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Jede Nacht mit Charlie

Jede Nacht mit Charlie

Titel: Jede Nacht mit Charlie
Autoren: Jennifer Crusie
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Dinge ändern sich. Wandel ist positiv. Die Menschen wachsen an neuen Aufgaben. Sieh mich an.“
    Das tat sie. Was blieb ihr anderes übrig? Während Mark sich weiter in Selbstbeweihräucherung erging, begann Allie automatisch seinen heruntergeleierten Monolog für Sendezwecke zu überarbeiten. Dabei dämmerte ihr der Verdacht, dass ihr vermeintlicher Liebeskummer nichts als ein „Die Geister, die ich rief“-Phänomen sein könnte, denn dieser hohlköpfige, wenn auch äußerst dekorative Dressman langweilte sie zu Tode.
    „Das ist also der Grund, weshalb …“
    Ungeduldig unterbrach sie seine hochdramatischen Ausführungen. „Warum kommst du nicht einfach zum Thema? Falls es dir entgangen sein sollte, ich habe noch jede Menge Arbeit zu erledigen, wenn du weiterhin den großen Star spielen willst.“ Okay, das ging unter die Gürtellinie, aber mit der Inbesitznahme ihres Sessels hatte er den Streit provoziert, diese Laus!
    „Na schön. Hier ist es.“ Schwungvoll beförderte er den Sessel in Sitzposition. „Du wirst nicht mehr an meiner Show arbeiten.“ Das war’s. Der Mann von Welt stellte Tatsachen fest. Mit den unangenehmen Folgen durften sich andere auseinander setzen.
    Der Raum drehte sich. Allie sank auf den nächstbesten Stuhl. „Was?“
    „Seit unserer Trennung verspüre ich bei dir eine gewisse Feindseligkeit. Negative Schwingungen beeinträchtigen meine Kreativität. Daher übernimmt mit sofortiger Wirkung Lisa deinen Job. Es ist das Beste für alle von uns.“
    Lisa! Ihre Assistentin. Marks neue Geliebte. Marks neue Produzentin!
    „Für wen?“ konterte sie. Immerhin hatte sie ihn geschaffen! Wie konnte er es wagen, die Früchte ihrer Arbeit einer anderen Frau zu übertragen? Einer Frau, die – so ganz nebenbei erwähnt – ihr gesamtes Radiowissen Allie verdankte! „Nicht für alle!“ Sie betonte das letzte Wort. „Du moderierst die Prime-Time-Show. Ich bin die Prime-Time-Produzentin. Solange du dich nicht mit deinem neuen Schwarm an irgendeinen kuscheligen Ort wie beispielsweise die Antarktis zurückziehst und mir die Sendezeit überlässt, ist es nicht das Beste für mich!“
    „Natürlich ziehe ich nicht weg. Ich bin schließlich das Talent.“
    Er war das Talent. Was, zum Teufel, war dann sie?
    „Komm, beruhig dich. Schließlich bist du nicht gefeuert. Alle Beteiligten wissen deine bisherige Leistung durchaus zu schätzen.“ Ungeachtet ihrer versteinerten Miene sprach er weiter. „Bill gibt dir eine neue Sendung. Dafür habe ich gesorgt.“
    Rasender Zorn gewann die Oberhand über ihre Panik. Der gute alte Mark! Was für ein Herzchen! „Danke für die Unterstützung! Viel Glück für die Zukunft! Und jetzt raus aus meinem Sessel!“
    Instinktiv folgte er ihrem Befehl. Die Macht der Gewohnheit. „Warum genehmigen wir uns nicht einen Drink im Settle Inn?“ Strotzend vor Gönnerhaftigkeit, schlenderte er zur Tür. „Als Zeichen dafür, dass es keine feindseligen Gefühle zwischen uns gibt.“
    Am liebsten hätte Allie diesem aufgeblasenen Wichtigtuer jedes einzelne ihrer ausreichend vorhandenen feindseligen Gefühle um die Ohren gehauen! Aber so ein kleiner Mord unter Freunden brachte hohe Prozesskosten mit sich, und die konnte sie sich dank ihres unerwarteten Karriereknicks nicht leisten. Natürlich würde Bill, der große Boss von WBBB, sie herauspauken. Sobald er sich abgeregt hatte, was manchmal ganz schön lange dauern konnte. Nein, besser nicht. Überhaupt hielt Mark sich ja nur mit Mühe und Not aufrecht. Wer erschlug schon so einen Schwächling? Als Notwehr ging das niemals durch. Vielleicht Mord im Affekt? Sie könnte auf zeitweilige Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Wenn sie dann noch ihre kurze Affäre mit dieser Null beichtete, würde ihr jeder Richter mildernde Umstände zubilligen.
    „Tut mir leid, aber ich habe bereits eine Verabredung.“ Blitzschnell tauchte Allie unter seinem Arm weg und floh in den Flur. Energisch blinzelte sie die aufsteigenden Tränen zurück, denn beim ungewohnten Anblick einer tränenüberströmten Ex-Prime-Time-Produzentin vermuteten bestimmt gleich alle einen plötzlichen Todesfall. Und dann müsste sie ihren Freunden erklären, dass Mark tragischerweise noch unter den Lebenden weilte.
    Begriffsstutzig wie er war, folgte er ihr.
    Allie beschleunigte das Tempo. Als sie am Empfangstresen vorbeihastete, schob Karen ihr einen Umschlag zu. Ihr mitleidiges Lächeln gab Allie den Rest. Wortlos steckte sie den Brief ein, rang sich ein halbwegs
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