Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stinker!

Stinker!

Titel: Stinker!
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Du weißt ja, wie das in der Schule so ist … irgendwelche Kinder lassen die »Dinger« schön leise raus, und dann kann niemand sagen, wer es war, wer es getan hat, wer »einen rausgelassen«, »abgezogen« oder »fahren gelassen« hat. Das bleibt ein ewiges Geheimnis, ein ungelöstes Rätsel, die Quelle des Übels bleibt unentdeckt. Später, wenn der widerliche Gestank allmählich in die Nasen zieht, fangen die Kinder an, sich gegenseitig misstrauisch zu beäugen. Die Kinder bemerken etwas. Die Kinder beginnen, sich zu fragen …
    Wer war das?, überlegen alle im Stillen. Natürlich kann man nie mit Sicherheit sagen, wer es war. Nicht in der Öffentlichkeit. In der Öffentlichkeit ist jeder verdächtig. Jeder könnte der Schuldige sein.
    Wenn diese höchst heikle Situation eintritt, ist der entscheidende Trick, auch wenn du nicht derjenige warst, der das Ding verbockt hat, nicht allzuüberrascht auszusehen. Eine übertriebene Reaktion kann zu unerwünschten Verdächtigungen führen. Dein Blick muss genau richtig sein. Er muss den anderen zeigen, dass du dich einerseits amüsierst und dich andererseits schwer beleidigt fühlst. Den Kopf leicht von einer Seite zur anderen zu neigen und ungläubig die Augen zu schließen, ist die sicherste Reaktion. Aber unter gar keinen Umständen darfst du die Ruhe verlieren. Du musst selbstbewusst bleiben. Gelassen bleiben, das ist entscheidend.
    Ich versuche immer zu lächeln, als würde ich es lustig finden, oder aber ich mache ein Gesicht, als wäre ich angeekelt. Diese Strategie ist allerdings nicht ganz ungefährlich, denn wenn du zu oft lächelst, siehst du ebenfalls schuldig aus. Und wenn du zu oft angeekelt guckst: wieder wie schuldig.
    Wir alle wissen, dass man mit Sicherheit nicht als der Schuldige dastehen will, wenn ein schrecklich stinkender Furz gerade durch das Klassenzimmer zieht. Im ersten Moment, wenn alle die erste Dosis abbekommen haben, geht es ums schiere Überleben. Irgendjemand im Umkreis ist dafür verantwortlich, und jeder weiß das. Also kann natürlich auch jeder beschuldigt werden. Die Person, die es war, wird aber nicht die Hand heben und sagen: »Hört mal, ich war es. Ich hab gerade den Raum verpestet.«
    Wir alle wissen, dass schon viele Unschuldige, die nur zufällig anwesend waren, wegen den Fürzen von irgendjemand anderem angeschwärzt worden sind. Das Kind, das einen richtigen Stinker vom Leder ziehen lässt, ist oftmals gerade so ein Typ, dem es mühelos gelingt, die Schuld jemand anderem unterzuschieben. Diese Sorte Kind sucht sich gezielt genau die Person aus, die sich am leichtesten in Verlegenheit bringen lässt, und lässt dann den Verdacht genau in diese Richtung schwappen. Sobald der »Furzer« den Verdacht auf das verlegene Kind gelenkt hat, macht sich niemand mehr die Mühe, darüber nachzudenken, ob es nicht auch jemand anderes gewesen sein könnte. So etwas passiert leider jeden Tag, und das ist tragisch.

Das grausamste aller Schicksale
    Es gibt kaum was Schlimmeres in diesem Leben, als die Schuld für den Furz eines anderen abzukriegen. Solche Ungerechtigkeit gibt es wahrscheinlich schon so lange wie Fürze selbst, also, denke ich mal, seit Menschen eben leben. Ich bin mir ziemlich sicher, die Leute haben bereits zur Zeit der Höhlenmenschen Fürze gegen die Wände ihrer kaum beleuchteten Höhlen abgefeuert. Heute hat jedenfalls jemand in meiner vierten Klasse so ein Ding ganz leise auf seinem blauen Plastikstuhl abgelassen, und diesmal war ich leider der, der alles abkriegte. Aber ich war es nicht … ich schwöre.
    Bei unserer Morgenrunde habe ich ganz harmlos an meinem Tisch gesessen. Unser Lehrer, Mr Cherub, besteht darauf, dass wir uns jeden Morgen zusammen setzen und über unsere Gefühle sprechen und darüber, was in unserem Leben so los ist. Erhatte gerade zu reden angefangen, als ich merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Vor allen anderen kriegte ich einen Hauch davon ab. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, von wem das Ding gekommen war. Aber sofort hatte die Panik mich fest im Griff, und mein Herz fing an, rasend schnell zu schlagen. Da war irgendwas nicht in Ordnung. Irgendetwas stimmte auf ganz schreckliche Art nicht.
    Zunächst war ich mir noch nicht so ganz sicher, vielleicht war es ja gar nicht das, was ich dachte. Ich schnupperte noch einmal ganz leicht, und das bestätigte aber dann meine schlimmsten Befürchtungen. Irgendjemand hatte eine Stinkbombe abgesetzt. Und dieser Jemand war eindeutig der Junge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher