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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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stolz sein. Sie haben es gut -und sie sind bestimmt nicht schlechter als die Kinder irgendeiner früheren Generation. Zu allen Zeiten haben Eltern mit ihren Kindern Probleme gehabt. Viele Erwachsene, die heute ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe brauchen, leiden jetzt noch unter den Folgen einer Erziehung, die sich damals weitgehend hinter verschlossenen Türen und unter Ausschluß der Öffentlichkeit abgespielt hat.
    Erziehung ist öffentlicher geworden. Viele Eltern sind selbstkritischer geworden. Sie haben keine Scheu mehr, dem Kinderarzt oder Psychologen ihre Probleme zu schildern. Sie wollen gut informiert und ihren Aufgaben gut gewachsen sein. Deshalb besuchen sie Vorträge und lesen Bücher über Kindererziehung. Sie treffen sich mit anderen Eltern in Spielgruppen und tauschen Erfahrungen aus.
    Viele gut ausgebildete Mütter unterbrechen ihre berufliche Laufbahn, um sich jahrelang ganz der Kindererziehung zu widmen. Sie nehmen in Kauf, daß der Wiedereinstieg später sehr schwierig oder unmöglich sein kann. Berufstätige Mütter müssen Haushalt, Kinderbetreuung und Job unter einen Hut bringen und stellen mit der Bewältigung dieser Aufgaben manchen Top-Manager in den Schatten. Noch nie hat es so viele alleinerziehende Mütter gegeben, die - oft unter schwierigen finanziellen Bedingungen -Erstaunliches leisten.
    Soviel Engagement - und trotzdem so viele Probleme? Wahrgenommen wird oft nur, was nicht klappt. Hier haben dann angeblich die Eltern versagt. Besonders groß ist die Enttäuschung bei jungen Müttern, die ihren Beruf aufgegeben haben und sich ganz dem Haushalt und den Kindern widmen. "Du hast doch den ganzen Tag nichts anderes zu tun - und dann kriegst du noch nicht einmal die Kinder in den Griff!" Mit Vorwürfen dieser Art müssen sich viele Frauen auseinandersetzen. Nicht selten kommen sie - ausgesprochen oder unausgesprochen - vom eigenen Ehemann. Viele Mütter stellen sich aber selbst unter Erfolgsdruck: "Ich muß unbedingt alles richtig machen!"
    Sie geraten dann leicht in eine merkwürdige Situation: Bei sich selbst und ihrem Kind oder ihren Kindern ärgern sie sich über viele Fehler und Probleme. Sie achten aber nicht auf Dinge, die gut klappen oder einfach normal ablaufen. Die eigene Unsicherheit wirkt sich auf den Umgang mit den Kindern aus. Die Angst, etwas falsch machen zu können, zeigt Wirkung: Wenn Eltern nicht recht wissen, was sie wollen und vor entschiedenem, konsequenten Handeln zurückschrecken, haben plötzlich die Kinder "das Heft in der Hand". Egal, ob sie sechs Monate, drei oder zehn Jahre alt sind: Kinder spüren die Unsicherheit ihrer Eltern. Sie spüren, wie gut es funktionieren kann, nach Belieben den eigenen Willen durchzusetzen.
    Wenn Eltern nicht mehr bewußt und zielgerichtet handeln, sondern nur noch auf ihr Kind reagieren mit dem einzigen Gedanken im Hinterkopf: "Hoffentlich hört es gleich auf zu schreien" oder "Hauptsache, es gibt nicht wieder Theater", kann ein verhängnisvoller Kreislauf in Gang kommen. Das Kind wird immer fordernder, die Eltern immer nachgiebiger. Nicht Mutter oder Vater, sondern das Kind bestimmt den Tagesablauf. Das führt aber keineswegs zu mehr Ruhe und Harmonie, sondern verursacht auf Dauer immer neue Konflikte.
    Manchmal haben die Eltern ihrem Kind nur auf einem Gebiet das Feld überlassen. Machtkämpfe beim Zubettgehen sind ein klassisches Beispiel dafür. In vielen Fällen gibt es jedoch Stress und "Theater" um jede Kleinigkeit - sei es beim Anziehen, beim Essen, beim Aufräumen, beim Umgang mit den Geschwistern. "Mein Kind macht, was es will" oder "Ich kann tun, was ich will, er hört einfach nicht" - das sind sehr häufige Klagen, die wir in der Praxis von gestressten Eltern hören. Manchmal entwickeln sich aus diesen Alltagsproblemen Verhaltensauffälligkeiten, die auch im Kindergarten und in der Schule zu Schwierigkeiten führen.
    Den betroffenen Eltern ist es nicht gleichgültig, wie ihre Kinder sich entwickeln. Sie wissen, daß ihre Kinder Grenzen brauchen und nicht "von selbst" groß werden. Sie sind engagiert und liebevoll - aber manchmal einfach mit ihrem Latein am Ende: "Ich versuche doch wirklich mein Bestes - was kann ich denn noch tun?"
    Haben Sie sich wiedererkannt? Genau an Sie wenden wir uns mit diesem Buch.
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