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Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Titel: Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3
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leergeschossene Beretta in der Hand —, fielen mir die Augen zu. Aber ich wußte: Schlief ich ein, dann war das mein sicherer Tod.
    Mühsam riß ich die Augen auf.
    Die Bilder verschwammen. Ich sah den Raum wie durch einen Nebel. Penny lag so auf der Couch, wie ich sie hingebettet hatte. Ihr Gesicht war friedlich. Die Decke reichte ihr bis zum Kinn. Jetzt, da ich auf dem Boden saß und ihr Gesicht aus einer anderen Perspektive sah, bemerkte ich, daß ihre Augen nicht völlig geschlossen waren.
    Auf allen vieren kroch ich zu ihr. Es war gefährlich, denn ein Querschläger konnte mich treffen. Aber der Gedanke, Penny mit halbgeöffneten Augen liegen zu lassen, quälte mich. Neben ihr kniend, drückte ich ihr die Augen zu. Ich spürte ihre Haut, die jetzt ganz kalt war. Ich fühlte mich jämmerlich.
    Ich kroch weiter, bis ich im Schutz einer Wand war. Dann richtete ich mich auf und lief ins Atelier. Durch das Westfenster sah ich hinaus. Der Feiste, den ich erwischt hatte, war verschwunden. Seine Pistole lag noch im Gras. Eine Schleif- oder Kriechspur zog sich nach links — zur Frontseite des Gebäudes. Ich schob den Kopf durch das Fenster und sah den Mann. Der fette Bursche robbte in Richtung Mustang. Aber er hatte ihn noch lange nicht erreicht.
    Ich zog meine Pistole, zielte einen Yard neben den Kerl und drückte ab. Nasses Gras wurde hochgewirbelt, Wasser und Sumpf spritzten auf. Der Feiste brüllte, als hätte ich ihm eine Ladung Schrot auf den Hintern gebrannt. Er streckte sofort alle viere von sich und stellte sich tot.
    Schon wollte ich den Kopf zurückziehen, als ich die beiden Männer sah. Sie rannten über den Lehmweg, näherten sich aber nicht dem Haus, sondern dem Mustang, der etwa dreißig Schritt hinter dem Packard stand.
    Jetzt erkannte ich die beiden. Der eine war mittelgroß, wuchtig, etwas korpulent und gut gekleidet: Martin Ellwanger. Der andere hatte mir mehr als einmal übel mitgespielt: Es war Gelbauge. Seinen wirklichen Namen kannte ich nicht. Der Kerl trug ein mit Zielfernrohr versehenes Gewehr.
    Die beiden sprangen in den Mustang. Der Angeschossene hob den Kopf.
    »He«, brüllte er. »Nehmt mich mit!«
    Der Motor heulte auf. Schon bewegte sich der Wagen.
    »Ihr sollt mich mitnehmen«, brüllte der Feiste. »Ihr könnt mich doch hier nicht verrecken lassen. Der Kerl schießt mich ab.«
    Aber das scherte die beiden nicht. Gelbauge, der hinter dem Lenkrad saß, manövrierte den Wagen auf dem sumpfigen Boden sehr vorsichtig. Er stieß einmal so vor und zurück, daß er immer mit einem Räderpaar auf festem Grund blieb. Dann fuhr der Wagen über den Weg in Richtung Straße.
    Der Verwundete schrie wie am Spieß. Zuerst laut und hysterisch, mit kreischender Stimme, die sich fortwährend überschlug. Er bot sein ganzes Vokabular an Flüchen, Verwünschungen und Gemeinheiten auf. Als der Mustang in der Ferne kleiner und kleiner wurde, schlug die Stimmung des Feisten um. Er kippte nach vorn, fiel mit dem Gesicht auf den sumpfigen Boden und legte die Arme schützend um den Kopf. Ich hörte, wie der Kerl wimmerte.
    An seinem Regenmantel klebten Gräser und Halme. Es sah aus wie ein Tarnanzug.
    Ich schloß das Fenster, ging zum Terrassenzimmer und trat ins Freie. Auf der Westseite des Hauses holte ich als erstes die Pistole. Es war ein älteres Coltmodell, eine Automatik vom Kaliber 45. Ich steckte die Waffe ein, dann ging ich zu dem Verletzten. Er rührte sich nicht. Sein Wimmern verstummte, als er das Quietschen meiner Schuhe hörte. Neben ihm blieb ich stehen. Die Wunde am Oberschenkel blutete nicht mehr, aber auf dem Regenmantel waren viele rostrote Flecke.
    »Kannst du aufstehen?« fragte ich.
    Er reagierte nicht.
    »Ich habe dich was gefragt!«
    Auch jetzt nahm er keine Notiz von mir, und ich stieß ihm die Schuhspitze gegen die Rippen. Er schrak mächtig zusammen. Er blubberte ein paar Laute in den Sumpf, hob dann den Kopf, drehte mir das Gesicht zu und öffnete den Mund. Der Kerl war widerlich. Sein weiches, feistes Gesicht quoll über den Hemdkragen, der eher grau als weiß war. Die fischigen Augen waren milchigblau, verschlagen und böse. Wie ein dickfleischiger Entenschnabel formte sich die Nase. Der kleine Mund leuchtete rot und feucht, als würde er ständig sabbern.
    »Ich… ich weiß nicht«, keuchte er. »Ich weiß nicht, ob ich aufstehen kann.«
    »Versuch’s!«
    Er stemmte sich hoch. Schwerfällig wie ein Nilpferd kam er auf die Beine. Er verzog das Gesicht, aber die Wunde schien ihn
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