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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition)
Autoren: Katharina Gerlach
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„Alberne Dinge hören auf, albern zu sein, wenn sie auf unverschämte Weise von vernünftigen Leuten getan werden.” Jane Austen
     

    Bryanna saß in der oberen Etage eines rötlich-braunen Doppeldeckerbusses. Da der Bus bereits gut besetzt war, als sie einstieg, hatte sie keinen der vorderen Sitze ergattern können und saß nun direkt an der Treppe. Mit roten Ohren starrte die Vierzehnjährige aus dem Seitenfenster. Sie spürte förmlich die fragenden Blicke der anderen Fahrgäste. Verschämt sank sie tiefer in ihren Sitz, denn sie war die Einzige in Schuluniform. Warum musste mir Jenny ausgerechnet heute Kaffee auf die Hose schütten , dachte sie. Es ist megapeinlich am ersten Ferientag in Schuluniform rumzulaufen.
    Sie schielte auf den Monitor der Überwachungskameras in der Nähe der Frontscheibe, der abwechselnd die untere und die obere Etage zeigte. Eine Gruppe halbwüchsiger Mädchen sah kichernd aus dem Fenster und zeigte auf einen Mann im Kilt. Die anderen Leute starrten aus den Fenstern oder lasen Zeitung. Niemand beachtete sie. Sie entspannte sich, bis ihr Handy klingelte.
    „Schatz”, sagte ihr Vater. „Schnapp dir eine Sun und lies den Artikel auf der Titelseite.”
    „Ich sitze im Bus, Dad,” Bryanna hielt die Hand vor den Mund und flüsterte. „Ich habe keine Zeitung.” Zwei Männer gingen auf dem Weg nach unten an ihr vorbei.
    „Sieh dich um. Irgendjemand lässt immer eine liegen. Zeitungen gehören zu Bussen, wie Nessi zum Loch. Wahrscheinlich liegt eine gleich neben dir auf dem Sitz.”
    Er hatte Recht. Dort lag eine Zeitung auf einem leer gewordenen Sitz auf der anderen Seite des Ganges. Bryanna war sich sicher, dass sie eine Minute zuvor nicht dort gewesen war. Woher wusste Dad das hier eine Zeitung sein würde? Sie sh sich um. Wahrscheinlich hat sie einer der Typen, die grade an mir vorbeigegangen sind, liegen gelassen. Schließlich kann Dad nicht zaubern . Sie beugte sich vor und las die Schlagzeile.
    Deutsche von Loch Ness Monster angegriffen.
    Das war genau die Art Artikel für die ihr Vater interviewt werden würde. Bryanna nahm die Zeitung und las den Artikel.
    Die 18-jährige Schülerin behauptet am Montagabend vom Loch Ness Monster angegriffen worden zu sein. Ihre Reisegruppe war auf einer Wanderexpedition durch den Westen Schottlands. Nachdem die Jugendlichen trotz des ungemütlichen Wetters ihre Zelte am Ufer von Loch Morar aufgestellt hatten, ging das Mädchen zum Wasser hinunter. Wenige Minuten später wurde der Rest der Gruppe von ihren Schreien herbeigelockt, wo sie das Mädchen bewusstlos vorfanden. Die Achtzehnjährige stand unter Schock und wurde in ein nahe gelegenes Krankenhaus eingeliefert. Sie behauptet das Monster sei direkt vor ihr aufgetaucht. Sein Kopf hätte die Größe eines kleinen Elefanten und es hatte kleine, aber sehr scharfe, spitze Zähne.
    Der Kryptozoologe Professor Angus McConnachie …
    Bryanna unterbrach die Lektüre. „Dad, was meinst du, wie viele Leser der Sun wissen wohl, dass sich die Kryptozoologie mit den Ursprüngen und Hintergründen von mythologischen Wesen beschäftigt?”
    Ihr Vater lachte, was verzerrt und metallisch durch das Handy klang. Bryanna schob das Handy tiefer in ihre Halsbeuge, damit es nicht wegrutschte. In Gedanken änderte sie den Satzanfang in „Der Monsterjäger Professor Angus McConnachie …”
    …bestätigt, dass die detaillierte Beschreibung des Mädchens der von anderen Augenzeugen entspricht. Allerdings geht er nicht von einem Angriff aus, zumal alle unverletzt geblieben sind. Er weist darauf hin, dass seit dem Mittelalter niemand mehr von einem Loch-Monster angegriffen wurde. Natürlich wird seine Sachkenntnis von einigen Forschern der Universität Edinburgh angezweifelt. Professor Duncan McNicholl sagte …
    Bryanna legte die Zeitung zur Seite. Sie wusste, dass ihr Vater in der von Logik dominierten Welt der Wissenschaft nicht sehr willkommen war. Zu seltsam war das Thema, dem er sein Leben gewidmet hatte.
    Die Stimme ihres Vaters unterbrach ihre Gedanken. „Ein Artikel über meine Forschung auf der Titelseite! Ist das nicht wunderbar?”
    „Ja, Dad”, sagte Bryanna, aber sie lächelte nicht. Was war schon so Besonderes daran, sich vor aller Welt lächerlich zu machen.
    „Bring die Zeitung mit. Ich will deiner Mutter eine Kopie schicken.”
    „Ja, Dad.” Bryanna zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich ist Mutter an dem Artikel genauso interessiert, wie an meiner Erziehung. Sie schaltete das Handy aus
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