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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End
Autoren: Devan Sipher
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Und deine sind ziemlich beeindruckend, okay?«
    Ich war in der Tat stolz auf meine Brustmuskeln. Und meine Bauchmuskeln. In einem Alter, in dem meine Freunde langsam Hüftgold ansetzten, hatte ich mir ein Sixpack antrainiert. Manchmal war es sogar ein Eightpack, wenn ich dabei nicht einatmete.
    »Gavin, ich will nicht allein auf diese Party«, sagte Hope leise. »Ich hatte gestern echt einen schlimmen Abend. Lass mich da bitte nicht allein hin.«
    Mir war klar geworden, dass Einsamkeit nicht nur ein Gefühl war. Es war wie der scharlachrote Buchstabe. Es war das Erste, was andere Menschen an einem wahrnahmen. Egal, was man sonst schon erreicht hatte, in ihren Augen wurde man damit zum Versager, und was noch schlimmer war: auch in den eigenen.
    »Ich bin um fünf da«, sagte ich. »Ich kann aber nur eine Stunde bleiben.« Ich legte auf und tippte weiter.
    Mimi Martin war der Meinung, dass für sie in Sachen Liebe der Zug abgefahren sei.
    Letzten Sommer war sie fast dreißig Jahre alt und immer noch Single. Eines Abends kam sie zu spät zu der Geburtstagsfeier einer Freundin an Bord der »Venus de Mylo«. Auf der Gangway geriet sie ins Stolpern und fürchtete schon, nun tropfnass auf der Party erscheinen zu müssen. Ein gut aussehender Fremder reichte ihr jedoch im richtigen Moment die Hand.
    Mylo Nikolaidis legte den Arm um sie. »Zum Glück haben wir einen Rettungsanker an Bord!«
    »Ist das dein Spitzname?«, fragte sie zurück.
    Das war doch schon mal ein Anfang. Und manchmal ist das alles, was du brauchst.

Safety Dance
    N och bevor ich überhaupt da war, bereute ich schon, auf diese Party gegangen zu sein.
    Ich kam gerade so durch die Eingangstür des Chelsea Building, weiter ging es nicht. Es war eins dieser neuen Luxusgebäude, das auf ein schmales Grundstück zwischen zwei Vorkriegsbauten gequetscht worden war. Die spiegelnde Glasfassade schien dem Betrachter zuzurufen: »Es ist nicht mein Problem, dass ich so schön bin. Es ist dein Problem, dass du hier nie wohnen wirst.«
    Schließlich hatte ich mich in die Penthousewohnung hochgekämpft. Sie war nicht die größte, die ich jemals gesehen hatte, und da sie sich auf einem siebenstöckigen Gebäude befand, war sie auch nicht die höchste. Es war jedoch bestimmt die vollste. Ich hatte ein zwangloses Treffen von etwa einem Dutzend Ärzte erwartet. Jazz und Weißwein. Stattdessen gab es Rumpunsch und Kamikaze-Cocktails, und zwischen den durchsichtigen Wänden und den Sechzigerjahre-Möbeln stolperten fast zweihundert Betrunkene herum. Laute Unterhaltungen und noch lautere Musik, seltsamerweise fast nur aus den Achtzigern. Viel Michael Jackson, Cyndi Lauper und Spandau Ballet. Die Tatsache, dass ich Spandau Ballet überhaupt erkannte, deprimierte mich ungeheuer. Ich suchte Hope, konnte sie aber in der Menschenmenge nicht finden.
    Verbrachte denn heutzutage niemand mehr den Tag nach Silvester verkatert oder im Bett oder beides? Verzweiflung lag in der Luft. Als ob alle hier versuchten, etwas nachzuholen, das sie letzte Nacht verpasst hatten.
    Eine etwas billige Blondine wankte auf mich zu und musterte mich lüstern. »Was für ein Arzt bist du?«, schrie sie mir direkt ins Ohr. Es war schon das dritte Mal, dass mich jemand das fragte. Nicht alle Anwesenden waren Ärzte. Manche wollten auch einen Arzt kennenlernen. Ich stürzte mich wieder in die Menge. Ich wollte einfach nur Hope finden und dann schnell fliehen.
    Aber sie war nirgends zu sehen. Ich saß in der Falle. Zu meiner Rechten beglückte ein pickeliger Kardiologe eine Kinderärztin mit Berichten über sein chirurgisches Talent. Zu meiner Linken beschäftigte sich der Gastgeber gerade sehr intensiv mit den Mandeln einer üppigen Augenärztin. Anscheinend wühlte er aber eher erfolglos danach. Die Ärztin warf mir einen wütenden Blick zu, der Gastgeber sogar einen noch wütenderen, und ich merkte, wie sich der Raum um mich zusammenzog. Ich war offensichtlich kurz davor, gelyncht zu werden.
    In dem Moment sah ich sie. Nicht Hope. Eine junge Sandra Bullock mit einer braunen Lockenmähne, die ihr über die Augen fiel, jedoch den Blick auf ihre hohen Wangenknochen und ihre glänzend geschminkten Lippen frei ließ. Ich konnte nur ihr Gesicht erkennen, aber das genügte schon. Sie stand mit dem Rücken an einen Türrahmen gelehnt, und wenn sie lächelte, schien das Lächeln ganz tief aus ihrem Innersten zu kommen. Ich merkte, dass ich sie anstarrte, und sah schnell weg. Als ich den Blick wieder hob, entdeckte
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