Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
einiger Zeit mit Bacardi nach, fiel es ihm endlich auf.
    »Wen stierst du da die ganze Zeit an, Trace?«, fragte er. »Den Wichser dahinten in der Ecke? Sieht aus wie ’n verdammter Immobilienmakler. Warum bumst du ihn nicht, wenn du so scharf auf ihn bist? Hat wahrscheinlich ’n Schwanz wie ’n Zigarettenstummel.«
    Casper lachte über seinen eigenen Witz. Er fühlte sich mittlerweile ganz entspannt und war sicher, dass es wieder mal falscher Alarm gewesen war. Selbst wenn sie von Laura wusste, scheiß doch drauf. Schließlich war es nicht so, als wären sie miteinander verheiratet, verlobt oder an den Hüften zusammengewachsen. Es gab ja nicht mal ’n Kind, schönen Dank auch. Und ernst nehmen konnte man Laura sowieso nicht, oder? Mann, Laura, die war doch ein Witz, eine geile, alte Pfanne, die man an ’nem verregneten Freitagnachmittag eben mal rannahm.
    »Du bist die, mit der es mir ernst ist«, sagte er laut und riskierte damit etwas, das einem Geständnis gleichkam.
    Junge, ich hab dich so über, dachte Tracey. Trotzdem war da immer noch was in ihr, das stach und ihr wehtat. Er gab’s zu. Und lachte nur drüber. Als wenn es ein Witz wäre. Als wenn es komisch wäre.
    Er rückte mit seinem Stuhl näher und legte ihr den Arm um die Schultern. Ihr kam es fast hoch, so sehr stank er nach Bier, Nikotin, Bacardi und CK One. Letzteres hatte ihm wahrscheinlich sein Langfinger-Bruder bei Boots geklaut.
    »Mach dir keine Sorgen, Trace«, hörte sie ihn jetzt sagen, und es klang fast schon wieder wie Angeberei. »Ich hab ihr gesagt, nie wieder. Echt, ich versprech’s dir.«
    Mit seiner freien Hand griff er nach seinem Bier und hob es bis halb an den Mund.
    »Mann, die Alte wabbelt beim Vögeln wie ’ne verfluchte Hüpfburg. Ich schwör’s dir.«
    Seit einer Stunde überlegte Tracey jetzt, wie genau sie die Sache beenden, was sie sagen, wie sie’s machen sollte. Und plötzlich sah sie, dass sie kaum eine bessere Gelegenheit bekommen würde. Das Ganze würde dramatischer ausfallen, als sie es sich vorgestellt hatte, aber er hatte es mehr als verdient. Eigentlich war es noch viel zu wenig. Betrogen zu werden, war das eine, mit ’ner ausgeleierten alten Matratze betrogen und zum Gespött gemacht zu werden, was ganz anderes. Und wenn sie die Sache mal ganz praktisch betrachtete, hatte Casper schon auf dem Weg in die Stadt jede Menge Benzos eingeworfen. So wie es ihm gefiel, wenn sie samstags zusammen loszogen, um einen draufzumachen. Dann schoss er sich so richtig ab. Seine Augen waren längst völlig pillenstarr, und er hing nur noch auf seinem Stuhl. Jede Schildkröte reagierte jetzt schneller als er.
    Sie schob sich seinen Arm von den Schultern und wartete, dass er sein Bier abstellte. Dann war sie auf den Beinen, und die verbliebenen drei Viertel seines kühlen, hellen Foster’s ergossen sich über seinen Kopf, sein Gesicht und immer weiter: schwappten satt über seine Tommy-Hilfiger-Jacke, die er wegen ihr angezogen hatte, weil sie meinte, sie würden heute Abend zur Abwechslung mal in einen besseren Laden gehen.
    »Bye, Casper«, sagte Tracey ganz ruhig.
    Von den Tischen rundum war Applaus zu hören. Tracey schob sich durch die Menge, die sich vor der langen, falschen Retro-Theke des »Club Zoo« drängte, und steuerte auf die Toilette zu, wo sie erst mal für sich sein und sich ihren nächsten Schritt überlegen konnte. Sich an Casper zu rächen, war okay, aber deswegen wollte sie sich nicht gleich den Abend ruinieren und nach Hause abziehen müssen. Fünf Minuten später kam sie wieder heraus, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich Casper vergebens dagegen wehrte, von zwei Rausschmeißern, einem Mann und einer Frau, an die Luft befördert zu werden.
     
    Maria stellte sich an die Theke, ganz ans Ende, direkt neben das Mädchen. Der Auftritt hatte ihr gefallen, genau wie Brady und Annabel. Einen Moment lang hatten sie allerdings Sorge gehabt, die Rausschmeißer würden sich auch das Mädchen greifen. Aber entweder wussten die nicht, wie sie aussah, schließlich waren sie, alarmiert vom aufbrandenden Tumult, erst auf der Bildfläche erschienen, als alles längst vorbei war, oder es war ihnen egal. Der Typ war draußen, und sonst schien keiner mehr Ärger machen zu wollen. Warum sollten sie da noch jemanden rauswerfen? Aus ihrer Sicht ist ihr Job erledigt, dachte Maria.
    »Dem hast du’s gegeben«, sagte sie mit einem Lächeln.
    »Das war schon lange fällig«, antwortete Tracey und bemerkte gleich,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher