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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Autoren: Samantha Young
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Kapitel 1
Stirling, Schottland
Februar
    J edes Mal, wenn wir um eine Ecke bogen, peitschte uns der bitterkalte Wind ins Gesicht. Er hatte fast schon etwas Bösartiges, als wäre es für ihn ein Ärgernis, wenn ein Gebäude uns kurzzeitig Deckung bot. Mit eisigen Fingern umfing er meine geröteten Wangen. Ich schlang die Arme fester um mich und zog die Schultern hoch, um mich gegen die nächste Böe zu wappnen.
    »Zum fünften und letzten Mal … wo schleppst du uns eigentlich hin?«, fragte Joss und drückte sich enger an ihren Verlobten Braden. Er hatte seinen Wollmantel aufgeknöpft, damit sie sich hineinschmiegen konnte, und einen Arm um ihre Hüfte gelegt. Sie trug eine elegante, aber kurze Jacke und ein rotes enganliegendes Kleid, dazu Highheels. Das einzige Kleidungsstück, das ihr ein wenig Schutz vor dem schottischen Winter bot, war ein Schal.
    Ellie und Jo ging es nicht viel anders: kurze Kleider, Stilettos, dünne Jacken. Ich war ein kleines bisschen besser dran, weil ich immerhin eine schwarze Hose trug, allerdings hatten mein Seidentop und der dünne, frackartige Blazer der Kälte so gut wie nichts entgegenzusetzen.
    Da ich es im Gegensatz zu meinen Freundinnen nicht gewohnt war, auf hohen Absätzen zu laufen, kam ich nur langsam voran und bildete die Nachhut unserer kleinen Gruppe, die sich von Jo an ein unbekanntes Ziel führen ließ.
    »Es ist nicht mehr weit«, beteuerte sie mit einem raschen Blick über die Schulter, als sie uns durch die Hauptstraße des Stadtzentrums lotste. Ihr Verlobter Cam hatte den Arm um sie gelegt, um sie zu wärmen, und hinter ihnen kuschelten sich Bradens Schwester Ellie und sein bester Freund Adam ebenfalls eng aneinander. Auch sie waren seit kurzem verlobt.
    Ich hatte dummerweise keinen Verlobten, der mich vor dem bitteren Wind hätte schützen können. »Es ist nicht mehr weit?«, wiederholte ich spitz. In den etwas mehr als neun Monaten, die ich nun schon in Edinburgh lebte, waren Jo und ich enge Freundinnen, fast Schwestern geworden. Insofern fand ich, dass mir eine kleine Stichelei durchaus zustand, zumal sie uns ohne ein Wort der Erklärung aus Edinburgh entführt und hierhergeschleppt hatte. Daher im Übrigen auch die völlig unangemessene Kleidung. »Das Recht, so was zu sagen, hast du verwirkt, als du den Taxifahrer gebeten hast, zur Waverley Station zu fahren.«
    An der nächsten Kreuzung wich Jos entschuldigendes Lächeln einem Stirnrunzeln. Sie bedeutete uns anzuhalten. »Okay, ich glaube, jetzt müssen wir hier lang.«
    »Bist du sicher?«, fragte ich. Mittlerweile hatten meine Zähne angefangen zu klappern.
    »Hmmm.« Jo spähte über die Kreuzung auf ein Straßenschild und zückte dann ihr Handy. »Eine Sekunde, Leute.«
    Meine Freunde drängten sich dicht aneinander, während ich ein kleines Stück abseitsstand und sie betrachtete. Ich kam zu dem Schluss, dass mir eigentlich egal war, wie sehr ich fror. Ich freute mich ganz einfach, mit ihnen zusammen zu sein. Ein bisschen wunderte ich mich immer noch darüber, wie sehr sie mir in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen waren. Sie alle hatten mich vorbehaltlos in ihren Freundeskreis und in ihr Leben aufgenommen, teils um Jos willen, aber auch wegen Nate, Cams Jugendfreund und meinem neuen besten Kumpel.
    Während ich so meinen Gedanken nachhing, drehte sich Nate, der zuvor in eine Unterhaltung mit Adam und Ellie vertieft gewesen war, zu mir um, und ich kam in den Genuss seines umwerfenden Lächelns.
    Ich blinzelte verwirrt, weil ich plötzlich wieder diese Anziehungskraft zwischen uns spürte, die mich ganz durcheinanderbrachte. Mittlerweile hatte ich Übung darin, das Gefühl zu ignorieren, aber in diesem Moment war ich nicht darauf gefasst gewesen, und es hatte mich kalt erwischt. Das war eben der Haken daran, mit einem Mann befreundet zu sein, der einen vollkommen verstand und zufällig auch noch der heißeste Leckerbissen auf zwei Beinen war, den man je im Leben getroffen hatte.
    Dieses Flattern im Bauch, diese Woge unerwarteter Gefühle versetzten mich zurück an den Tag, an dem Nate und ich uns zum ersten Mal begegnet waren. Ganz ehrlich? Ich hätte einen Orden verdient, weil ich meine Gefühle für ihn so gut verbarg …
Sieben Monate zuvor …
    Ellies Mutter Elodie Nichols und ihr Mann Clark hatten mich und meinen Vater mit einer Herzlichkeit willkommen geheißen, als wären wir immer schon Teil der Familie gewesen. Das tat nicht nur gut, es machte es mir auch leichter, mich in Jos Freundeskreis zu
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