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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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Prolog
    E igentlich hätte die achtjährige Molly Ridge in der Schule sein müssen, sie war jedoch am Morgen mit Halsschmerzen aufgewacht, und deshalb hatte ihre Mutter sie zu Hause behalten.
    Nach zwei Scheiben French Toast und einem Glas Milch tat Molly der Hals ein bisschen weniger weh, und jetzt rannte sie durch den Flur, während ihre Mutter in der Küche laut zählte.
    »… drei … vier … Versteck dich gut, Lollipop, denn wenn ich dich finde, fress ich dich! Fünf …«
    Molly musste kichern und legte schnell die Hand auf den Mund, als sie ins Schlafzimmer ihrer Mutter bog. Im Wandschrank? Nein, da würde ihre Mutter sie bestimmt finden. Hinter den Vorhängen? Ihre Füße würden darunter hervorgucken, außerdem waren die Gardinen im Licht der Vormittagssonne fast durchsichtig.
    »Sechs …«
    Aufgeregt hörte Molly ihre Mutter weiterzählen. Bei zehn würde sie anfangen zu suchen. Molly sah sich im Zimmer um und schlüpfte schließlich unters Bett, ohne den Staub auf dem Dielenboden oder die Sprungfedern zu beachten, die ihr in den Rücken piksten.
    »Sieben …«
    Unter dem leuchtend gelben Bettüberwurf hervor konnte Molly die Schlafzimmertür sehen. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass ihre Mutter sie suchen kam.
    »Acht …«
    Ein lautes Klopfen an der Haustür unterbrach das Zählen. Molly seufzte. Wer auch immer vor der Tür stand, ging hoffentlich schnell wieder.
    »Hi! Wie geht’s?« Die Stimme ihrer Mutter wehte aus dem Wohnzimmer den Flur hinunter zu Molly. »Moment mal! Oh, mein Gott. Was …«
    Ein Schrei ertönte.
    Molly erstarrte, und ihr Herz pochte wild. Sie hörte ein lautes Krachen, dann splitterte Glas. Ein Knall. Wieder Schreie.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Irgendetwas Schreckliches passierte gerade.
    Voller Entsetzen sah Molly ihre Mutter im Türrahmen auftauchen, die weiße Bluse auf der Brust ganz rot, dann durch den Raum taumeln und neben dem Bett zu Boden sinken.
    »Mommy?«, flüsterte Molly.
    Monica Ridge drehte den Kopf zur Seite und sah ihre Tochter unter dem Bett liegen. »Psst, Lollipop. Beweg dich nicht. Sei ganz still.« Ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch, die Worte verzerrt. Molly presste ihre Faust vor den Mund, als sie Schritte im Flur hörte und ihre Mutter aufzustehen versuchte.
    »Nein. Bitte nicht«, hörte Molly ihre Mutter sagen, während sie selbst die Augen fest zusammenkniff.
    Wieder Geräusche.
    Unheimliche Geräusche. Für einen kurzen Moment öffnete Molly die Augen. Etwas Blaues blitzte auf. Ein Messer sauste nach unten. Schnell machte sie die Augen wieder zu.
    Dann Stille.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so dalag, mit geschlossenen Augen auf die Stille lauschend. Als Molly die Augen wieder öffnete, sah sie ihre Mutter ganz dicht neben sich auf dem Rücken liegen.
    Blut. Überall war Blut. An ihrer Mommy, auf dem Fußboden, an den Wänden.
    Mommy? Ihre Mommy bewegte sich nicht, stierte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke. Eine Hand war in Mollys Richtung ausgestreckt, und Molly wollte danach greifen und ihrer Mommy sagen, dass sie aufstehen und nicht mehr so gucken sollte.
    Molly schrie innerlich, während sie ihre Faust noch fester vor den Mund presste.
     
    Psst. Lollipop. Beweg dich nicht. Sei ganz still.
    Psst. Lollipop. Beweg dich nicht. Sei ganz still.

[home]
    1
    Z wei uniformierte Polizisten überbrachten Haley Lambert die Todesnachricht an einem Freitagabend um kurz nach acht. Sie war gerade in ihren Schlafanzug geschlüpft und hatte sich an den Computer gesetzt, um Mails zu beantworten, neben sich ein Stück kalte Pizza und ein kühles Bier.
    Es war ein ganz gewöhnlicher Freitagabend. Seit Haley ihrem letzten Freund vor drei Monaten den Laufpass gegeben hatte, gehörten Schlafanzug, kalte Pizza und Bier zum üblichen Programm. Tim war ein prima Kerl gewesen, ein super Freund.
    Dummerweise hatte Haley feststellen müssen, dass er nicht nur ihr Freund gewesen war, sondern auch der von zwei weiteren Frauen. Zum Glück hatte sie sein Versteckspiel durchschaut, bevor sie mit ihm ins Bett gegangen war. Sie besaß einfach eine miserable Menschenkenntnis, woran ihre Schwester sie immer wieder gern erinnerte.
    Es war ein ganz gewöhnlicher Freitagabend, bis es an der Wohnungstür klingelte. Ein Blick in die Gesichter der Cops sagte Haley, dass die beiden nicht gekommen waren, um Spenden zu sammeln oder sie zum Polizeiball einzuladen.
    »Haley Lambert?« Der Beamte hatte ein Kindergesicht, rundlich und freundlich, doch der
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