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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Autoren: Nicole Laue
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Geht doch. Haaa! Siehe da, die Wundercreme wirkt sofort, alle Falten sind noch da.
    Ich musste über mich selbst schmunzeln. Was erwartete ich eigentlich? Ich sollte zufrieden sein. Mit zwei warmen, blauen und leuchtenden Augen, sowie mit mein markantem Gesicht und schönen Zähnen, hatte die Natur es eigentlich gut mit mir gemeint. Ich sollte endlich lernen, dass der Zahn der Zeit an niemandem vorbei nagt.
    A ußerdem machen Fältchen interessant! Schluss, Basta!
    Ich schnappte mir mein Minta-White Tube, schmierte einen kräftigen Streifen auf die Borsten und ließ die elektrische Zahnbürste kreisen. Dabei machte ich gleichzeitig meine täglichen Dehnübungen am Badewannenrand. Während ich noch nach vorne gebeugt über der weißen Keramik hing und dabei die Zahnbürste umständlich in meinem Mund verschwinden ließ, ging plötzlich das Licht aus. Ich hielt inne. Die Tür öffnete sich kaum hörbar, nur ein kühler Luftzug strich um meine nackten Beine. Atemgeräusche näherten sich. Zwei eiskalte Hände legten sich von hinten um meine Hüften und unsanft pressten sich zwei Nikotinlippen in meinen Nacken. Martin hatte wohl mal wieder auf dem Balkon geraucht und die Frische des Abends mit hinein getragen. Ich seufzte. „Nicht jetzt, Martin. Ich bin müde.“
    „Das geht vorbei", hauchte er mir ins Ohr.
    Ich versuchte mit einem Stöhnen die Last seines Gewichtes von meinem Rücken zu drücken und mich aus seiner Umarmung zu befreien. Aschenbecher küssen gehörte nicht gerade zu meinen erotischsten Fantasien. Er zuckte mit dem Schultern und verschwand beleidigt in Richtung Schlafzimmer. Ich atmete auf und schlich in die Küche. Die Wasserflasche ansetzend, blickte ich aus dem Fenster, direkt in den Hinterhof meiner Mietwohnung. Alles schien friedlich, die Nacht hatte ihre Schatten auf die Erde gelegt und der Mond schimmerte durch die Zweige einer alten Kastanie, die wenige Meter entfernt, direkt vor dem angrenzenden Nachbargrundstück stand. Ich liebte diesen alten Baum. Zuweilen beobachtete ich zwei Eichhörnchen, die dort ihr Zuhause gefunden hatten und beneidete sie um ihre Leichtigkeit. Mit ihren zarten Körpern hüpften sie von Ast zu Ast, dass einem beim Zusehen schwindelig wurde. Gerade als ich mich abwenden und ins Bett gehen wollte, fiel mir ein dunkler Schatten auf, der sich auf einem der kräftigen Äste der Kastanie langsam hin und her bewegte. Ich blinzelte. Für ein Eichhörnchen war der dunkle Fleck einfach viel zu groß. Bei genauerem Betrachten erkannte ich die Umrisse einer Gestalt.

Karlson vom Dach? Was treibt der da?
    Blitzschnell, nur einen winzigen Wimpernschlag, und der Schatten verließ mit einem Hechtsprung den Baum und huschte den drahtigen Zaun entlang. In rasender Geschwindigkeit verschwand er hinter einer Häuserwand. Erstaunt wartete ich noch einen Moment, ob er zurückkommen würde, doch er war verschwunden. So begab ich mich ins Schlafzimmer und krabbelte leise zu Martin ins Bett. Er schlief schon und schnarchte selig ins Kissen. Ich wickelte die Decke um meine kalten Füße und blickte noch eine Weile durch das große Fenster, direkt in den Himmel und auf die sich im Wind wiegenden Äste der alten Kastanie. Das Schlafzimmer lag wie die Küche zum Hinterhof hinaus und so konnte ich den alten Baum gut sehen.

Das gibt es doch nicht, da ist er ja schon wieder.
    Ich sprang aus dem Bett und presste die Hände gegen die Scheibe. Und wieder verschwand der Schatten genauso schnell, wie er gekommen war.

Sehr merkwürdig!
    Ich fühlte mich auf seltsame Weise beobachtet und verharrte für einen Moment. Doch dann geschah nichts mehr, ich blickte in die friedliche Stille einer schlafenden Großstadt. Leise schlich ich in den Flur, von dort aus ins Wohnzimmer und öffnete die Balkontüre. Ich warf einen Blick über die Brüstung und spähte über die roten Geranien, die Martin gepflanzt hatte, direkt auf die Straße. Vielleicht war er ums Haus geschlichen. Ich spähte in alle Richtungen. Keine Menschenseele! Geduldig wartete ich eine Weile. Doch die fremde Gestalt tauchte nicht mehr auf. Seufzend und zurück in die Wohnung kehrend, krabbelte ich in mein Bett zurück und fiel nach einer Weile in seltsame Träume.
    „Erschrick nicht.“
    Eine Stimme, die mir ganz und gar unbekannt war, bewegte sich geradewegs auf mich zu. Eine Männergestalt in dunkler Kleidung und die Hände vor dem Bauch verschränkt, schritt bedächtig näher. Sie blickte mich mit sanften und doch seltsamen, verklärten Augen
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