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Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer

Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer

Titel: Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer
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Luft.
    »Ob er Geld hat?«, keuchte der Narbige.
    »Etwas muss er haben«, stieß der Langmähnige hervor. »Er ist doch Nachtwächter. Und ein Nachtwächter bekommt doch Lohn.«
    Sie fanden die Geldbörse des Misshandelten in einer Jacke. Der Narbige kippte das Münztäschchen aus und durchwühlte die Fächer für die Scheine. Einen Führerschein in einer Cellophanhülle schleuderte er achtlos zur Seite. Dass Cellophan sehr gut geeignet ist, Fingerspuren aufzunehmen, schien er nicht zu wissen.
    ***
    Der Frühling hatte in den Nordoststaaten seinen Einzug gehalten. Selbst die Mauern von Sing-Sing wirkten im warmen Sonnenschein nicht mehr so düster. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr.
    »Wie spät ist es?«, fragte mein Partner Phil Decker.
    »Ein paar Minuten nach drei. Er müsste jeden Augenblick kommen. Um drei wollten sie ihn entlassen.«
    Phil sah sich um. Wir standen neben meinem roten Jaguar, den wir ungefähr fünfzig Yards vom Haupttor entfernt geparkt hatten. Ich zog die beiden Vergrößerungen aus der Brieftasche, die uns die Lichtbildstelle gemacht hatte. Es waren Vergrößerungen von jenen Aufnahmen, die von vorbestraften Leuten für die Kartei gemacht werden. Und sie zeigten Jim Cartney, wie er vor vier Jahren ausgesehen hatte: kaum dreißig, intelligent, labil und hager.
    »Er muss sich gut geführt haben«, murmelte Phil.
    »Richtig. Sonst würden sie ihn nicht schon entlassen. Trotzdem dürfte es schwer für ihn werden. Vier Jahre Zuchthaus sind nicht gerade ein ideales Sprungbrett für eine Karriere als junger Wissenschaftler.«
    Phil sah sich schon wieder um. Er brummte etwas Zustimmendes.
    »Was suchst du eigentlich dauernd?«, fragte ich.
    »Seine Frau.«
    »Wie kommst du darauf, dass sie hier sein müsste?«
    »Na, erlaube mal. Wenn der geliebte Gatte nach vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, sollte man annehmen, dass seine Frau ihn abholen kommt.«
    »Vielleicht hat Cartney ihr den Entlassungstermin nicht mitteilen lassen, weil es ihm peinlich ist, vor dem Gefängnis erwartet zu werden. Solche Leute gibt es, und Cartney könnte dieser Typ sein.«
    »Möglich«, gab Phil zu. »Es gefällt mir trotzdem nicht.«
    »Du hast die Akten von diesem Cartney gesehen«, sagte ich. »Ich weiß nur, dass wir ihn fragen sollen, was er jetzt anfangen will. Wer interessiert sich eigentlich für ihn?«
    »Das Pentagon«, erwiderte Phil lässig.
    »Verteidigungsministerium?«, wiederholte ich. »Die interessieren sich für einen Mann, der vier Jahre im Zuchthaus saß?«
    »Ich glaube, sie interessieren sich mehr für das, was in seinem Kopf steckt.«
    »Und das wäre?«
    »Offenbar ein sehr verheißungsvolles Gehirn. Der Junge muss hochbegabt sein. Er hatte nur einen Fehler.«
    »Dass er sich mit Gangstern einließ?«
    »Das könnte man ihm abgewöhnen. Aber warum ließ er sich mit Gangstern ein? Weil er dem Alkohol verfallen war. Vier Entziehungskuren haben nichts genutzt. Er geriet hoffnungslos in Schulden, dass er keinen Ausweg mehr sah. Und deshalb ließ er sich mit Gangstern ein.«
    »Im Zuchthaus gibt es keinen Alkohol.«
    »Sehr richtig. Nun ist die Frage, was er sich vorgenommen hat. Wenn er von hier aus gleich zur nächsten Kneipe fährt, brauchen wir ihn nicht anzusprechen. Dann hat es keinen Sinn. Das Pentagon kann keinen Säufer gebrauchen. Außerdem verspricht ein vom Alkohol zersetztes Gehirn auf die Dauer sowieso nichts.«
    »Na, dann bin ich mal gespannt, wohin der gute Cartney seine Schritte lenken wird, wenn sich das große Tor von Sing-Sing für ihn endlich öffnet. Was hatte er überhaupt angestellt, dass sie ihn dort hingeschickt haben?«
    »Er hat sich an einem Einbruch beteiligt.«
    »Ein viel versprechender junger Wissenschaftler? Pfui!«, sagte ich »Wenn man sich nicht einmal mehr auf die geistige Elite verlassen kann, auf wen soll man sich da noch verlassen können?«
    »Das möchten die Jungs im Pentagon auch wissen.«
    »Was ist mit den anderen Burschen, die damals bei dem Einbruch dabei waren?«
    »Die sitzen noch. Und wahrscheinlich noch recht lange. Es waren alles mehrfach vorbestrafte Gangster. Die geringste Strafe, die ausgesprochen wurde, waren die acht Jahre für Cartney und die bekam er auch nur, weil er bis dahin eine weiße Weste hatte. Dass sie ihn jetzt schon begnadigt haben, dürfte wohl auch ein bisschen auf den Einfluss des Pentagons zurückzuführen sein.«
    »Ja«, seufzte ich, »man müsste einen General als Onkel, einen Millionär zum Vater und
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