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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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weitere Erinnerungsbilder auf.
    In seinem ersten Fall als Leiter der Mordkommission hatte ein psychopathischer Frauenmörder Angst und Schrecken in der Gegend verbreitet. In der aufgeheizten Stimmung gründete sich damals eine Bürgerwehr. Kreilinger hatte sich selbst zum Hilfssheriff ernannt und im Wald Jagd auf den Serientäter gemacht.
    Mit Schrecken erinnerte sich Tannenberg daran, wie der Revierförster damals einen ›harmlosen‹ Exhibitionisten mit einem Kälberstrick gefesselt ins K 1 geschleppt hatte. Der Unschuldige konnte dem enormen psychischen Druck des Tatverdachtes nicht standhalten und hatte sich wenig später das Leben genommen. Der zweite Gedankensplitter bezog sich auf den dramatischen Showdown dieser spektakulären Mordserie an einem großen Felsen am Naturfreundehaus im Finsterbrunnertal, bei dem der Förster ebenfalls eine äußerst unrühmliche Rolle gespielt hatte.
    Den Leiter des K 1 durchzuckte ein stromschlagartiger Energieblitz, der ihn erschaudern ließ. Er hatte das Gefühl, dass sich seine Nackenhaare steil aufrichteten und sich seine Fußnägel nach oben bogen.
    »Bleiben Sie sofort stehen!«, brüllte er.
    Kreilinger reagierte nicht. Seine Körpersprache strotzte geradezu vor Arroganz. Er ging mit kraftvollen Schritten weiter, während sein herausforderndes Grinsen noch ein wenig breiter wurde.
    »Sind Sie taub? Sie sollen stehenbleiben. Treten Sie sofort hinter die Absperrung zurück!«, blökte Tannenberg.
    Der Förster hatte inzwischen den erzürnten Kriminalbeamten erreicht. Er stand etwa einen Meter von ihm entfernt. Die Arme in die Hüfte gestützt verkündete er mit demonstrativer Gelassenheit: »Herr Hauptkommissar, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich mir in meinem Wald von Ihnen Vorschriften machen lasse.«
    In Tannenbergs Innerem brodelte es wie in einem Vulkan unmittelbar vor dessen Ausbruch. Trotz der tiefsitzenden Abscheu gegenüber diesem Menschen versuchte er, seine aufschäumende Aggressivität einigermaßen im Zaum zu halten.
    »Was ist denn überhaupt passiert?«, fragte Kreilinger neugierig. Als sein Gegenüber nicht umgehend antwortete, ließ er ihn einfach stehen und setzte sich in Richtung des Leichenfundortes in Bewegung.
    »Los, Kollegen, bringt diesen sympathischen Zeitgenossen zurück hinter die Absperrung. Legt ihm zur Not Handfesseln an.«
    Die beiden Streifenbeamten stellten sich daraufhin dem verdutzten Förster in den Weg.
    »Wissen Sie was?«, meinte Tannenberg hinter seinem Rücken. »Wir lösen das Problem mit Ihnen ganz anders: Ich erteile Ihnen hiermit Platzverbot. Dies ist eine polizeiliche Anordnung. Sie tritt sofort in Kraft und gilt für einen Umkreis von 200 Metern. Falls Sie dieser Anordnung nicht umgehend Folge leisten, werden meine Kollegen Sie unter Anwendung von Zwangsmitteln von hier wegbringen.«
    Kreilinger stutzte. Während seine Mundwinkel wieder nach unten wanderten, zog er die Stirnpartie in Falten. Mit solch einer gravierenden Maßnahme hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
    »Warum?«, fragte der Revierförster mit weit aufgerissenen Augen.
    »Weil Sie die Ermittlungsarbeit stören«, gab der Leiter des K 1 lapidar zurück.
    »Aber ich mache doch gar nichts«, protestierte Kreilinger.
    »Natürlich tun Sie das. Sie behindern die Ermittlungsarbeit.«
    »Wieso denn? Ich will nur wissen, was in meinem Revier passiert ist. Als zuständiger Forstbeamter ist das sogar meine Pflicht. Außerdem störe ich überhaupt niemanden bei seiner Arbeit.«
    »Doch, mich stören Sie. Und zwar massiv. Allein schon die Anwesenheit Ihrer Person behindert mich bei meiner Ermittlungsarbeit.« Geschwind öffnete Tannenberg einen Knopf an seinem Hemdärmel, schob diesen nach oben und streckte den Arm nach vorne. »Sehen Sie selbst: Auf Menschen wie Sie reagiert meine Haut allergisch. Ich bekomme einen Ausschlag.« Bevor sich jedoch der Revierförster selbst von dieser merkwürdigen Behauptung überzeugen konnte, hatte sein Kontrahent bereits wieder den Unterarm mit Stoff bedeckt.
    »Schon gut, Herr Hauptkommissar. Ich geh ja schon. Wie heißt es so schön im Volksmund: ›Der Klügere gibt nach.‹ Ist mir doch egal, was Sie hier veranstalten.«
    Während Kreilinger kopfschüttelnd an ihm vorbeischlenderte, drehte sich Tannenberg angewidert weg. Er ging zu den beiden Polizeibeamten, die neben ihrem Streifenwagen standen und eine Zigarette rauchten. Flüsternd bat er sie, den Förster zu befragen, ob er innerhalb der letzten Tage irgendwelche
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