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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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trödele, komme ich zu spät zur Schule.
    • Meine Mama bietet mir bei den Hausaufgaben Hilfe an. Wenn ich anfange, Theater zu machen, geht sie raus.
    • Wenn ich eine bestimmte Fernsehsendung nicht sehen darf, bleibt der Fernseher ausgeschaltet.
    Das Umfeld des Kindes ist mittlerweile von sehr vielen ausgesprochenen oder unausgesprochenen Regeln geprägt. Einige Beispiele:
    • In der Schule erscheine ich pünktlich.
    • Ich mache regelmäßig meine Hausaufgaben.
    • In der Klasse bleibe ich auf meinem Platz sitzen.
    • Ich melde mich, wenn ich etwas sagen möchte.
    Manche Kinder haben gute Gründe dafür, sich diesen Regeln zu widersetzen. Sie bekommen jedoch zunehmend
    Schwierigkeiten und geraten in eine Außenseiterposition.
    Vom Kindergartenalter an gilt: Für unsere Kinder werden Regeln von außen immer wichtiger. Der Einfluß von uns Eltern nimmt ab. Wir sind auf die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen angewiesen.
Welche Regeln wählen wir?
    Haben Sie die Art von Regeln wiedererkannt, die Sie Ihrem Kind vermitteln? Fühlen Sie sich sicher damit, oder haben Sie manchmal so Ihre Zweifel?
Wovon lassen wir uns leiten?
    Niemand kann genau wissen, was richtig ist. Einige Eltern übernehmen aus der Erinnerung heraus von den eigenen Eltern Regeln, mit denen sie selbst gute Erfahrungen gemacht haben. Andere sagen sich: "Bloß nicht so streng sein wie mein Vater" oder "Bloß nicht so pingelig sein wie meine Mutter" - und probieren das Gegenteil, Wieder andere wiederholen genau die Verhaltensweisen ihrer Eltern, die ihnen in ihrer Kindheit das Leben schwer gemacht haben: Geprügelte Söhne werden nicht selten zu prügelnden Vätern.
    Es kann nur von Vorteil sein, sich über die eigene Kindheit Gedanken zu machen und gleichzeitig zu überlegen: Welche Folgen haben meine früheren Erfahrungen für den Umgang mit meinem Kind? Handele ich bewußt und zielgerichtet, oder bin ich eher Opfer meiner eigenen Vergangenheit? Manchmal ist es schwer, aus dem Schatten der eigenen Vergangenheit herauszutreten. Gespräche mit dem Partner oder mit guten Freunden können dabei helfen. In extremen Fällen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Eine weitere Möglichkeit ist, sich Vorbilder zu suchen - Eltern, die offensichtlich gut und ohne Machtkämpfe mit ihren Kindern zurechtkommen. Die Frage "Wie machen Sie das eigentlich?" ist leicht gestellt und wird immer bereitwillig beantwortet. Ich selbst habe schon oft von den Antworten anderer Eltern gelernt und profitiert.
    Wer versucht, aus Fachbüchern und Elternratgebern "den richtigen Weg" zu erfahren, stellt fest: Es gibt viele Experten und viele Meinungen. Aber nur Weniges hat Bestand. Dazu gehört ohne Zweifel der "Klassiker" unter den Erziehungsbüchern Kinder fordern uns heraus von Rudolf
    Dreikurs und Vicky Soltz, der vor über 30 Jahren zum ersten Mal erschienen ist und seitdem nichts an Aktualität verloren hat.
    Weniger sinnvoll ist es, sich beim Festsetzen von Regeln und Grenzen von spontanen Gefühlen leiten zu lassen. Auf Regeln und Grenzen muß sich ein Kind auf Dauer verlassen können. Gefühle dagegen sind starken Schwankungen unterworfen.
    Unrealistische Ziele wie "Mein Kind muß alles früher und besser können als die anderen" sind ebenfalls weniger sinnvoll. Die geistige und körperliche Entwicklung Ihres Kindes können Sie zwar behutsam fördern. "Regeln" können Sie sie nicht. Statt "Förderung" passiert dann leicht "Überforderung". Jedes Kind kann aber Zusammenhänge zwischen Ihrem Verhalten und seinem eigenen herstellen und daraus lernen - in jeder Altersstufe, ob es nun geistig behindert oder ganz besonders intelligent ist.
    Sicher ist: Sie kommen nicht darum herum, bestimmte Regeln und Grenzen festzulegen. Je kleiner Ihr Kind ist, desto weniger kann es wissen, was auf Dauer gut für es ist. Das müssen Sie entscheiden und verantworten. Wie wichtig die Sicherheit der Eltern ist, zeigt die folgende Geschichte:
    Thomas und Kerstin sind mittlerweile 12 und 10 Jahre alt. Sie verstehen sich gut. Konkurrenzkämpfe und Streitigkeiten - sonst unter Geschwistern sehr weit verbreitet — kommen bei den beiden selten vor. Auch in ihrem sonstigen Verhalten fallen sie angenehm auf: Aufgaben übernehmen sie freiwillig und gern, sie sind freundlich und kooperativ. Beide sind trotzdem nicht ängstlich und angepaßt, sondern fröhlich und voller Ideen. "Es läuft wie von selbst", erzählte mir die beneidenswerte Mutter. Daraufhin stellte ich ihr die Frage,
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