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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End
Autoren: Devan Sipher
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es einfach getan. Seitdem war sie jedes zweite Wochenende nach Seattle gefahren, und für die Feiertage war er durch das halbe Land zu ihr gereist.
    »Er hat mein Bett kaputt gemacht«, sagte sie. »Und das war überhaupt nicht so lustig, wie es jetzt klingt.«
    »Da scheinst du zumindest einen netteren Abend gehabt zu haben als ich«, sagte ich.
    »Das war nachmittags. Abends sind wir auf die Silvesterparty von meinem Chefarzt gegangen.« Eine grausame Angelegenheit, zu der ich letztes Jahr auch gezwungen worden war. Dr. Aldridge wohnte in einem großen, vollgestopften Apartment auf der Park Avenue, zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern (die ebenfalls ziemlich groß und vollgestopft waren). Die Party bestand darin, dass die Ärzte aus der Notaufnahme versuchten, die Chirurgen unter den Tisch zu trinken, während die Radiologen ihre Kunstfehler mit denen der Anästhesisten verglichen und die Psychiater Kette rauchten. »Ich hatte ihn gewarnt, dass es langweilig werden würde«, verteidigte sich Hope. »Er meinte, er würde sich schon zu beschäftigen wissen. Und das scheint er auch getan zu haben, denn um Mitternacht war er nirgendwo zu finden. Weißt du, wie schreckliches ist, in einem Zimmer voller betrunkener Pärchen zu stehen, und du bist der einzige Mensch, der keinen Kuss bekommt?«
    Sie beschrieb gerade Auszüge aus meinem Leben. Ich musste kurz an letzte Nacht denken, an das Meer von silbernen und schwarzen Luftballons. Ich hatte die ganze Zeit die Ballons angestarrt, um nicht die umwerfenden Frauen in den tief dekolletierten Kleidern sehen zu müssen, die sich hingebungsvoll von Männern mit markanten Gesichtszügen küssen ließen. Barbara hatte mir einen Kuss auf die Wange gegeben. Das hatte alles irgendwie noch schlimmer gemacht.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Gegenwart. Hope war gerade am Ende ihrer Geschichte angekommen. »Am Ende habe ich Nummer zwei dann in der Küche gefunden. Er war gerade dabei, einer der Damen vom Catering die Zunge in den Hals zu stecken.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gefragt, ob er sie mit zu mir nach Hause nehmen kann.« Ich hörte Hope kauen. »Du musst mich davon abhalten, mir eine Überdosis Schokolade zu verpassen«, sagte sie.
    »Hör auf, Schokolade zu essen«, befahl ich.
    »Das einfach nur zu sagen, hilft überhaupt nichts. Ich brauche jemanden, der mich mit physischer Gewalt davon abhält. Und es wäre auch sehr hilfreich, wenn du mich mit fettarmem Baiser besänftigen würdest. Das können wir nachher unterwegs bei ›Trader Joe’s‹ kaufen.« Ich hatte völlig vergessen, dass sie mich zu einer Party eingeladen hatte.
    »Ich kann heute nicht. Ich muss arbeiten.«
    »Wenn du so beschäftigt bist, wieso hast du mich dann siebzehn Mal angerufen?« Sie klang genervt.
    »Zwischen den Anrufen war ich ja beschäftigt«, murmelte ich kleinlaut.
    »Wenn du mir hilfst, sammelst du damit viele Karmapunkte, und dann wird deine Kolumne schneller fertig.« Normalerweise ließ ich mich von dieser Art von Logik gern überzeugen, aber ich brauchte viel mehr als nur ein paar Karmapunkte, um das hier in der wenigen Zeit, die ich noch hatte, fertig zu bekommen.
    »Heute ist Feiertag«, erinnerte mich Hope.
    »Ich arbeite aber an Feiertagen. Ich arbeite auch am Wochenende. Deshalb habe ich ja kein Privatleben, und deshalb werde ich auch den Rest meines Lebens allein verbringen.« So. Jetzt war es raus. Hope war nicht die Einzige, der es schlecht ging. Meine letzte Beziehung, die länger als einen Monat gehalten hatte, war fast drei Jahre her. Laurel. Nein, ich durfte nicht an Laurel denken. Das war oberstes Gebot, ich durfte nicht an Laurel denken.
    Hope versuchte, mich zu trösten. Ich wollte aber nicht getröstet werden. Ich wollte verliebt sein.
    »Vor achtundvierzig Stunden hast du dir noch Sorgen gemacht, ob es richtig ist, Silvester mit Jill zu verbringen. Du hast gesagt, sie ist oberflächlich, und dass ihr nichts gemeinsam habt außer dem Joggen.«
    Ich wollte nicht getröstet werden, und auf gar keinen Fall wollte ich konsequent oder vernünftig sein. »Und wenn sie das Beste ist, was mir je begegnen wird? Ich bin fast vierzig, ich wohne in einer Einzimmerwohnung und habe einen –«
    »Fängst du jetzt wieder mit deinem Halsumfang an?«
    »Mein Hals ist ganz schön schmal«, sagte ich verletzt.
    »Frauen rennen doch nicht herum und starren Männern auf den Hals. Das machen wir einfach nicht. Wenn wir jemandem irgendwohin starren, dann auf die Brustmuskeln.
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