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Jede Nacht mit Charlie

Jede Nacht mit Charlie

Titel: Jede Nacht mit Charlie
Autoren: Jennifer Crusie
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berufliche Beziehung, besonders, da er das Küssen auffallend gut beherrschte. Ein Nein würde schwer werden, falls er je eine Wiederholung vorschlug. Und Charlie schien kein Typ zu sein, der sich leicht entmutigen ließ …
    Im Moment diskutierte er mit Joe die Vorzüge der italienischen Küche. Obwohl Joe ihr bester Freund war, hatte er auch seine Fehler. Essen beispielsweise. Kritisch studierte er die Speisekarte und probte vermutlich schon für das am Ende der Mahlzeit stattfindende Quiz: „Zu viel Oregano. Und wo war das Basilikum? Einfallslose Würze. Sicheres Zeichen für einen zweitklassigen Küchenchef. Was ist mit dem Spargel?“ Er konnte stundenlang über eine Beilage reden.
    Allie wappnete sich für den üblichen Kampf. „Ich nehme Manicotti.“ Ihr war immer noch übel von Marks dilettantischem Mobbingversuch, daher schied totes Fleisch aus.
    „Keine Manicotti. Nimm ein Steak.“
    „Ich will kein Steak! Ich will Pasta!“
    „Komm mir morgen bloß nicht nach Hause und sage ‚Pasta? Wir hatten gestern erst Pasta!‘“
    „Du hasst die Zubereitung von Manicotti! Bei deinem letzten Kochversuch hast du ständig geflucht.“
    Neugierig sah Charlie von einem zum anderen. „Seid ihr beide schon lange zusammen?“
    Allie amüsierte sich über seine Verärgerung. „Du klingst genau wie Mark.“
    „Da wir gerade beim Thema sind, was sollte das vorhin?“ polterte Joe los. „Du nimmst einen Drink mit dieser Niete, nachdem sie dich unvorsichtigerweise gefeuert hat?“
    „Ja“, fiel Charlie ein. „Wäre nett, wenn mich einer aufklären würde.“
    „Durchlebt ihr mal euren schlimmsten Albtraum.“ Mit voller Macht kehrte die Erinnerung an diesen lausigen Tag zurück. „Mark sollte nicht denken, ich wäre … ihr wisst schon.“
    „Wir wissen.“ Joe sah Charlie an. „Normalerweise ist sie nicht so ein Sensibelchen. Nur bei Mark flippt sie regelmäßig aus.“
    „Du hättest in der Bar sein sollen. Sie hat gestammelt wie eine Zwölfjährige.“
    „Habe ich nicht!“ Da Charlie nur schnaubte, schlug Allie resigniert die Hände vors Gesicht. „Oh, zur Hölle!“
    „Na, na. Du hast doch uns.“
    „Welch ein Trost!“
    „Bestell endlich“, befahl Joe und klappte seine Speisekarte zu.
    Sie einigten sich auf Hähnchen mit Fettuccini. Hühner waren nicht wirklich tote Tiere. Sie waren mehr wie Protein mit Federn. Joe gab der Kellnerin detailgenaue Instruktionen bezüglich der Beilagen, die diese – nach bitteren früheren Erfahrungen – Wort für Wort notierte. Zum Glück fiel Joe erst nach ihrem Abgang ein, dass er die diätetisch wertvolle Zusammenstellung von Allies Gemüse vergessen hatte. Schon bald steckten sie wieder mitten in einem ihrer üblichen Wortgefechte, bis Charlie sich einmischte.
    „Wie lange kennt ihr euch nun wirklich?“
    „Vier Jahre. Seit ihren Anfängen bei WBBB.“
    „Ich war neu in der Stadt und hatte noch keine Unterkunft“, erinnerte sich Allie. „Joe holte gerade bei Bill die Bücher ab. Zufällig war sein Mitbewohner am selben Tag ausgezogen, daher bot er mir vorübergehend das freie Gästezimmer an.“
    „Und prompt nistete sie sich ein. So langsam kommt mir allerdings der Verdacht, dass sie nicht mich, sondern allein meine sagenhaften Kochkünste liebt.“
    Verständnislos schüttelte Charlie den Kopf. „Wenn Joe der perfekte Mann ist, wieso hast du dich dann mit diesem Clown Mark eingelassen?“
    „Ich bin der perfekte Mann?“
    „Allies Worte“, erwiderte Charlie mit leicht säuerlicher Miene.
    Welche Laus war ihrem unerwünschten Begleiter denn plötzlich über die Leber gelaufen? Nicht, dass es Allie sonderlich interessierte, solange nicht ein neues Trauma ihr zunehmend chaotischeres Leben vollends aus den Fugen warf.
    „Ich fühle mich geschmeichelt.“ Verschwörerisch senkte Joe die Stimme. „Ich bin schwul.“
    Allie verspannte sich. Wenn Charlie jetzt das Falsche sagte, war er bei ihr endgültig unten durch.
    Stattdessen fischte er völlig ungezwungen eine Käsestange aus dem Gefäß in der Tischmitte. „Das ist noch lange keine Rechtfertigung für diesen Volltrottel!“
    Verdutzt folgte Allie dem Wortwechsel. Offenbar war ihr hier einiges entgangen. Aber wen kümmerte es, was in Charlies verschlungenen Gehirnwindungen vor sich ging. Er war ein Mann. Absolut unberechenbar. Ihr Verflossener gab da ein Paradebeispiel ab.
    „Ich muss zugeben, ich war auch nicht besonders glücklich über Allies Wahl.“
    „Es war Marks Wahl. Keine Ahnung,
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