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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
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    Das ist sie. Brady wusste es in dem Moment, als er sie in die Bar hereinkommen sah. Sie war genau die Art Mädchen, die er gerne zu Tode erschrecken würde. Der er wehtun wollte. Sie war blond und auf irrsinnig gewöhnliche Weise hübsch. So wie sie sich gab, war klar, dass sie sich für den Langweilerschuppen hier extra rausgeputzt hatte. Sie war auf was Besonderes aus, und Brady würde dafür sorgen, ganz persönlich würde er dafür sorgen, dass sie es auch bekam.
    Er nahm noch einen Schluck aus seinem Glas. Maria und Annabel tranken beide, was in diesem Provinznest als Margarita durchging. Brady blieb da lieber bei reinem Mineralwasser und fischte das schäbige Stück Limone aus dem Glas, wenn eine neue Runde kam.
    Maria war sich nicht so sicher, auch Annabel nicht.
    »Die hat einen Typen dabei, Brady«, sagte Maria, »und wir wollen keine Probleme.«
    Brady grinste genüsslich.
    »Der Kerl säuft, Maria«, antwortete er. »Sieh nur, wie er die Biere kippt. Hat wahrscheinlich auch was eingeworfen, oder legt später noch ’ne Schaufel drauf. Der Typ ist kein Problem, glaub’s mir.«
    Sie stritten nicht weiter mit ihm. Schließlich war es seine Show. Es war immer seine Show, und er hatte es noch kein einziges Mal versaut.
    Zwei Margaritas später verkündete Annabel, dass ihr langweilig werde. Wenn es so weitergehe, werde sie sich einen Dorfschönen angeln und aufs Klo zerren, nur um nicht einzuschlafen. Brady grinste wieder. Wenn das Opfer erst mal ausgewählt sei, erinnerte er sie, komme es darauf an, die richtige Gelegenheit abzuwarten. Der richtige Moment war der Schlüssel.
     
    Casper hatte es nicht riskiert, mit dem gestohlenen Wagen weiter als bis zur Mill Street zu fahren. Er fuhr nie in den inneren, videoüberwachten Bereich, es sei denn, es ging nicht anders. Nicht weit vom Freigängerhaus hatte er geparkt und war dabei mit den Reifen blöd am Bordstein langgekratzt. Es war ein alter Käfer, der aber neu gespritzt und umgebaut worden war, der Motor nett frisiert, und drinnen glänzte und glitzerte es nur so. Die Karre war voller geiler Aufkleber und hatte sogar einen von Greenpeace auf der Heckscheibe. Das war zweifellos das Fickmobil von irgend so ’nem Studentenwichser, dem sein Daddy die Rechnungen zahlte.
    »Bis hier und nicht weiter, Süße. Wir nehmen ’n Taxi«, sagte Casper und drückte die Fahrertür weit auf, ohne auf den nachkommenden Verkehr zu achten.
    Tracey warf ihm einen ihrer Schmollblicke zu, tat aber, was er sagte. Sie stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Am Lenkrad hatte eine Diebstahlsicherung gehangen, einer von den altmodischen Knüppeln, die das Steuern unmöglich machen sollten. Nur dass das Schloss noch altmodischer gewesen war und von jeder halbblinden Großmutter hätte geknackt werden können. Im Schlaf. Casper nahm den Schwengel mit aus dem Wagen, und als sie den Käfer gute zehn Meter hinter sich gelassen hatten, schleuderte er das Ding locker zurück und traf doch tatsächlich voll die Windschutzscheibe des Fickmobils. Jetzt konnte sich jeder, der Bock hatte, am Inventar der Karre bedienen und den CD-Spieler, oder was immer ihm gefiel, mitgehen lassen. Scheiß auf die Wichser, die solche Kisten fahren, dachte er. Wichser, die so leben. Die verdienen es nicht anders.
    Sie gingen kurz in den »Bricklayer’s Arms«, und Casper sagte Tracey, sie solle mit ihrem Handy ein Taxi rufen. Am Ende musste sie drei Taxen kommen und wieder abziehen lassen, weil Casper in eine komplizierte Serie Pool-Spiele reingezogen wurde, die er samt und sonders verlor. Es war fast halb elf, als sie sich vom vierten Taxi in die Stadt bringen und vorm »Club Zoo« am Holt’s Way absetzen ließen. Casper hasste die Bude. Geschniegelt, langweilig und dazu auch noch arschteuer. Er kam nur mit, um Tracey zu beschwichtigen und von sich abzulenken. Ihm war noch nicht ganz wohl wegen gestern. Er versuchte noch rauszukriegen, ob sie ihn echt ertappt hatte oder nicht. Casper drückte dem Fahrer einen Zehner in die Hand, markierte den großen Max und gab mehr Trinkgeld, als die Fahrt gekostet hatte. Der Club hatte eine Türsteherin, die sie nach Waffen absuchte, was nach Caspers Meinung ein absoluter, verdammter Witz war, obwohl, wenn er ehrlich war, die beiden hinter ihr an der Kasse, das waren schon zwei ausgewachsene Gorillas. Der eine von ihnen fummelte an seinen Manschetten herum, und der andere säuselte was in das Mikro rein, das an seinem fetten Robbenkopf klebte. Der »Club Zoo«
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