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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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die ich Ihnen weiter oben bereits empfohlen habe: "Wie hast du das bloß gemacht?"
    Es stellte sich heraus, daß Thomas und Kerstin als Kleinkinder einiges durchmachen mußten. Besonders Thomas litt während seiner ersten sechs Lebensjahre unter extrem schlimmer Neurodermitis. Nacht für Nacht kratzte er sich so sehr, daß die Bettwäsche morgens voller Blut war. Bei Kerstin zeigten sich sehr bald dieselben Symptome. Die Mutter war verzweifelt. Sie versuchte alles, ging zu verschiedenen Ärzten, redete mit Betroffenen, besorgte sich Literatur. Es dauerte lange, bis sie durch geduldiges Ausprobieren gefunden hatte, was ihren Kindern wirklich half: Eine sehr ausgeklügelte strenge Diät, die konsequent immer, auch im Kindergarten und beim Kindergeburtstag, durchgehalten werden mußte. Endlich trat eine Besserung ein. Thomas und Kerstin waren äußerst diszipliniert, trotz ihrer dadurch bedingten Außenseiterrolle.
    Die Mutter zog den Schluß: "Die beiden haben gemerkt: Meine Eltern tun alles, um uns zu helfen. Sie wissen am besten, was für uns gut ist, darauf können wir uns verlassen. Wahrscheinlich hat ihnen diese Erfahrung geholfen, auch später Regeln und Grenzen von uns anzunehmen. Ich selber habe auch etwas daraus gelernt: Sobald ich ganz sicher bin, was für meine Kinder gut ist, klappt das Grenzen-Setzen wie von selbst."
    Auf einem Gebiet fühlen sich die meisten Eltern sicher: Alle Eltern sind sich einig, daß sie ihr Kind vor Gefahren schützen müssen. Keinem Zweijährigen wird erlaubt, auf die Straße zu rennen oder mit Steckdosen zu spielen oder kleine Gegenstände in den Mund zu nehmen. Die Eltern wissen, daß sie dieses Verhalten verhindern müssen - wie heftig und ausdauernd ihr Kind auch dagegen protestieren mag. Ebenso haben fast alle Eltern, die ich kenne, durchgesetzt: Beim Autofahren ist und bleibt mein Kind angeschnallt.
    Viel schwieriger ist die Entscheidung für Regeln und Grenzen, wenn es um Schlafzeiten, Süßigkeiten, Fernsehen, Aufräumen, pünktliches Nach-Hause-Kommen, Eingehen auf kindliche Forderungen und vieles andere mehr geht. Wenn Sie all diese Entscheidungen Ihrem Kind überlassen, ist es überfordert. Ihr Kind will sich sicher und beschützt fühlen. Dafür braucht es jemanden zum Aufschauen und Bewundern. Es braucht das Gefühl: "Mami weiß, was für mich gut ist". Wenn Sie sich alles von ihm gefallen lassen fühlt es sich überlegen. Sie werden von Ihrem Kind dafür aber nicht Liebe ernten, sondern Verachtung. "Was mein Kind sich ohne allzu großes Theater gerade noch gefallen läßt - das ist bei uns zu Hause Gesetz!" - wenn das bisher für Ihre Familie zutrifft, wird es Zeit, daß Sie sich zu Ihrer
    Verantwortung bekennen und das Heft selbst in die Hand nehmen.
Welche Probleme wollen wir vermeiden?
    Wie sollen wir Eltern das Kunststück fertigbringen, daß sich unsere Kinder sicher und geborgen, aber nicht zu sehr eingeengt fühlen? Wir Eltern wollen von unseren Kindern schließlich keinen sinnlosen, bedingungslosen Gehorsam. Wir wollen ihnen sinnvolle Regeln beibringen, die uns ständig wiederkehrende Probleme ersparen und das Miteinander erleichtern. Wir wollen positiv lenken. Einen wichtigen Ansatzpunkt haben wir, wenn wir wissen: Welche Probleme belasten den Alltag zwischen Eltern und Kindern eigentlich besonders häufig?
    Um eine Antwort auf diese wichtige Frage zu finden, habe ich zusammen mit dem Kinderarzt Dr. Morgenroth einen Fragebogen entworfen und den Eltern bei den Vorsorgeuntersuchungen U4 bis U9 (6 Altersgruppen: 4 Monate bis 6 Jahre) in seiner Praxis zum Ausfüllen vorgelegt. 16 verschiedene Arten von Problemverhalten, nach Alter gestaffelt, standen zur Auswahl. Die Eltern sollten entscheiden, ob etwas davon auf ihr Kind zutraf. Um genauere Aussagen machen zu können, brauchen wir noch weit mehr Daten. Nach Auswertung von 320 Fragebögen gibt es aber schon eine deutliche Tendenz. In allen Altersgruppen von 4 Monaten bis 4 Jahren hatte dasselbe Problem einen absoluten Spitzenplatz:
    • Mein Kind will pausenlos beschäftigt werden!
    Zwischen 20% und 25% der Eltern in diesen Altersgruppen empfanden das als Problem. Erst wenn die Kinder 6 Jahre alt sind (und in die Schule kommen), spielt es plötzlich keine Rolle mehr.
    Die folgenden Probleme wurden ebenfalls besonders oft genannt:
    • Mein Kind "hört" nicht. Es macht, was es will. (Altersgruppen zwischen 1 Jahr und 6 Jahren)
    • Mein Kind hat mehrmals pro Woche ausgeprägte Trotzanfälle. (spielt im Alter von
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