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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Autoren: Samantha Young
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verstanden?« Ich musterte ihn flüchtig und hob unbeeindruckt eine Braue. »So was wie das hier will wirklich niemand sehen.«
    Das Mädchen kicherte erneut, während der Junge mich mit einem Lachen abtat und sich an mir vorbeidrängte.
    Das war jetzt schon das fünfte Mal, dass ich jemanden wegen unangemessenen Verhaltens aus einem der Zimmer vertreiben musste.
    Und da behaupte noch einer, in einer Bibliothek zu arbeiten sei langweilig.
    Von meiner Mission zurückgekehrt, ging ich zu den Semesterapparaten. Dort räumte ich auf, hatte ein Auge auf den Infoschalter und überlegte, was ich für mich und Nate zum Abendessen kochen sollte, da er vorhatte, vorbeizukommen und bei mir zu arbeiten – als plötzlich Benjamin Livingston auf der Bildfläche erschien.
    Um Lockerheit bemüht, eilte ich an den Bücherregalen vorbei nach vorne zum Tresen, für den Fall, dass er Hilfe brauchte. Ein großer Teil von mir hoffte, dass dies der Fall war, während der andere Teil sich panisch davor fürchtete.
    Benjamin sah umwerfend attraktiv aus, war aber keine klassische Schönheit wie Nate. Er hatte vielmehr etwas Verwegenes und Zerzaustes, wie jemand, der mit bloßen Händen Holz spalten kann.
    Ich hatte schon öfter mit Benjamin zu tun gehabt. Natürlich war es mir bisher nicht gelungen, dabei mehr als ein paar Worte über die Lippen zu bringen, und selbst die hatte ich kaum hörbar vor mich hin gemurmelt, für den Fall, dass sie in der falschen Reihenfolge herauskamen, was oft passierte, wenn ich einem Mann gegenüberstand, den ich attraktiv fand. Aus den Büchern, die er entlieh, schloss ich, dass er ein Doktorand der Geschichte war. Für gewöhnlich sah ich ihn mehrmals pro Woche, und in jüngster Zeit hatte ich mich jedes Mal mehr über ein Wiedersehen gefreut.
    Benjamin Livingston war eins dreiundneunzig groß, hatte breite Schultern, ein einnehmendes Lächeln und blassgrüne Augen, in denen man ertrinken konnte. Bei unserer letzten Begegnung hatte ich phantasiert, wie ich wilden Sex mit ihm hinter den Bücherregalen hatte. Erst nachdem er weg war, kam mir in den Sinn, dass ich mich eventuell ein klein wenig in ihn verknallt haben könnte. Nun arbeitete ich daran, meine Schüchternheit in den Griff zu bekommen, da ich die Hoffnung hegte, einmal eine vernünftige Unterhaltung mit ihm zu führen.
    Ich wusste nicht, was ich gegen meine Unsicherheit im Umgang mit Männern unternehmen sollte. Meine Mom war während meiner Jugend lange krank gewesen, und ich hatte nicht so viel Freizeit gehabt wie die anderen Kids, weil ich mich oft um sie gekümmert hatte. Jungs gegenüber war ich immer schon schüchtern gewesen. Während meiner gesamten Highschoolzeit hatte ich gerade mal zwei Dates gehabt, und nur eins davon hatte in einen Kuss gemündet, an den ich mich allein deswegen erinnerte, weil er so unbeholfen gewesen war.
    Auf dem College sah es zunächst nicht viel anders aus. Im fünften Semester kam ich dann auf die grandiose Idee, mich meiner Jungfräulichkeit zu entledigen, indem ich mich betrank und von einem älteren Kommilitonen, den ich kaum kannte, abschleppen ließ. Es war eine furchtbare Erfahrung. Es tat weh, es war peinlich, und kaum war er fertig, rollte er sich von mir herunter und machte sich aus dem Staub. Noch nie hatte ich mich so gedemütigt, so leer und nichtswürdig gefühlt. Die Sache versetzte meinem Selbstbewusstsein einen herben Schlag, und von da an hatte ich zu viel Angst vor einem neuen Versuch. Irgendwann hatte sich meine Unerfahrenheit mit Männern für mich zu einem derart großen Problem ausgewachsen, dass ich mich von einer aufgeschlossenen, lebenslustigen jungen Frau zu einem präpubertären Teenager mit Sprachfindungsstörungen zurückentwickelt hatte. Dass ich mich in meinem Körper nicht wohl fühlte, half mir auch nicht gerade dabei, meine Unsicherheit zu überwinden.
    »Hi.«
    Meine Augen weiteten sich ein wenig, als Benjamin an den Infoschalter trat. Er rückte den Riemen seines Rucksacks auf der Schulter zurecht, und dabei schwoll unter seinem Hemd der Bizeps an – ein überaus verlockender Anblick.
    Er lächelte sein hinreißend schiefes Lächeln. »Ich glaube, ich muss Mahngebühren zahlen.« Er schob mir einige Bücher hin, und ich nahm sie entgegen, während ich ihm wie hypnotisiert in die Augen starrte.
    Du schaffst das.
    Wenn ich das hier über die Bühne bringen wollte, musste ich meinen Blick von ihm losreißen. Es war ein Gefühl, wie wenn man zu lange in die Sonne schaut.
    Mit
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