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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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gewesen, anderen seine Befürchtungen einzugestehen. Es waren wohl nur Gefühle, Regungen des Instinkts. Er hatte keine konkreten Anhaltspunkte, nichts, woran er anknüpfen konnte.«
    »Er nannte niemals Namen oder Organisationen seiner mutmaßlichen Gegner?«
    »Nie«, sagte Viola.
    »Sprach er zuweilen mit Ihnen über seine Arbeit?«
    »Nein«, antwortete das Girl. »Diese Themen waren für ihn tabu. Weil ich das wußte, habe ich niemals versucht, mit ihm über seine Arbeit zu sprechen.«
    »Seit wann kannten Sie ihn?«
    »Etwa ein halbes Jahr«, meinte das Girl. »Wir lernten uns in dem Leseraum einer Bücherei kennen. Danach sahen wir uns immer häufiger. James machte mir allerdings klar, daß er mich nicht heiraten könnte. Er begründete es damit, daß er nicht mehr lange zu leben habe.«
    »War er vermögend?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich halte es für möglich, daß er mich testamentarisch bedacht hat. Angehörige hatte er ja nicht. Bei aller Phantasie hatte er einen Zug zur Pedanterie. Das läßt den Schluß zu, daß seine Todesahnungen sich in einem Testament niedergeschlagen haben. Ich habe schon einen Anruf seines Anwalts bekommen. Er hat mich gebeten, ihn morgen früh aufzusuchen.«
    »Wie heißt der Anwalt?«
    »Arnold Wyler von Wyler und Wyler.«
    »Führte Mr. Ridge ein Tagebuch?«
    »Danach hat mich schon der Lieutenant gefragt. Nein, James war ein Mann, der peinlichst darauf bedacht war, keine Sicherheitsvorschriften zu verletzen. Er trug nicht einmal ein Notizbuch bei sich.«
    »Wo kaufte er seine Kalziumtabletten?«
    »Meistens in einem Drugstore unweit des CIA-Hauptquartiers. Die Tabletten waren nicht rezeptpflichtig. Der Ladeninhaber wußte zwar, daß James sich regelmäßig mit dem Medikament versorgte und hätte sie mühelos austauschen können, aber das halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Ich habe einige Male mit James in dem Drugstore Kaffee getrunken. Der Besitzer ist ein älterer jovialer Herr, ein Mann ohne Fehl und Tadel — das sieht man ihm an.«
    »Wem haben Sie gesagt, daß Sie meinen Besuch erwarten?« fragte ich.
    Violas Augen weiteten sich verblüfft. »Ich habe mit keinem Menschen darüber gesprochen«, sagte sie.
    »Denken Sie darüber nach, bitte.«
    »Ich bin meiner Sache völlig sicher! Warum fragen Sie?«
    »Auf dem Weg zu Ihrer Wohnung hatte ich ein kleines Erlebnis, das Anlaß zu der Vermutung gibt, irgend jemand habe sich auf meinen Besuch in der Ralph Avenue eingerichtet.«
    »Von mir hat es niemand erfahren«, versicherte Viola.
    Ich schaute mich interessiert um.
    »Was suchen Sie?« wollte Viola wissen.
    »Es könnte sein, daß jemand das Gespräch belauschte, das Sie mit Lieutenant Harper führten, und in dessen Verlauf auch mein Kommen angekündigt wurde.«
    »Wie hätte das belauscht werden sollen?«
    »Mit einem sogenannten Gegensprechgeschoß«, erklärte ich ihr. »Das ist ein winziges Mikrofon mit einem Verstärkerelement. Es befindet sich am Ende eines Bolzens, der mit einem Spezialgewehr durch offene Fenster geschossen werden kann und an der Wand kleben bleibt — ähnlich dem Saugnapfbolzen eines Kinderluftgewehres.«
    »Ich wußte nicht, daß es so etwas gibt«, sagte Viola und blickte sich gleichfalls um. »Aber das ist völlig ausgeschlpssen«, fuhr sie dann fort. »Ich hatte die Fenster den ganzen Tag nicht offen. Meine Klimaanlage sorgt für genügend frische Luft.«
    »Das Mikrofon kann auf andere Weise im Zimmer versteckt worden sein«, sagte ich und stand auf. »Ein Bürstenvertreter, ein angeblicher Telefonarbeiter oder ein Mann, der sich als Beamter der Stadtwerke ausgab, kann es schon ein oder zwei Tage vor dem Mord hier versteckt haben. Der oder die Mörder wußten schließlich, daß Sie Mr. Ridges Freundin waren und daß man Sie zuerst befragen würde.«
    »Ich hatte weder gestern noch vorgestern einen Besucher in der Wohnung«, meinte Viola. »Und was hätten die Täter davon, wenn sie unser Gespräch belauschten?«
    »Oh, sie würden immerhin erfahren, auf welchen Gleisen wir uns bewegen und in welche Richtung unsere Ermittlungen zielen.«
    Viola lächelte matt. »Ich fürchte fast, jetzt geht die Phantasie mit Ihnen durch.«
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich ein bißchen in der Wohnung umsehe?«
    Viola hob die Augenbrauen. Ich hatte das merkwürdige Empfinden, daß sie unter dem dünnen, sehr gekonnt aufgetragenen Make-up erblaßte.
    »Lieber Himmel, Sie glauben doch nicht etwa, daß irgend jemand so ein schreckliches
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