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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Autoren: Samantha Young
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Anzahl von Studenten und verstand mich mit ihnen sowie mit meinen Kollegen sehr gut.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte ich über den Lärm und die Gespräche der Eingangshalle hinweg.
    In der Nähe der Sicherheitstüren am Haupteingang befand sich die Treppe in die oberen Stockwerke, ein beliebter Treffpunkt für die Studenten. Der Infoschalter nebst Ausleihe lag im hinteren Teil des Eingangsbereichs, und dahinter war die Abteilung für die Semesterapparate, wo Studenten Kursmaterialien für einen Zeitraum zwischen drei Stunden bis zu maximal einer Woche entleihen konnten, je nachdem, was der jeweilige Seminarleiter festgelegt hatte. Die Gebühren bei Überschreitung der Leihfrist waren, gelinde gesagt, saftig. Wir reden hier von zwei Pence pro Minute. Das klingt zunächst mal harmlos, aber wenn ein Student ein Buch eine Woche später zurückgibt – oder zwei oder einen ganzen Monat … Es ist klar, worauf ich hinauswill. Der unangenehmste Teil meiner Arbeit bestand darin, einem Studenten mitzuteilen, wie viele Gebühren er zahlen musste.
    Die Studentin lehnte sich über den Tresen. Auf ihren Wangen glühten rote Flecken. »Ich arbeite an einem Projekt mit einer Studentin, die Anspruch auf einen barrierefreien Raum hat. Leider können wir im Moment nicht rein, weil … andere Studenten drin sind und … Sachen machen.«
    Als ihr Gesicht noch röter wurde, begriff ich, was sie meinte. Ich warf Angus, der gerade eine Mappe aus einem Aktenschrank holte, einen leidgeprüften Blick zu. Angus war ein attraktiver Mittvierziger, der keine Haare mehr auf dem Kopf, dafür aber freundliche Augen und eine scharfe Zunge hatte. Er hatte unser Gespräch verfolgt, und nun zuckten seine Lippen vor unterdrücktem Lachen, als er sagte: »Du bist dran.«
    Ich verzog missmutig das Gesicht, setzte jedoch, ehe ich mich wieder der Studentin zuwandte, eine Miene heiterer Gelassenheit auf. »Natürlich.« Ich ging um den Tresen herum zu ihr. Ihren steifen Bewegungen nach zu urteilen, war ihr die Sache hochgradig peinlich. Gott, hoffentlich handelte es sich nur um ein bisschen harmloses Gefummel, nicht um waschechten Sex. Notgeile kleine Scheißer. »Deine Freundin hat beim letzten Mal wohl vergessen abzuschließen?«
    Barrierefreie Räume waren kleine, abschließbare Arbeitsbereiche im ersten Stock der Bibliothek, die ausschließlich Studenten mit Behinderung vorbehalten waren. Leider kam es vor – und zwar öfter, als ich zählen konnte –, dass ich mich mit der Aufgabe konfrontiert sah, andere Studenten aus den Räumen zu vertreiben, und zwar nicht nur, weil sie sie unbefugt benutzten, sondern weil sie sie als Hotelzimmer zweckentfremdeten.
    Nun ja, seit ich zwei Studenten dabei erwischt hatte, wie sie es auf dem hygienisch alles andere als einwandfreien Männerklo getrieben hatten, konnte mich so schnell nichts mehr aus der Bahn werfen.
    Als wir die Treppe erreichten, ignorierte ich tapfer den Kaffeeduft, der aus dem Studentencafé rüberwehte. Zu gerne hätte ich mich hingesetzt und einen Latte macchiato getrunken, statt hier die … wie auch immer man das Gegenteil von einer Puffmutter bezeichnet … zu spielen.
    »Muss wohl.« Das Mädchen kniff die Lippen zusammen. »Aber darum geht’s nicht.«
    Da hatte sie auch wieder recht.
    Im ersten Stock warf ich schwungvoll meine langen Haare zurück und marschierte vorbei an Lesetischen, Arbeitsnischen und mehreren Grüppchen von Studenten, die gegenüber den barrierefreien Räumen kichernd die Köpfe zusammensteckten. Ich versuchte, ein Gesicht zu machen, als sei mit mir nicht zu spaßen, und nickte dem Mädchen zu. »Welcher Raum ist es?«
    Sie zeigte auf Nummer 3 .
    Ich holte tief Luft, trat vor und stieß die Tür auf. Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, reflexartig die Augen zuzukneifen.
    Ein Mädchen quietschte, ein Junge knurrte unwillig: »Was soll der …?«
    Mit vor der Brust verschränkten Armen sah ich zu, wie er den Reißverschluss seiner Hose hochzog und sie hastig ihr Kleid nach unten schob. Als sie vom Schreibtisch rutschte, musste sie sich an dem Jungen festhalten. Ihre Augen tanzten vor Lachen.
    »Dies ist kein Hotelzimmer«, beschied ich die beiden ruhig. »Und eine Bibliothek ist nicht der richtige Ort, um schnelle Nummern zu schieben. Capice?«
    »Wer sind Sie denn, Al Capone, oder was?« Der Junge lachte und schob das Mädchen sanft vor sich her auf die Tür zu.
    Ich seufzte schwer. »Nehmt ein bisschen Rücksicht auf die anderen Besucher,
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