Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Schmerzreizen. »Oh, verdammt, tut das weh«, jammerte er. Er rieb sich die Schläfen und sog dabei geräuschvoll Luft durch die geschlossenen Zahnreihen.
    Nach einem leidvollen Stöhnen schimpfte er los: »Mir geht dieses Kasperletheater hier allmählich auf den Keks. Ich würde jetzt viel lieber mit einem guten Freund im Biergarten sitzen«, ein verschwörerischer Seitenblick streifte den Gerichtsmediziner, der lächelnd nickte, »als hier im staubtrocknen Wald herumzustehen. Lassen Sie uns diese leidige Angelegenheit doch einfach abkürzen. Mit anderen Worten, meine Herrschaften: Ich biete Ihnen nun die einmalige Chance, ein kollektives Geständnis abzulegen. Dies würde Ihre Situation ausgesprochen positiv beeinflussen. Geben Sie sich einen Ruck und gestehen Sie alle Ihre Schandtaten.«
    Sein erwartungsvoller Blick in die Runde der Beschuldigten traf nur auf versteinerte Gesichter. Tannenberg presste die Kiefer fest aufeinander, fasste sich ins Genick und wiegte vorsichtig den Kopf hin und her.
    »Nein?«, fragte er zur Sicherheit noch einmal. Nachdem einige weitere Sekunden ergebnislos verstrichen waren, seufzte er: »Schade. Dann muss ich wohl diesen Fall zum Abschluss bringen. Nun gut. Dann fangen wir doch am besten mal mit dem Internetforum dieses ›Spirit of History‹-Rollenspiels an. Wer von Ihnen steckt denn nun hinter dieser ominösen Signatur?«
    »Hinter welcher Signatur? Was ist denn das schon wieder für ein Blödsinn?«, schimpfte Kreilinger. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Das glaube ich Ihnen sogar ausnahmsweise. Denn Sie können nicht …« Den Rest des Satzes ließ er zunächst unausgesprochen. Mit einem forschen Blick sondierte er nacheinander jeden einzelnen der vor ihm sitzenden Personen. Erst danach sprach er weiter: »Obwohl im Prinzip natürlich jeder solch einen Decknamen benutzen kann – selbstverständlich auch Frau von Hoheneck, die ja, wie Sie alle wissen, den für die Signatur verwendeten Vornamen trägt.«
    Er wartete einen Moment. Nachdem er Hannes fragende Miene registriert hatte, fuhr er fort. »Diese Variante wollen wir jedoch aus bestimmten Gründen zunächst einmal beiseite lassen.«
    Sein Augenpaar hüpfte hinüber zu dem grüngewandeten Revierförster. »Unser lieber Herr Kreilinger ist tatsächlich der einzige, der heute Nachmittag hundertprozentig keine Gelegenheit zu einem Internetchat hatte. Weil er nämlich in unserer Dienststelle im Verhörraum saß.«
    Nun kam der Nächste an die Reihe: »Auch Sie, Herr Cambeis, kommen wohl nicht als Forumsteilnehmer in Betracht, weil Sie ja um 15 Uhr, also zu dem Zeitpunkt, als ich in meiner Dienststelle mit Johanna – Mission 370 gechattet habe, im Wald bei Ihrer Holzfällerrotte waren. Das hat uns vorhin einer Ihrer Mitarbeiter bestätigt.«
    »Ja, ich war bis etwa 16 Uhr im Eichenkranz«, erklärte der ehemalige Geschichtslehrer.
    Gemächlich bewegte sich Tannenberg ein paar Schritte auf den Langholzstamm zu. Doch wie ein Blitz aus heiterem Himmel riss er plötzlich den Arm nach oben und zeigte mit dem Finger auf Konrad Cambeis. »Trotzdem sind Sie der Täter!«
    »Was, was, ich?« stotterte der Rottenführer, dem der Schreck in alle Glieder gefahren war. »Aber, aber, Herr Kommissar, ich …«
    »Entschuldigung, Herr Cambeis«, fiel ihm der Chef-Ermittler ins Wort, »ich muss mich korrigieren: Sie sind nur einer der Täter.«
    Der Waldarbeiter starrte mit offenem Mund zu Tannenberg herüber. Er war noch nicht einmal ansatzweise zu einer Gegenrede fähig.
    »Oder wollen Sie etwa noch immer ernsthaft behaupten, dass Sie unschuldig sind?«, setzte der Leiter des K 1 nach.
    »Aber woher wissen Sie …?«
    Tannenberg ging zunächst nicht auf diese Frage ein: »Sie waren zwar im Wald, aber Sie haben sich ein paar Minuten von Ihrer Rotte entfernt, nicht wahr?«
    Cambeis schwieg.
    »Und in dieser Zeit haben Sie via Handy eine Internetverbindung aufgebaut, über die Sie dann mit mir gechattet haben. Mein Kollege Mertel hat Ihren Provider kontaktiert und die Verbindungsdaten abgefragt. Sie passen zeitlich exakt zu unserem Chat. Glauben Sie immer noch, Sie seien unschuldig?«
    Konrad Cambeis schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Sie haben unsere Ermittlungsarbeit massiv behindert«, blökte der Kriminalbeamte. »Wenn Sie uns mit Ihrem profilneurotischen Schwachsinn nicht in eine falsche Richtung getrieben hätten, wäre das dritte Opfer möglicherweise noch am Leben!«
    »Aber ich habe Ihnen doch einen entscheidenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher