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1235 - Das Mord-Phantom

1235 - Das Mord-Phantom

Titel: 1235 - Das Mord-Phantom
Autoren: Jason Dark
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Der schwarzhaarige Lockenkopf grinste mich an, als wollte er mir im nächsten Moment ein Messer zwischen die Rippen stoßen.
    Er tat es nicht, sondern sagte stattdessen: »Das ist ein Club!«
    Damit hätte für mich alles klar sein müssen. Ich hätte auf dem Absatz kehrtmachen und verschwinden müssen, doch genau das tat ich nicht, sondern gab dem Typen eine Antwort, die er wohl nicht erwartet hatte.
    »Ich weiß, dass es ein Club ist.«
    Der Schwarzhaarige zuckte. »Ahm - dann hau ab!«
    »Ich bin aber verabredet.«
    Das wollte er mir nicht glauben, denn er schaute mich vom Kopf bis Fuß an. Einer wie ich passte nicht in dieses Raster hinein. Aber er war auch vorsichtiger geworden und fragte sicherheitshalber noch mal nach. »Mit wem denn?«
    Bevor ich ihm eine Antwort geben konnte, hörte der Gelockte hinter seinem Rücken eine Männerstimme.
    »Mit mir!«
    Hinter dem Kerl war ein Mann erschienen, der mir zuwinkte und zugleich mit den Fingern schnippte.
    Der Türsteher drehte sich erst gar nicht um. Er trat sofort zur Seite, damit ich Platz hatte und den ersten langen Schritt in das Etablissement hineintun konnte, das auf den sinnigen Namen Höhle hörte, was nicht mal falsch war, denn den Gast umgab sofort eine gewisse Düsternis, wie man sie vielleicht auch in einer Höhle fand.
    Ich gelangte in einen Vorraum. Halbdunkel, seichte Musik, eine Garderobe, recht wenig Licht, aber eine Lampe gab ihr Licht über einer Tür ab.
    Neben einem Schemel, der wohl für den Türwächter gedacht war, stand der Mann, mit dem ich tatsächlich verabredet war.
    Er hieß Tim Wilde, und er hatte seine Lippen zu einem bedauernden Lächeln verzogen. Bevor er sprach, hob er noch die Schultern. »Manchmal sind die Leute eben komisch.«
    »Der Treffpunkt ist auch seltsam.« Wilde lächelte. »Aber sicher. Außerdem wundert es mich, dass du allein gekommen bist.«
    »War das nicht verabredet?«
    »Schon. Aber sonst seid ihr immer zu zweit. Ohne deinen chinesischen Partner bist du kaum vorstellbar.«
    »Nun übertreibe mal nicht.« Tim Wilde klopfte mir auf die Schulter und hielt mir dann die Tür auf, sodass ich das Zentrum der Höhle betreten konnte. Es wurde nicht viel heller. Das Lokal hier firmierte als Club, war auch als solcher eingetragen, und so konnte man sich die Gäste aussuchen, die sich allerdings an diesem Abend rar gemacht hatten, denn der düstere Raum war nicht mal bis zur Hälfte gefüllt. An den Tischen und an der Theke hockten vereinzelt Männer zusammen. Ich wunderte mich darüber, dass keine Frau zu sehen war. Bevor ich Tim danach fragen konnte, kam mir die Erleuchtung von allein.
    Es gibt eben Lokale, in die nur Männer gehen, weil diese Gäste mit Frauen nicht viel anfangen können. Das hatte ich von Tim Wilde nicht gewusst.
    Er las meine Gedanken. Als er mich zu einem Zweiertisch führte, begann er zu lachen und sagte dann: »Ich weiß ja, was du denkst, John, aber dem ist nicht so.«
    »Was denke ich denn?«
    »Dass ich schwul bin.«
    »Und wenn, würde es mich nicht stören.«
    »Alles klar, aber das bin ich nicht. Werde ich dir auch gleich genauer erklären. Ich bin auch nicht heimlich schwul. Ich habe diesen Treffpunkt nur ausgesucht, weil er mir am sichersten erscheint. Hier werden uns so schnell keine Bekannten über den Weg laufen.« Er deutete auf einen Stuhl. »Setz dich.« Das tat ich auch und spürte sehr bald unter mir eine weiche Unterlage, sodass ich das Gefühl hatte, in einem Sessel zu sitzen.
    Selbst die Rückenlehne war gepolstert, was mir ebenfalls gefiel, und als Tim Wilde mich fragte, was ich trinken wollte, entschied ich mich für einen Scotch und eine kleine Flasche Wasser.
    »Das nehme ich auch.«
    Es bedienten Männer, die sich wie Schatten bewegten, so unauffällig waren sie.
    Auch das Lokal selbst war nicht besonders hell. Die Lichter waren an gewissen strategischen Stellen verteilt, um die Gäste nicht zu stören. Allerdings war es nicht zu dunkel, sodass die Getränkekarte noch gelesen werden konnte.
    Ich konnte mein Gegenüber auch sehen und musste mir eingestehen, dass sich Tim Wilde schon verändert hatte. Ich kannte ihn von früher.
    Da hatte er beim Yard gearbeitet.
    Er war um zwei bis drei Jahre älter als ich, aber sein Haar war bereits grau. In seinem Gesicht zeichneten sich Falten ab, die sich tief in die Haut einge graben hatten, und unter den recht müde blickenden Augen sah ich dicke Ringe.
    Aus der Vergangenheit kannte ich ihn als agilen Menschen, der immer Action brauchte
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