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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End
Autoren: Devan Sipher
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ernsthaften Beziehung interessiert war. Im Gegensatz zu mir hatte er noch nie ein Problem damit gehabt, ihnen sein Herz, sein Konto und sein Zuhause zu öffnen. Er behielt sich nur immer vor, zu gehen, sobald ihm jemand Besseres über den Weg lief. Meine Eltern glaubten nicht mehr daran, dass er jemals heiraten würde. »Vielleicht wird ja eine seiner Freundinnen ungewollt schwanger«, hatte meine Mutter mir anvertraut. »Eine Mutter gibt die Hoffnung ja nie auf.«
    »Ich habe Leslie das mit Jill erzählt, es tut ihr sehr leid«, sagte Gary, und es klang, als wolle er gleichzeitig Leslie schmeicheln und mich trösten.
    »Ich habe überlegt, sie anzurufen«, sagte ich.
    »Leslie?«
    »Jill!«
    »Tu’s bloß nicht«, zischte er. Garys Mitgefühl konnte überraschend schnell in Kälte umschlagen. Das merkten seine Freundinnen nur leider immer zu spät. »Sie hat sich am Silvestertag von dir getrennt, und das war echt mies. Aber hör auf, einen tieferen Sinn darin zu suchen. Das bringt doch nichts.«
    Ich wollte keinen tieferen Sinn finden. Ich bedauerte nur, was geschehen war. Nicht nur den Verlauf des Abends, sondern auch meine Hoffnungen, was noch alles hätte kommen können.
    »Du romantisierst das alles zu sehr«, sagte Gary. »Du bist immer auf der Suche nach der perfekten Frau, und die gibt es einfach nicht.«
    Und ob es die gab. Zumindest in meinem Kopf. Sie war klug. Außergewöhnlich klug. In meiner Vorstellung hatte sie in Harvard studiert (wo ich nur auf der Warteliste gestanden habe). Sie war neugierig. Und sie hatte nicht nur Interesse an vielen Dingen, sie war auch leidenschaftlich und abenteuerlustig. Sie war lediglich mit einem Rucksack auf dem Rücken durch Südamerika gewandert. Oder hatte Englisch in Estland unterrichtet. Oder sie hatte zumindest vor, etwas in diese Richtung zu tun. Was war so falsch daran, dass ich mir wünschte, Jill wäre diese Frau?
    »Du musst aufhören, nach deiner Seelenverwandten zu suchen und dir einfach ein Date besorgen«, sagte Gary. »Ist Hope nicht Single?«, fragte er. Subtil wie eine Atombombe.
    Gary und Hope waren vor fünf Jahren einmal miteinander ausgegangen. Seitdem versuchte er, mich auch zu einem Date mit ihr zu überreden. Wahrscheinlich, damit wenigstens einer von uns Jungs was mit ihr gehabt hatte.
    »Wir sind nur Freunde«, sagte ich zum x-ten Mal. »Sehr gute Freunde.«
    »Ist doch eine super Ausgangsbasis für eine Beziehung. Wie bei Julia Roberts in ›Die Hochzeit meines besten Freundes‹. Du wirst erst begreifen, dass du Hope willst, wenn es zu spät ist. ›Manchmal glauben zwei Menschen zu wissen, was sie füreinander empfinden. Aber sie wissen es gar nicht, bis – sie es wissen‹«, zitierte er aus diesem Meisterwerk der Filmgeschichte. Gary brachte immer irgendwelche Filmverweise ins Spiel. Manchmal Klassiker wie ›Casablanca‹, meistens jedoch eher fragwürdiges Zeug, für das seine Firma die PR organisierte.
    Zum Glück bekam ich in diesem Moment einen weiteren Anruf. Es war Hope.
    »Frag sie, ob sie mit dir ausgeht«, sagte Gary.
    »Ich will aber nicht.«
    »›Ihr habt nichts zu verlieren außer euren Kneipenprivilegien‹«, sagte er. ›Acht Mann und ein Skandal‹. Toller Film.«
    Ich schaltete in die andere Leitung.
    »Ich werde für immer allein bleiben«, sagte Hope.
    Damit hatte sie mir meinen Einleitungssatz geklaut. Mein Mitleid überwog aber.
    »Was ist denn aus Nummer zwei geworden?« Hope nannte die Männer, mit denen sie sich traf, nicht mehr beim Namen. Stattdessen teilte sie ihnen Plätze innerhalb einer Rangliste zu, um damit eine emotionale Bindung zu verhindern. So richtig funktionierte das aber nicht. Sie wollte sich so gern voller Übermut in die Datingwelt stürzen, doch für sie galt schon als Leichtsinn, vor dem Abendbrot einen Keks zu essen. Die ewige Nummer eins im Ranking war Conrad Eberhart III., mit dem sie in regelmäßigen Abständen zusammen war und sich wiedervon ihm trennte. An ihm maß sie jeden neuen Mann. Nummer zwei war im Moment ein japanischer Koch aus Seattle.
    »Die Zwei hab ich rausgekickt«, antwortete sie. Er hieß Sebastian. Sie hatten sich im Oktober in der Notaufnahme des St.-Vincent-Krankenhauses kennengelernt, als sie ihm nach einer unglücklich verlaufenen Folge der Kochsendung ›Iron Chef‹, die wohl so bald nicht ausgestrahlt werden würde, seinen Daumen wieder annähen musste. Während sie die Wunde vernähte, hatte er sie gefragt, ob ein Patient sie jemals geküsst habe. Dann hatte er
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