damit auslöse…« Ihre Stimme erstarb.
    Ich blickte aus dem Fenster.
    »Auf die Gefahr hin, daß Sie mich für herzlos halten, muß ich Ihnen trotzdem sagen, daß mich die Nachricht von James Tod nicht sonderlich überraschte«, fuhr das Girl fort. »James hatte gewußt, daß es eines Tages so kommen würde. Er wußte, daß er Feinde hatte, die ihm nach dem Leben trachteten. Ich zog ihn deshalb schon auf. Ein leitender CIA-Beamter, der sich ständig bedroht fühlte, erschien mir wie ein Anachronismus. Wenn ich gewußt hätte, wie ernst die Lage war, hätte ich auf diese billigen Scherze verzichtet.«
    »Im Office galt James Ridge keineswegs als depressiv«, sagte ich.
    »Dort riß er sich eben zusammen,« mutmaßte das Girl. »Bei mir ließ er sich gehen, wenn auch nur ein wenig. Mißverstehen Sie mich bitte nicht. Er war nicht feige. Er fürchtete sich nicht vor seinem Ende. Er sah es nur voraus.«
    »Es wäre seine Aufgabe gewesen, etwas dagegen zu tun«, stellte ich fest. »Er hatte dazu die Mittel und die Möglichkeiten. Ihm stand der Apparat seiner Organisation zur Verfügung, und er konnte jederzeit auch uns oder die Polizei einschalten.«
    »Möglicherweise fühlte er, daß das zwecklos sein würde. Vielleicht wäre es ihm auch peinlich
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