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Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer

Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer

Titel: Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer
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die dafür vorgesehenen Öffnungen. Von jetzt ab war alles nur noch ein Kinderspiel. Sie packten Rohdiamanten im Wert von fast zwei Millionen Dollar in die mitgebrachten Taschen. Der Tresor wurde wieder abgeschlossen. Der Rückzug ging fast lautlos und zügig vonstatten. Als sie an dem seltsamen Stativ vorbeigekrochen waren, zog es der letzte behutsam wieder aus der Strahlenrichtung der Alarmanlage heraus, packte gelassen die Teile auseinander und legte sie in seine Transporttasche. Dann erst kehrten sie in die Halle zurück, durchquerten sie, zogen den Keil von der äußeren Tür wieder fort und verließen die kleine Fabrik. Sie kletterten über die Strickleiter zur Maurerkrone hinauf, ließen sich drüben geräuschlos hinabgleiten, verstauten alle ihre Taschen in dem wartenden Wagen und schoben ihn schließlich im Leerlauf bis zur Ecke. Erst dort ließen sie den Motor an und verschwanden im Straßengewirr des südlichen Manhattan. Nichts verriet, dass sie gerade einen der dreistesten Raubzüge der Kriminalgeschichte verwirklicht hatten…«
    »Hm«, brummte Willibald O’Henry zufrieden und schob die Korrekturfahne über seinen Schreibtisch, nachdem er schnell noch »Fortsetzung folgt«, darunter geschrieben hatte. Dann hob er langsam den Kopf. »Also morgen früh steht die erste Folge Ihres Romans in der Zeitung, Mr. Laramy. Und das ist wirklich Ihr erster Kriminalroman?«
    Jerome S. Laramy nickte. »Mein erster.«
    »Überraschend«, meinte O’Henry und griff nach der Zigarre auf seiner Schreibtischkante, um das zerknautschte Ding wieder einmal anzustecken. Er paffte mächtige Wolken vor sich hin.
    »Sie sollten bei diesem Metier bleiben, Mr. Laramy. Ich glaube, da liegen Ihre Fähigkeiten.«
    Jerome S. Laramy lächelte ein wenig verlegen. Er war knapp vierzig Jahre alt, mittelgroß, und fast hässlich. In seinem blassen Gesicht stimmte kaum etwas. Die Lippen waren zu klein, die Knollennase zu breit, die Wangen zu fleischig und das Kinn zu wenig ausgeprägt. Dennoch vergaß jeder, der mit ihm zu tun bekam, sofort seine Hässlichkeit, wenn er nur einen Blick in diese großen, strahlenden blauen Augen warf. Es waren Augen, die Laramys ganzes Gesicht beherrschten.
    »Wissen Sie«, sagte er zu dem Redakteur, der seinen ersten Kriminalroman angekauft hatte, »wissen Sie, das Problem bei mir ist, dass ich zu vielseitig bin. Ich habe ein Theaterstück geschrieben, eine Novelle, ein Rundfunkmanuskript, ein Liebesroman, ein Filmdrehbuch - es gibt nichts, was ich nicht schon versucht hätte. Aber sobald ich es versucht habe, reizt mich die Form nicht mehr. Dann muss ich wieder etwas Neues versuchen. Aber die Leute wollen von einem Autor immer wieder das Gleiche. Wer einen guten Roman geschrieben hat, soll weiterhin gute Romane schreiben, und wer mit einem Musical am Broadway Erfolg hatte, der muss wieder ein Musical machen.«
    »Sicher doch«, grunzte O’Henry, ein dicker, schwerer Mann. »Seine Schuhe bringt man doch nicht zum Schneider. Obgleich beide etwas mit Bekleidung zu tun haben. Beim Schreiben ist das nicht anders. Auch da hat alles seine Spezialisten. Und meiner Meinung nach wären Sie der richtige Mann für gute Reißer. Sie sollten wirklich dabeibleiben.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Laramy unschlüssig.
    »Doch, doch!«, schnaufte der dicke O’Henry. »Aber mal eine Frage im Vertrauen: Dieser Einbruch, die Sie am Anfang Ihres Romans beschreiben, ich meine - also haben Sie die Idee in der Fabrik Ihrer Frau bekommen?«
    Laramy lächelte.
    »Natürlich«, gab er zu. »Sie hat mich einmal in den Keller zum Tresor mitgenommen. Da kam ich auf die Idee, es einmal mit einem Kriminalroman zu versuchen.«
    »Fein! Bloß eins ist - natürlich unter uns gesagt - sehr schwach.«
    Laramy hob den Kopf. Das Lächeln war aus seinem Gesicht wie weggewischt. »Was denn?«, fragte er gespannt.
    »Woher haben die Gangster die beiden Tresorschlüssel?«, fragte O’Henry und spie den schwarzen, zerkauten Zigarrenrest achtlos auf den Fußboden.
    »Offen gestanden: Ich weiß es auch nicht«, sagte Laramy.
    O’Henry lachte schallend. Seine ungeheuren Fleischmassen gerieten in wallende Bewegungen, die erst allmählich wieder aufhörten.
    »So eine Unverschämtheit hat mir noch kein Schriftsteller zugemutet! Setzt sich einfach da hin und sagt: ,Ich weiß es auch nicht!’ Da soll einem nicht die Sprache wegbleiben. Hoffentlich kriegen wir deshalb nicht allzu viele Leserbriefe mein Lieber.«
    »Sie halten diesen Punkt für sehr
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