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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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aneinander vorbeischauten. Er war der typische City Slicker, einer dieser aalglatten Burschen, die sich nur schwer festnageln ließen.
    Ich kannte ihn nicht. In seinem linken Mundwinkel klemmte der verqualmende Rest einer selbstgedrehten Zigarette.
    »Eine Leiche?« fragte ich.
    »Ja«, sagte er. Die Kippe in seinem blassen Mund bewegte sich kaum. »Deine eigene!«
    ***
    Ein Spinner, dachte ich. Einer dieser Narren, die hin und wieder eine Schlägerei provozieren, um ihre innere Leere auszufüllen und sich ihre Art von Selbstbestätigung zu verschaffen. Ich wunderte mich trotzdem, daß er ausgerechnet mich anrempelte.
    Ich überragte ihn fast um Haupteslänge. Er mußte sehen, daß er nicht mit mir Ball spielen konnte.
    »Nicht jede Witzfigur hat das Talent, auch wirklich witzig zu sein«, belehrte ich ihn.
    Er grinste breit. Spott glitt an ihm ab wie Wasser von einer Regenhaut. Er wies mit dem Daumen über seine Schulter, hinein in das lastende zähe Dunkel einer Hauseinfahrt.
    »Setzen Sie sich in Trab«, schlug er vor und brachte es immerhin fertig, mich nicht mehr zu duzen. »Hinten im Hof steht ein Schuppen. Gehen Sie hinein. Die Tür ist offen. Ohne Sie gibt’s keine Premiere!«
    »Was soll ich dort?«
    Er grinste noch immer. »Hat Ihr Gedächtnis einen Platten?« fragte er herausfordernd. »Betrachten Sie sich Ihre Leiche, Mister! So was sollten Sie sich nicht zweimal sagen lassen. Wer von uns kriegt schon die Chance, zu sehen, wie er abschrammen wird?«
    Ich blickte in das Dunkel der Durchfahrt. Ich war nicht ängstlich, aber warum hätte ich seiner Aufforderung folgen sollen?
    Erstens ließ ich mich nicht provozieren, und zweitens war ich dienstlich unterwegs. Ich befand mich auf dem Weg zu Viola Lavola. Sie wohnte nur einen halben Block von hier entfernt im Haus 253 Ralph Avenue. Viola Lavola war die Freundin des Geheimdienstmannes James Ridge gewesen. Sie hatte wenige Minuten vor seinem Tod mit ihm gesprochen. Das war alles, was ich zur Stunde von ihr wußte.
    Ich wandte mich zum Gehen. Ich hatte einfach keine Zeit, einen Schwätzer zurechtzuweisen.
    »Nicht neugierig, G-man?« rief mir der Bursche halblaut hinterher.
    Ich blieb noch einmal stehen und drehte mich um. Jetzt begriff ich, daß mein Gesprächspartner nicht ganz zufällig hier stand. Er hatte nicht irgend jemanden anrempeln wollen, er hatte auf mich gewartet.
    Deshalb interessierte mich die Frage, wie es der Bursche geschafft hatte, mein Auftauchen in dieser Straße vorauszusehen.
    Ich machte zwei Schritte auf ihn zu. »Wer sind Sie?« fragte ich ihn barsch.
    »So dürfen Sie mit mir nicht sprechen, G-man«, meinte er gespielt vorwurfsvoll. »Ich habe Sie nur was gefragt, nicht wahr? Das ist keine strafbare Handlung, Mister. Von mir aus können Sie tun, was Sie für richtig halten — aber an Ihrer Stelle würde ick mir trotzdem den Hofschuppen mal anschauen.«
    Ein Wagen hielt am Bürgersteig, ein 64er Fairlane. Er war ehemals rot gewesen und sah so aus, als klebte noch der Schmutz seines Geburtsjahres auf dem Lack. Am Steuer saß eine Blondine. Sie stieß den Wagenschlag so plötzlich auf, daß ein männlicher Passant sich nur durch einen Sprung zur Seite retten konnte. Das Girl lachte schallend.
    »Kommst du mit, Hank?« rief es meinem überheblichen Gesprächspartner zu.
    Der City Slicker spuckte die Kippe aus. Sie flog wie ein Geschoß haarscharf an meinem Kopf vorbei. »Klar, Puppe«, antwortete er und löste sich von der Hauswand. »Hier ist’s stinklangweilig. Wer quatscht schon gern mit einem Toten?«
    Ich unterdrückte den Impuls, ihn am Arm festzuhalten, und beobachtete, wie er in den Fairlane kletterte und mit dem Mädchen davonfuhr. Ich prägte mir die Zulassungsnummer des Wagens ein, ohne so recht zu glauben, etwas damit anfangen zu können.
    Ich setzte meinen Weg fort und dachte an den Toten. James Ridge war ein Spitzenmann der Central Intelligence Agency gewesen. Ein Abwehrspezialist in seiner Position arbeitete naturgemäß gleichzeitig an mehreren Fällen. Dieser Umstand erschwerte die Ermittlungen. Ridge hatte, ähnlich wie ein G-man oder ein Kriminalbeamter, einfach zu viele Leute gekannt, die ihn gefürchtet oder sogar gehaßt hatten.
    Meinen Jaguar hatte ich auf einem zwei Häuserblocks entfernt liegenden Parkplatz abgestellt. Eingangs der Ralph Avenue hatten ein paar Sperrschilder auf Straßenbauarbeiten und Halteverbote hingewiesen.
    Das Haus, in dem Viola Lavola wohnte, war ein zehnstöckiger Neubau. Ein Lift brachte
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