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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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Eltern jeden Ärger dahinschmelzen. Lautes, heftiges Weinen löst bei uns ebenfalls heftige Gefühle aus: Sie können schwanken zwischen Sorgen, Mitleid, Wut und Hilflosigkeit. Fast immer entsteht das dringende Bedürfnis, das Weinen so schnell wie möglich zu beenden.
    Wir haben - aus der Sicht des Kindes - eine Reihe von "Regeln" zusammengestellt, die sein Weltbild im ersten Lebensjahr, besonders vom 6. Lebensmonat an, bestimmen können. Es ist eine willkürliche Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Urteilen Sie selbst!
    • Ich muß nur lange genug schreien, damit sich jemand mit mir beschäftigt.
    • Zum Einschlafen gehört dazu, daß ich herumgetragen werde.
    • Ich darf alles. Meine Eltern können mir sowieso nicht böse sein.
    • Ich bestimme, wann ich esse und wann ich schlafe.
    • Wenn ich Löffel oder Fläschchen hartnäckig verweigere, bekomme
    • ich letztendlich doch jedesmal die Brust.
    • Wenn ich im Kinderwagen schreie, lande ich nach
    spätestens zehn Minuten auf dem Arm.
    • Ich beruhige mich nur, wenn meine Eltern mich auf den großen Gymnastikball legen.
    Im Gegensatz dazu stehen die folgenden Regeln:
    • Ich muß immer mein Fläschchen austrinken.
    • Ich muß den ganzen Tag auf der Spieldecke, im
    Kinderwagen oder im Laufstall verbringen.
    • Nach den Mahlzeiten werde ich "weggelegt", ob ich müde bin oder nicht.
    Finden Sie die meisten oder alle dieser "Regeln" weniger erstrebenswert? Vielleicht sagen Ihnen die nun folgenden eher zu:
    • Ich bekomme zu regelmäßigen Zeiten etwas zu essen.
    • Meine Mami bestimmt, zu welchen Zeiten und wie lange ich gestillt werde.
    • Meine Eltern haben viel Zeit für mich. Aber manchmal muß ich mich auch allein beschäftigen.
    • In unserer Wohnung darf ich fast alles erforschen. Aber mit einigen Dingen darf ich auf keinen Fall spielen.
    • Wenn ich friedlich bin, spielt Mami besonders gern und ausgiebig mit mir.
    • Wenn ich viel schreie, bekomme ich weniger Aufmerksamkeit.
    • Meine Eltern sind auch nur Menschen. Manchmal sind sie genervt und sauer auf mich. Aber mindestens einmal am Tag zeigen sie mir, daß sie mich richtig lieb haben.
    Wie können so kleine Kinder solche Regeln lernen? An dieser Stelle nur soviel dazu: Indem sie sie tagtäglich erfahren - von Ihnen!
Kleinkindalter: Das zweite und dritte Lebensjahr
    Der erste Geburtstag Ihres Kindes liegt hinter Ihnen. Was erhoffen Sie sich von den kommenden beiden Jahren?
    "Mit einem Jahr kann es laufen, es fängt an zu sprechen. Mit drei Jahren spricht es perfekt. Natürlich schläft es durch. Die Umstellung vom Stillen auf feste Nahrung hat schon vorher problemlos geklappt. Es spielt gern mit anderen Kindern, gibt gern seine Spielsachen ab, kann sich bei Bedarf aber auch durchsetzen. In der Spielgruppe macht es immer begeistert mit. Zu seinem kleinen Geschwisterchen ist es besonders lieb. Es hört immer, läuft nie weg, kann sich leicht von mir trennen, geht nur an erlaubte Dinge heran, hat immer gute Laune und ist immer gesund. Mit zwei Jahren ist es trocken. Natürlich kann es alleine essen. Am liebsten ißt es gesunde Sachen wie Gemüse und Obst. Sehr gern spielt es in seinem Zimmer. Mit seinen Spielsachen kann es sich stundenlang allein beschäftigen. Auch auf dem Spielplatz tollt es mit Begeisterung herum. Es ist mutig, aber tut nie etwas Gefährliches. Dabei sieht es immer sauber und adrett aus."
    Kennen Sie solche Kinder? Ich kenne jedenfalls Mütter, die sich sagen: "So muß es sein. Wenn das alles nicht so klappt, habe ich versagt." Die Realität sieht meist anders aus: Auch das Kind, das später laufen und sprechen lernt, mit 3 Jahren noch nicht trocken ist, die gesunden Dinge gerade nicht mag, in der Spielgruppe hartnäckig nicht mitmacht und das neugeborene Geschwisterkind am liebsten wieder ins Krankenhaus zurückbringen möchte, ist völlig normal.
    In dieser spannenden Entwicklungsphase erweitert jedes Kind in seinem eigenen Tempo seinen Horizont. Es lernt laufen - und gleichzeitig auch weglaufen. Es lernt sprechen - dazu gehört auch das Wort "nein". Es kann Türme bauen und umwerfen. Es lernt, mit anderen Kindern Kontakt aufzunehmen - wenn nicht mit Worten, dann vielleicht mit Streicheln, oder aber mit Hauen und Beißen. Es kann allein essen - und es kann gezielt mit dem Essen werfen. Es kann seine Mami liebevoll umarmen - es kann sie auch treten. Kein Kind kann in diesem Alter begreifen, was gut und was böse ist. Aber es kann sich die immer wiederkehrenden
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