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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End
Autoren: Devan Sipher
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gearbeitet hat?«
    Arm in Arm schlenderten sie davon, und ich ging schnell weiter, lächelte entfernten Verwandten zu und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt ich war.
    »Könnte ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?« Gary hatte sich das Mikro des DJs geschnappt und stand auf der Tanzfläche am Strand. Ich blieb natürlich folgsam stehen.
    »Ihr wisst ja, wir sind keine großen Freunde von Traditionen«, sagte mein Bruder. Mit dem offenen Hemd undder Leinenhose, die er bis zu den Knien hochgekrempelt hatte, wirkte er eher wie jemand aus einer J. Crew-Anzeige als ein Bräutigam. »Ich möchte trotzdem kurz etwas zu der wundervollen Frau sagen, die ich gerade geheiratet habe.« Leslie wurde rot. Ihr weißes Sommerkleid wehte in der leichten Brise. »Wie Adam Sandler in ›50 erste Dates‹ gesagt hat: ›Liebe ist kein Gefühl, es ist eine Fähigkeit.‹«
    »Das war nicht Adam Sandler«, warf Leslie ein. »Das war Steve Carell in ›Dan – Mitten im Leben‹!«
    »Nein, das war nicht Steve Carell«, sagte Gary, »das war das Mädchen, das seine Tochter gespielt hat.«
    »Nicht die Tochter. Der Freund von der Tochter.«
    »Okay, die Rede ist jetzt sowieso im Arsch«, sagte Gary. »Ist ja auch egal.« Er nahm sie in die Arme, und die Beach Boys setzten in ihrer perfekten Mehrstimmigkeit mit ›God only knows what I’d be without you‹ ein.
    Ich sah ihnen zu und fühlte wieder einmal die alte Sehnsucht in mir aufsteigen. Ich ging zu dem Picknicktisch, an dem meine Familie saß, und stellte endlich das tropfende Glas auf einer Serviette ab.
    Melinda bedankte sich und lächelte zu mir hoch.
    Ich wollte dieses Bild für immer abspeichern, ihr Gesicht, auf dem die Nachmittagssonne goldene Schatten warf. Aber eigentlich wollte ich jeden einzelnen Moment mit ihr für immer abspeichern. Selbst wenn ich sie nur kurz verließ, um ihr zum Beispiel etwas zu trinken zu holen, konnte ich es kaum erwarten, zu ihr zurückzukehren.
    Sie trug einen hellroten Sarong, den sie sich in Nepal gekauft hatte. Ich setzte mich neben sie und ließ meine Finger ihren nackten Arm hinaufwandern. Ihr Großvater zwinkerte mir zu. Ach, ich sollte ihn ja Max nennen. Darauf bestand er. Gary hatte ihn eingeladen, um mir eine Freude zu machen und auch als potenzielle Gesellschaft fürunsere Großmutter, aber bis jetzt hatte sie kaum ein Wort mit ihm gewechselt.
    Max erhob sich. »Hätten Sie nicht Lust, mit mir eine heiße Sohle aufs Parkett zu legen?«, fragte er sie.
    »Ich befürchte, das wäre etwas unangemessen«, antwortete meine Großmutter und strich ihr schwarzes Baumwollkleid glatt.
    »Mom, ist doch egal, ob es angemessen ist oder nicht«, sagte meine Mutter. »Es ist so ein schöner Sommertag.«
    »Mach ruhig«, stimmte mein Vater zu und half meiner Großmutter beim Aufstehen.
    Meine echten Eltern waren von Außerirdischen ausgetauscht worden. Gegen sehr freundliche, liebevolle Wesen. Sie hielten schon das ganze Wochenende lang Händchen und kicherten miteinander. Langsam machte es mir Angst.
    »Ich weiß nicht«, zögerte meine Großmutter.
    »Ich will doch nur einen Tanz, nicht gleich ein Date«, neckte Max.
    »Schade, ich hatte Sie für ehrgeiziger gehalten«, gab sie zurück und griff nach seinem Arm.
    »Gibt’s eigentlich einen Grund dafür, dass wir die Einzigen sind, die noch sitzen?«, fragte Melinda.
    »Ja«, antwortete ich, »ich bin ein ganz schlechter Tänzer.«
    »Und das ist eine ganz schlechte Ausrede.« Sie stand auf und führte mich zur Tanzfläche. Ich sah den sanften Bewegungen ihrer Schultern und Hüften zu, während sie tanzte, und war ein sehr glücklicher Mann.
    »Wouldn’t it be nice to live together?«, fragten die Beach Boys gerade und ich hielt Melindas Hand, so wie ich sie kurz am Abend unseres Kennenlernens hatte halten dürfen.
    »Deine Eltern sind nett«, sagte sie.
    »Das sind nicht meine Eltern.«
    »Egal. Wer auch immer diese Leute sind, sie sind wirklich nett.«
    Ich zog sie eng an mich und hoffte, sie würde nicht merken, dass ich wirklich so gar kein Rhythmusgefühl besaß.
    »Und ich mag dieses Lied.«
    Ich stimmte ihr zu und flüsterte ihr ins Ohr: »Gibt es sonst noch was, was du magst?«
    »Jeden Tag ein bisschen mehr.«
    Sie zu küssen war einfach. Schwierig war nur, ihr dabei nicht auf die Füße zu treten. Wir waren umgeben von Paaren, die sich alle zur selben Musik bewegten. Melinda schmiegte sich eng an mich. Und auf einmal konnte ich ihn fühlen, den Hochzeitsbeat.
    The
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