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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
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Maria, fast schon sanft, die Augen ausspülte.
    Kaum, dass sie wieder sehen konnte, bäumte sich Tracey auf, um zurück auf die Beine zu kommen. Brady stieß sie zurück.
    »Ich glaube, du kapierst es noch nicht ganz, Tracey«, sagte er. »Deine einzige Chance, das hier zu überleben, besteht darin, dich zu benehmen: genau das zu tun, was wir dir sagen, und nichts sonst.«
    »Lüg sie nicht an, Brady«, sagte der Neue. »Sie ist längst totes Fleisch, und wir alle wissen es. Dein Leben ist um, Schätzchen«, sagte er und gab seiner Stimme einen komischen Tonfall, »deine Zeit ist abgelaufen.«
    Brady beugte sich zu ihr vor, und sie konnte die nadelkleinen Pupillen seiner blauen Augen sehen. Sonst fiel es nicht auf, aber seine Augen verrieten ihn: Er musste was eingeworfen haben.
    »Mein Kollege hat die Neigung, die Dinge zu dramatisieren, Tracey. Trotzdem fürchte ich, er hat recht. Sehr bald schon werden wir dich lebendig begraben, mein hübsches Kind, und deinem letzten Nach-Luft-Schnappen lauschen. Das wird uns so einen Spaß machen, was, ihr Lieben?«
    Seine Stimme und die Art, wie er sprach, hatten sich ebenfalls verändert. Er klang überdreht wie ein schlechter Schauspieler.
    »So einen Spaß«, sagte auch Annabel, trat einen Schritt vor und fuhr Tracey mit der Hand über die Brust.
    »Tzz, tzz«, machte Brady und schob ihre Hand weg. »Wir sind hier, um sie umzubringen, und nicht, um sie zu betatschen.«
    Tracey trat wieder um sich, erst nach Annabel, dann nach Brady, verfehlte aber beide.
    Brady grinste wie ein Zeremonienmeister, der den nächsten Akt ansagt.
    »Es ist Zeit für ein paar zusätzliche Fesseln, denke ich«, sagte er und nickte dem Neuen zu.
    Tracey sah, wie der Bursche in die Küche ging und mit einem Stück Strick zurückkam.
    Brady und Annabel hielten ihr die Beine fest, und der Neue fesselte ihre Füße.
    Tracey ließ ihre Entführer nicht aus den Augen und gab sich alle Mühe, bei ihrer Wut zu bleiben, aber die wurde gegen ihren Willen immer mehr von Angst durchsetzt. Alle steckten jetzt ganz in ihren Umhängen und Kapuzen, sodass man sie fast nur noch über die Größe unterscheiden konnte. Der Zweitgrößte, Brady, nahm eine Fernbedienung von der Lehne des Sofas. Ganz hinten im Raum erwachte ein großer Plasmabildschirm zum Leben. Tracey sah hinüber: Das war sie selbst, hier und jetzt, gefesselt und geknebelt.
    »Schade, dass du nicht in die Kamera lächeln kannst, Tracey«, sagte Brady, »aber die Hauptsache ist, dass wir dich filmen. Jedes ängstliche kleine Zucken deines Gesichts, Schätzchen.«
    »Ist es noch nicht so weit?«, fragte der Neue, und da schwang eine gehörige Portion Ärger in seiner Stimme mit. Brady schien ihm zu viel Theater um die Sache zu machen.
    »Richtig, Adrian, ich glaube, es ist so weit«, sagte Brady.
    Er hat also auch einen Namen, dachte Tracey. Adrian. Adrian und Brady. Annabel und Maria. Brady hat blondes Haar, genauer gesagt, ist er eigentlich tuntenblond. Annabel ist schwarz, und Maria könnte unter der Perücke rot sein. Das Nummernschild hatte hinten ein »S« und noch zwei Buchstaben. »SGN« vielleicht. Es würde später wichtig sein, sich an möglichst viel zu erinnern. Es würde ein Später geben, sagte sie sich und versuchte, tief zu atmen, um sich zu beruhigen. Daran musste sie glauben, sie musste.
     
    Casper war stocksauer. Nachdem sie ihn rausgeschmissen hatten, hing er sicher noch eine gute halbe Stunde gegenüber vom »Club Zoo« herum. Er überlegte, ob er noch mal reinsollte, wenn nötig mit Gewalt. Am Ende entschied er sich dagegen und lief quer durch die Stadt zurück zum »Bricklayer’s«, der freitags und samstags bis zwei Uhr morgens geöffnet hatte. Da traf er Mad Billy Briers und seine Kumpels. Billy hatte einen Mégane geknackt, und sie beschlossen, in einen Club in der Nähe von Coventry zu fahren, aber dann stellte sich heraus, dass mit dem Wagen ernsthaft was nicht stimmte, mit dem Getriebe oder der Kupplung, meinte Mad Billy, und so mussten sie die Scheißkarre am Ende auf dem Zubringer zur Nordumgehung stehen lassen und die verdammte, verschissene Strecke bis nach Woodlands zu Fuß zurücklatschen. Dort angekommen, überlegte Casper, ob er Dirty Laura einen Besuch abstatten sollte, entschied sich aber dagegen. Tracey war ein gutes Mädchen, das kapierte er langsam. Sie war die Beste, die er bislang gehabt hatte, wenn er ehrlich war. Vielleicht, wenn er die Finger von Laura ließ und klarmachte, dass er nichts mehr mit ihr
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