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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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1
    Dr. Schönthaler drückte seinen Oberkörper zwischen die Vordersitze und warf den Arm vor die Nase seines Freundes. »Schau mal, da vorne an der dicken Buche. Ist das nicht lustig?«
    »Was soll denn an einem Baum lustig sein?«, grummelte Tannenberg.
    »Zum Beispiel diese schöne Wandermarkierung, mein liebes, morgenmuffeliges Wölfchen.« Ein schadenfrohes Lachen löste sich aus der Tiefe seines Brustkorbs. »Na, wenn das kein schlechtes Omen für deinen neuen Fall ist. Passt ja auch wirklich ganz genau.«
    »Rainer, du nervst.«
    »Ach, Gott, bist du wieder schlecht gelaunt. Und dann auch noch so schwer von Begriff«, höhnte der Rechtsmediziner. »Siehst du’s etwa immer noch nicht?«
    Tannenberg rollte die Augen, stöhnte dabei auf.
    »Sag mal, hast du jetzt etwa auch noch Probleme mit der visuellen Wahrnehmung? Also dann wird es wirklich Zeit, dass wir dich zum Abdecker bringen.« Kopfschüttelnd wandte er sich an die bedeutend jüngere Fahrerin. »Weißt du wenigstens, was ich meine?«
    Sabrina brachte den silbernen Mercedes zum Stillstand. Über ihre Schulter hinweg antwortete sie lächelnd: »Nein, Doc, tut mir leid.«
    »Ach, Leute, warum seht ihr das denn nicht? Ihr enttäuscht mich gewaltig. Habt ihr etwa Tomaten auf den Augen?«
    »Verdammt noch mal, was willst du denn überhaupt?«, blaffte der Leiter des K 1.
    Sichtlich amüsiert verkündete der Pathologe: »Die obere Markierung sieht doch genau aus wie ein Trauerkoi. Findet ihr nicht auch?«
    Tannenbergs leidende Mimik sprach Bände. »Ein was?«
    »Ein Trauerkoi. Erinnerst du dich denn nicht mehr an deinen letzten Fall – der mit dem Koidiebstahl im Japanischen Garten?« Er lachte auf. »Ist der Hollerbach damals Amok gelaufen. Nur wegen dieser blöden Fische.«
    »Do-och«, gab Tannenberg genervt zurück. Als er aber an den hysterischen Aktionismus des Oberstaatsanwaltes dachte, huschte ihm trotz der frühen Morgenstunde ein dezentes Schmunzeln übers Gesicht.
    »Na, also. Dann weißt du ja auch noch, dass der wertvollste Koi, der mit der japanischen Flagge auf dem Rücken war: großer roter Punkt auf schneeweißem …«
    »Ja, und?«
    Dr. Schönthaler packte seinen Freund am Schultergelenk, rüttelte fest daran. »Kapierst du denn immer noch nicht, worauf ich hinaus will?«
    »Nein«, knurrte der Kriminalbeamte. »Lass mich doch endlich in Ruhe.«
    »Mann, Mann, bist du wieder mal begriffsstutzig! Das weiße Rechteck mit dem großen schwarzen Punkt in der Mitte da vorne an der Buche …«
    Nun verstand Tannenberg endlich. »Du kannst ja Trauerkois züchten«, prustete er los, »und sie den japanischen Bestattungsunternehmen anbieten. Das ist garantiert die Marktlücke.«
    »Entschuldigung, die Herren, wenn ich störe: Aber wie komme ich denn nun von hier aus am schnellsten zu dieser ominösen Jammerhalde?«, mischte sich Sabrina ein.
    »Nimm ruhig den Weg mit den Trauerkois. Da kommst du direkt hin. Das ist zwar viel weiter als untenrum über die L 502.« Dr. Schönthaler schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Von der Rothen Hohl zur Jammerhalde – so ein Quatsch. Da hätten wir ja auch gleich über Paris fahren können. Nur weil dein starrköpfiger Beifahrer mal wieder unbedingt seinen Willen durchsetzen musste.«
    »Mensch, Rainer, halt jetzt endlich mal die Klappe. Du entwickelst dich immer mehr zu einem alten, keifenden Marktweib.«
    »Da müsste ich allerdings zuerst noch eine Geschlechtsumwandlung durchführen lassen.« Der Rechtsmediziner fand offensichtlich zunehmend Gefallen an der frühmorgendlichen Kabbelei. »Sabrina, weißt du eigentlich, warum dein Chef sich vorhin wieder einmal als der ortskundigste Polizist der Pfalz aufgespielt hat?«
    »Nee.«
    »Ganz einfach: Weil er in seiner Sturm- und Drangzeit mal eine Freundin in Dansenberg hatte. Die war zwar alles andere als appetitlich«, demonstrativ schüttelte sich der Pathologe wie ein nasser Eisbär, »aber dein Chef war damals so was von extrem triebgesteuert, kann ich dir sagen, der ist …«
    »Rainer, hör auf!«
    »Nein, bitte nicht. Ich finde das ausgesprochen interessant«, bemerkte die attraktive Kriminalbeamtin mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.
    »Na ja, man kann es sich zwar wirklich nur noch sehr schwer vorstellen.« Der Pathologe brach ab, räusperte sich. »Aber in seiner Brunstzeit war dieser ältere Herr neben dir bei der Damenwelt überaus gefürchtet.«
    »Wieso denn das?«, fragte Sabrina neugierig nach.
    »Na ja, wegen seines
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