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1000 - Das Schwert des Salomo

1000 - Das Schwert des Salomo

Titel: 1000 - Das Schwert des Salomo
Autoren: Jason Dark
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Bei diesem Wetter sah der Schatten gewaltig und unheimlich zugleich aus. Er spendete keinen Trost, wie man es eigentlich von einer Kathedrale hätte erwarten können, aber diese hier, in Chartres, empfand ich an diesem Tag als kalt und abweisend. Dunkel waren die Mauern geworden. Der Regen hatte nasse Inseln hinterlassen. Wind wehte auch. Er umheulte die Gerüste, denn an der Kathedrale wurde immer gebaut. Die jaulenden und pfeifenden Töne wimmerten in meinen Ohren. Es hörte sich an, als wären Dämonen dabei, die Mauern der gewaltigen Kirche zu umtanzen.
    Ich stellte den Kragen der dreiviertellangen Jacke hoch. Den Kopf hatte ich eingezogen, aber auch so erwischten mich die schweren Tropfen. Erst als ich unter einem Gerüst herlief, trafen mich die kleinen Geschosse nicht mehr. Ich blieb stehen, holte tief Luft und schüttelte mich wie ein Hund, der soeben aus dem Wasser gekommen war.
    Tief holte ich Luft. Sie war jetzt, im Regen, viel sauberer als sonst.
    Betrieb herrschte nicht mehr. Normalerweise ist die Kathedrale von Chartres überlaufen, da löste dann eine Touristengruppe die andere ab. Nicht so an diesem naßkalten Tag im Januar. Wer jetzt in die mächtige Kirche hineinging, der kam mit einem Anliegen. Entweder wollte er beten oder einfach nur in der Stille sitzen und sich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigen, oder es gab noch einen anderen Grund. Das war bei mir der Fall.
    Ich sollte in der Kathedrale jemanden treffen.
    Nun ließ ich mich nicht von jedem Anrufer von London nach Frankreich locken, aber wenn Abbé Bloch mit mir telefonierte und mich darum bat, mich dort mit einer bestimmten Person zu treffen, dann war dies Grund genug für mich, die Reise anzutreten.
    Der Abbé hatte mich gebeten, nicht zu viele Menschen einzuweihen. Ich hatte mich auf Sir James beschränkt, und er wußte auch nicht mehr als ich.
    Ich hatte es Bloch nicht übelgenommen, aber etwas mehr hätte er mir schon sagen können. Statt dessen war seine Sprache ziemlich gekünstelt gewesen. Er hatte davon gesprochen, daß mir der Fremde etwas über eines der größten Geheimnisse der Welt sagen könnte, was auch für mich sehr wichtig war, ebenso wie für die Templer.
    Das hatte meine Neugierde noch mehr angestachelt, aber Bloch war nicht zu erweichen gewesen, auch dann nicht, als ich von seiner Seite Hilfe angefordert hatte.
    »Wenn es um die Templer geht, dann wäre es besser, wenn du mir jemanden zur Seite stellen könntest.«
    »Nein, John!«
    »Warum nicht?«
    »Weil es Dinge gibt, die wirklich nicht für jeden Menschen auf diesem Erdball bestimmt sind. Auch nicht für die Templer oder nicht für alle von ihnen. Der alte Mönch, den du in der Kathedrale hoffentlich treffen wirst, wird dir mehr sagen können, wobei er auch vorsichtig sein muß, denn auch er hat Feinde.«
    »Die auch meine Feinde wären, wenn ich mit ihm gesprochen hätte – oder?«
    »So ist es nun, John. Und ich kann dir nur alles Gute und Gottes Segen wünschen.«
    Mit diesem Trost versehen stand ich im Schatten der Kathedrale und unter dem Gerüst. Menschliche Laute waren in meiner Umgebung nicht zu hören. So vernahm ich das Aufschlagen der harten Tropfen gegen das Holz über mir, und ich hörte auch, wie sie in die Pfützen hineinschlugen, die sich auch in der Nähe meines Wagens verteilten und aussahen wie dunkle Fallen, die einen Menschen in die Tiefe reißen konnten.
    Wieder huschte eine Bö heran. Der Wind rüttelte am Gerüst, als wollte er es mit seinen wilden Flügeln zerschlagen. Ich warf einen besorgten Blick in die Höhe. Eigentlich hätte ich mich schon längst im Innern der Kathedrale aufhalten müssen, denn ich war selbst gespannt darauf, den unbekannten Mönch zu treffen, aber eine gewisse Vorsicht hielt mich schon zurück.
    Ich dachte wieder an die warnenden Worte des Abbé Bloch. Eine andere Gruppe konnte durchaus ein Interesse daran haben, meine Mission zu stören, und ich hatte auch mit einer Verfolgung von der Insel aus gerechnet und wollte nun – direkt am Ziel – abwarten, ob sich jemand zeigte.
    In den letzten drei Minuten hatte sich nichts getan. Mein Wagen stand dort einsam und verlassen. Auch in den Gassen, wo sich die zahlreichen Geschäfte und Andenkenbuden rund um die Kirche herum befanden, tat sich nichts.
    Bis jetzt nicht.
    Plötzlich aber hörte ich ein Geräusch.
    Durch die Entfernung und möglicherweise auch durch die schützenden Mauern hatte es sich etwas verändert angehört. Zuerst nicht so normal, viel lauter in
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