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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Autoren: Samantha Young
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zitternden Fingern scannte ich die Bücher ein. Als die Summe auf dem Bildschirm erschien, zuckte ich unwillkürlich zusammen.
    »Autsch. So schlimm?«
    Hatte ich erwähnt, dass er einen göttlichen schottischen Akzent hatte und ich ihn einfach nur abknutschen wollte, sobald ich seine Stimme hörte?
    Ich atmete tief durch und schob den Gedanken beiseite. »Die Sachen sind drei Tage überfällig, also macht das insgesamt vierundachtzig Pfund.«
    Er zog eine Grimasse. »Das passiert mir garantiert nicht noch mal. Wie ist denn euer Gebührensatz?«
    Ich kann nichts dafür! Das waren die Bibliotheksgötter! »Zwei Pence pro Minute«, antwortete ich kleinlaut.
    »Aha, okay.« Mit einem aufmunternden Lächeln reichte er mir seine Scheckkarte. »Tja, selbst schuld, wenn ich die Leihfrist für die Semesterapparate nicht beachte.«
    Es dauerte etwa vierzig Sekunden, bis er seine Mahngebühr bezahlt hatte, und während dieser vierzig Sekunden hätte ich ihn alles fragen können. Stattdessen blieb ich stumm wie ein Fisch. Ich traute mich nicht einmal, ihn anzusehen, als ich ihm schließlich seine Karte samt Quittung zurückgab.
    »Okay, danke.«
    Ich fixierte sein Kinn und zuckte mit den Schultern. Ich zuckte mit den Schultern? Was zum …
    »Mach’s gut.«
    Ich hob den Kopf ein paar Millimeter an, um zu signalisieren, dass ich ihn vernommen hatte.
    Und schon war er weg.
    So viel zu meinem Vorhaben »vernünftige Unterhaltung«.
    Mit einem abgrundtiefen Stöhnen drehte ich mich um und schlug den Kopf gegen die Wand.
    »Ähm, Liv – alles klar bei dir?«, ertönte Angus’ Stimme ganz in der Nähe.
    Meine Wangen brannten, weil er mich ertappt hatte. Ich richtete mich auf und drehte mich zu meinem Boss um. »Ich prüfe nur gerade die Statik des Gebäudes. Scheint so weit in Ordnung zu sein.«
    Angus schürzte die Lippen. »Und was ist mit deiner mentalen Statik?«
    »Die ist gleich als Nächstes dran.«

Kapitel 3
    W enn möglich, trafen Dad, Cam, Cole, Jo und ich uns einmal pro Woche zum Essen. An diesem Abend waren wir im D’Alessandro , meinem Lieblingsitaliener in der India Street, nur eine Querstraße von meiner Wohnung entfernt. Cam und Dad zankten sich oft um die Rechnung, aber da mein Dad größer und älter war, gewann er meistens.
    Ich liebte diese gemeinsamen Abende. Nicht nur, weil das Essen im D’Alessandro ein Traum war, sondern weil Jo, Cam und Cole für mich und Dad wirklich zu einer Art Familie geworden waren, genau wie wir für sie. Vor allem Cole profitierte davon. Lange Zeit war er mit Jo allein gewesen, und nun hatte er eine ganze Ersatzfamilie. Jo hatte gemeint, es sei ungewöhnlich, dass Cole sich so schnell mit jemandem anfreundete, wie er es mit mir getan hatte – auch wenn wir alle wussten, dass seine Gefühle für mich nicht rein freundschaftlicher Natur waren. Er schwärmte insgeheim für mich, war aber reif genug, es nicht zu zeigen, so dass es deswegen nie zu unangenehmen Situationen kam. Ich selbst tat immer so, als merkte ich nichts davon.
    Ein Außenstehender hätte Cole leicht für achtzehn halten können. In den letzten neun Monaten war er mehrere Zentimeter in die Höhe geschossen, und nun maß er mit seinen fünfzehn Jahren schon eins zweiundachtzig. Sein von Natur aus breites Kreuz war durch das Judotraining mit Cam und Nate noch muskulöser geworden, und seine schwierige Kindheit hatte ihm zu einer inneren Reife verholfen, die ihn von seinen Altersgenossen unterschied. Für mich allerdings, und auch für Jo (wir hatten uns darüber unterhalten), war und blieb er der süße kleine Bruder. Das brachte ihn manchmal schier zur Weißglut, vor allem weil die meisten anderen Menschen ihn wie den jungen Erwachsenen behandelten, der er rein äußerlich war.
    »Hast du in letzter Zeit irgendwelche Bücher gelesen, die mir gefallen könnten?«, fragte der Gegenstand meiner Betrachtungen, während ich an meinem Weinglas nippte.
    Ich nickte. »Ja, habe ich. Angus hat mir einen Science-Fiction-Roman empfohlen, er handelt von einer dystopischen Gesellschaft, die unter der Erde lebt. Der wäre bestimmt was für dich.«
    »Cool. Kann ich den als E-Book haben?«
    »Klar. Ich schicke dir den Link.«
    »Super, danke. Mit Krieg der Welten bin ich übrigens durch.«
    Ich sah ihn auffordernd an. »Geht das noch ein bisschen ausführlicher? Wie hat es dir gefallen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Eigentlich ganz realistisch – wenn man die Zeit bedenkt, in der es geschrieben wurde. Düster. Das fand ich
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