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Ein Traum von Glueck und Liebe

Ein Traum von Glueck und Liebe

Titel: Ein Traum von Glueck und Liebe
Autoren: Laurie Campbell
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PROLOG
    Nicht einmal Kenny würde sich zu seiner eigenen Hochzeit verspäten.
    Oder etwa doch?
    Lucy Velardi steckte ihre letzten zwei Münzen in das öffentliche Telefon im Gerichtsgebäude und wählte Kennys Nummer, die seit fünf Wochen auch ihre war. Eigentlich war es wirklich albern, so nervös zu sein. Wahrscheinlich hatte Kenny den Flug zurück nach Scottsdale einfach verpasst, und wahrscheinlich hatte er sie auch angerufen, um ihr das mitzuteilen. Nur hatte sie das Haus bereits recht früh verlassen, um ihr Kleid abzuholen… ein Kleid, das den Grund ihrer überstürzten Trauung kaschieren sollte.
    Würde Kenny tatsächlich…?
    Er würde. Als sie den Anrufbeantworter per Fernabfrage abhörte, schaltete sich seine ihr so vertraute träge Stimme ein. „Hey, Babe, hör mal, tut mir wirklich Leid, aber ich… nun ja, ich werde nicht zurückkommen. Ich habe diese tolle Chance bekommen, auf der Asientour zu spielen. Und… tja, ich halte die Idee, dass wir heiraten, für nicht besonders gut.“
    Was? Lucy hätte fast einen Fluch herausgeschrieen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt hätte, dass die Nachricht noch weiterging.
    „Weißt du, ich finde, dass ich wirklich noch nicht für ein Baby bereit bin“, erklärte Kenny ihr. Als ob sie bereit wäre. Immerhin hätten sie beide bis Oktober Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. „Und wenn du dir die ganze Sache einmal so richtig überlegst, dann wirst du genauso denken, da geh ich jede Wette ein. Ein Baby passt einfach nicht in unser Leben.“
    Niemals würde Lucy so denken, ganz gleich wie sehr diese unerwartete Schwangerschaft ihr Leben durcheinander gebracht hatte. Wie konnte er das Baby nur so… so mit einer Handbewegung abtun?
    „Aber sorge dich nicht“, fuhr Kenny fort. „Ich schicke dir per Post einen Scheck, der dich“, er räusperte sich, „über die Runden bringen wird. Sieh es als Zahlung dafür an, dass du auf das Haus aufpasst, okay? Das Haus steht dir zur Verfügung – hörst du? Bis zum Januar.“
    Nun, da er das los war, schien er mächtig erleichtert zu sein. Es war deutlich genug, dass selbst Lucy es heraushörte, obwohl sie wie betäubt war. Als ob dieses Angebot alles wieder ins rechte Lot bringen könnte. Als ob sie sich aus seinem Geld und seinem Haus etwas machte.
    „Das Haus ist unbewohnt bis auf die paar Wochen nach Neujahr“, beteuerte Kenny ihr vergnügt. „So lange kannst du darin nach eigenem Belieben verfahren.
    Ich weiß, du hast dein Apartment aufgegeben, und die Familie braucht wirklich jemanden, der sich ums Haus kümmert. Du wirst das großartig meistern, da bin ich mir sicher.“
    Zumindest würde Lucy bis zur Geburt ihres Babys eine Unterkunft haben. Sie hatte sich so sehr eine richtige Familie für das Baby gewünscht – für Matthew oder Emily. Die Namen hatte sie bereits gewählt, weil sie so gut zu Tarkington passten. Doch so wie die Sache jetzt aussah, würden weder sie noch das Baby Kennys Nachnamen tragen.
    „Wie dem auch sei“, schloss Kenny so aufgekratzt, als ob er eine lästige Arbeit endlich hinter sich gebracht hätte. „Ich bin wirklich froh, dass wir uns kennen gelernt haben. Hatten wir nicht Spaß miteinander, hm? Okay dann, pass gut auf dich auf. Bye.“
    Und das war es gewesen.
    Lucy hielt den Hörer umklammert und starrte in die Eingangshalle, ohne wirklich etwas zu sehen – bis auf die weißen Wände, das fluoreszierende Licht, das Kommen und Gehen der Menschen. Erst der schrille Piepton, der aus dem Hörer drang, und der Krampf in ihren Fingern brachten sie wieder zur Besinnung.
    Sie konnte kaum durchatmen, als sie den Hörer einhängte. Ihre Lippen, ihr ganzes Gesicht waren wie zu einer Maske erstarrt. Sie konnte nicht klar denken oder weinen oder sich bewegen. Doch, zumindest bewegen musste sie sich, weil sie nicht den Rest ihres Lebens in der Eingangshalle des Gerichtsgebäudes stehen bleiben konnte.
    Im Augenblick konnte sie nichts anderes tun als atmen und auch das nur unregelmäßig. Ihr war, als ob sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.
    Was nur gut wäre. Tränen erleichterten. Doch auch dazu war sie zu niedergeschmettert. Noch nie zuvor war sie so verstört gewesen, dass sie nicht einmal weinen konnte. So viel Schmerz und Verzweiflung machten sich in ihr breit.
    Und irgendwie auch – Erleichterung.
    Erleichterung? Das verstand sie nicht. Vielleicht brauchte sie etwas, was ihr Trost gab. Nur so konnte sie die Kraft finden, zur Bushaltestelle zurückzugehen und sich auf den
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