Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Ruhe meinen Auftrag weiterführen zu können. Und zum anderen habe ich damit symbolisch zum Ausdruck gebracht, dass es mir nicht um konkrete Personen geht, sondern um eine Rache an den verantwortlichen Tätervölkern.«
    Nicht nur für Wolfram Tannenberg stellten die abstrusen Äußerungen des ehemaligen Richters eine immer stärker werdende emotionale Belastung dar. Aber diese einmalige Gelegenheit musste unbedingt genutzt werden, um alle noch offenen Fragen beantworten zu können und somit die Aufklärung dieser Mordserie erfolgreich zu Ende zu bringen. »Warum T61, warum diese Folterungen?«, fragte er.
    »Das war die Höchststrafe für diese Verbrecher: ein qualvoller Tod.«
    »Mir ist noch unklar, warum Sie ausgerechnet diese drei Männer ausgewählt haben«, legte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission nach.
    »Wieso ist Ihnen das unklar?«, fragte Klemens in provokantem Ton. »Ich glaube, ich habe Sie ein wenig überschätzt. Sie wissen doch inzwischen, welche Nationen damals beim ›Kroatensturm‹ beteiligt waren: Ungarn, Kroaten, Polen. Da lag es doch …«
    »Darum geht es mir gar nicht«, fiel ihm Tannenberg ins Wort. »Mich interessiert vielmehr, auf welche Art und Weise Sie an Ihre Opfer gekommen sind. Mit anderen Worten: Warum haben Sie ausgerechnet diese drei Männer ausgewählt?«
    Mit verklärtem Blick entgegnete Klemens: »Dieses perfekte Timing muss ein göttlicher Fingerzeig gewesen sein – anders kann es gar nicht sein. Denn ausgerechnet ein paar Tage, nachdem ich diese schreckliche Diagnose gestellt bekam, meldete sich mein ungarischer Historiker-Kollege bei mir und eröffnete mir, dass er im Juli in Kaiserslautern an einem Informatiker-Kongress teilnehmen würde. Also haargenau in dem Zeitraum, als seine Vorfahren damals die Massaker an der Kaiserslauterer Zivilbevölkerung angerichtet haben. Wenn das keine göttliche Fügung war.«
    »Wo und wie haben Sie ihn überwältigt?«
    »Auch das war kein Problem. Ich habe mich während seines Aufenthaltes mit ihm getroffen.« Er stockte, lachte dann aber stakkatoartig auf. »Ich habe ihn im Gästehaus der Universität abgeholt und bin mit ihm hierher an die Jammerhalde spaziert. Ausgerechnet an die Jammerhalde! War das nicht genial?«
    Tannenberg enthielt sich eines Kommentars. »Wie haben Sie ihn überwältigt?«, wiederholte er.
    »Ich habe angeboten, ihn zum Bahnhof zu fahren. Vorher haben wir noch einen kleinen Abstecher zu meinem Wochenendhaus gemacht, wo er seiner gerechten Bestrafung zugeführt wurde.«
    »Das war wohl recht einfach. Schließlich haben Sie sich ja gekannt. Aber die beiden anderen Männer?«
    Klemens machte eine überhebliche Handbewegung. »Die habe ich auch gekannt, zumindest vom Sehen. Der Pole hat bei einem Nachbarn als Gärtner gearbeitet – illegal versteht sich. Und der Kroate war Besitzer eines Restaurants, in dem ich manchmal gespeist habe. Obwohl ich …«
    »Die näheren Einzelheiten ersparen Sie uns jetzt bitte«, würgte ihn Tannenberg ab. »Dazu haben Sie nachher auf unserer Dienststelle noch genügend Gelegenheit. Dort können Sie sich auch mit einem Anwalt beraten.«
    »Ich brauche keinen Anwalt.«
    »Auch gut«, gab Tannenberg knapp zurück. »Klären Sie uns bitte noch darüber auf, was dieses alberne Gedöns mit der Waldarbeiterpraxe sollte. Warum haben Sie diese zuerst aus dem Werkzeugcontainer entwendet, sie dann über den Halsstumpf des ersten Toten gezogen – so ist es doch gewesen, oder?«
    Klemens nickte.
    »Und anschließend diese blutverschmierte Praxe«, Tannenberg wies mit der Hand in Richtung Dansenberg, »dort oben im Hang abgelegt? So dass man sie auch ja schnell finden konnte.«
    »Jetzt enttäuschen Sie mich aber gewaltig, Herr Hauptkommissar. Sie haben wohl immer noch nicht kapiert, dass Sie mein Spielball waren«, spottete Klemens.
    »Was, ich war Ihr Spielball? Pah, dass ich nicht lache!«
    »Doch, genau das waren Sie. Und das wissen Sie auch – zumindest insgeheim. Denn Sie haben genauso reagiert, wie ich es vorausgeplant habe. Ich habe alles erreicht, was ich wollte: Mit Ihrer Hilfe habe ich dieses Thema in die Medien transportiert. Nun bleibt zu hoffen, dass durch diese Öffentlichkeit mein Anliegen viele Befürworter finden wird. Menschen, die den Mut besitzen, ebenfalls zu wahrhaft historischen Taten zu schreiten.«
    Wolfram Tannenberg blies die Backen auf und ließ den aufgestauten Atem knatternd über seine Lippen entweichen. »Mir reicht’s jetzt. Kommt, Leute,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher