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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen
Autoren: Jane Feather
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folgen; er fürchtete sich vor ihrer Wahrheit und wußte, daß es dennoch kein Entrinnen gab.
    Er stand da und genoß den Anblick, als sie schenkeltief ins Wasser watete, die Hände vor sich ausstreckend, um Mut für das Untertauchen zu sammeln. Dann stieß sie sich ab, und ihre nackten weißen Arme spalteten das Wasser säuberlich – die Sonne glitzerte an der Stelle, wo sie untergetaucht war.
    So hatte er sie zum erstenmal gesehen. Er ging hinüber zu ihren Kleidern, mit dem Rücken zum Fluß.
    Die eiskalte Umarmung benahm ihm den Atem, wenngleich er etwas dieser Art erwartet hatte. »Bewege dich nicht, Feringhee« ,sagte sie in grimmigem Ton.
    Mit einer raschen Bewegung brachte er seine Arme nach hinten und drückte den nassen, eiskalten Körper an seinen Rücken. »Dieses Mal hast du keinen Dolch.« Er lachte, dann begann er zu zittern. »Aber ich glaube, du könntest mich vielleicht zu Tode frieren! Bist du verrückt, Annabel?« Er ließ sie los und drehte sich um, um sie anzusehen.
    »Ich brauchte das jetzt«, erklärte sie. »Ich wollte Dinge von mir abwaschen.«
    »Welche Dinge?«
    Ihre nackten Schultern hoben sich in einem kleinen Zucken. »Trübe Kleinigkeiten, die versteckt umherlagen.«
    »Sind wir jetzt frei und ungehindert?« Seine Augen hielten die ihren fest.
    »Oh, ja, Christopher Ralston. Frei und ungehindert, der Jorchi hat für uns gesungen.« Sie faßte lachend nach seiner Hand. »Komm, lauf ein bißchen mit mir, damit ich in der Sonne trockne.«
    Ihn hinter sich herziehend, stob sie in einem fröhlichen Galopp am Ufer davon, ihr Haar fiel aus dem Knoten und ergoß sich über ihren Rücken, während sie nackt wie eine Flußnymphe rannte und er laut lachte.
    Schließlich kam sie nach Luft schnappend zum Stehen, warf sich auf das moosbewachsene Ufer und klopfte einladend auf den Boden neben sich. Kit ließ sich auf die Knie fallen, betrachtete blinzelnd die schlanke, geschmeidige, glitzernde Länge ihres Körpers.
    »Ich habe nachgedacht«, verkündete sie. »Und ich hatte eine Idee.«
    »Oh«, entfuhr es ihm. »Würde es dich zu sehr ablenken, wenn ich dich ein wenig liebkosen würde, während du mir davon erzählst?«
    »Das könnte schon sein«, antwortete sie, und ihre Augen funkelten. »Aber es könnte auch dich ablenken.«
    »Oh, ja, das wird es sicherlich«, gab er fröhlich zu. »Aber ich glaube, wir können es riskieren. Nur zu!«
    »Also, wenn wir dieses Land verlassen –«
    »Meinst du, daß das geschehen wird?« unterbrach er sie, mit der Fingerspitze auf der Knospe einer vollen, runden Brust innehaltend.
    »Ja«, meinte sie vertrauensvoll. »Akbar Khan sagt, daß der Zeitpunkt nicht mehr weit ist. Ob wir befreit oder ausgeliefert werden, scheint das einzig Ungeklärte zu sein, wenn ich ihn richtig verstanden habe.«
    »Wenn wir also dieses Land verlassen –« feuerte er sie an, unfähig, die Freude zu verbergen, die ihn füllte wie ein Gefäß, das zu lange leer war und in seine Poren jetzt das Wasser des Lebens einsaugt. Sie sprach, wie er sie bisher nie hatte sprechen hören im Vertrauen auf eine Zukunft, die sie gemeinsam außerhalb dieses Landes erwartete.
    »Ich möchte all die Länder besuchen, die ich schon immer gerne sehen wollte, schon als ich noch ganz klein war«, sagte sie und schloß die Augen träumerisch. »China und Tibet und Ägypten. Und ich würde gerne noch einmal nach Persien fahren und vielleicht sogar nach Afrika –«
    »Gütiger Himmel!« seufzte Kit. »Ich habe eine Nomadin geheiratet.«
    »Magst du diese Vorstellung nicht?« Ihre Augen öffneten sich, sie machte eine Bewegung, als wolle sie sich aufsetzen und seine Hand glitt zu ihrem Bauch und hielt sie neben sich fest.
    »Was, mit einer Nomadin verheiratet zu sein?«
    »Nein, das habe ich nicht gemeint … na gut, vielleicht doch ein wenig. Es gibt soviel zu entdecken in der Welt, so viele unterschiedliche Völker kennenzulernen. Ich möchte sie alle begreifen.« Ihre Arme breiteten sich allumfassend aus. »Würde dir das gar nicht gefallen?« Besorgnis stand in ihren Augen.
    »Lady Hester Stanhope hat endlich eine Nachfolgerin gefunden«, bemerkte er zweifelnd. »Haben Nomaden Babys?«
    »Ich nehme an, das müssen sie wohl«, sie senkte feierlich den Blick. »Woher sollten sonst all die kleinen Nomaden kommen, aus denen dann große werden? Außerdem finde ich, wir sollten keine gewöhnlichen Kinder haben, was denkst du?«
    Er grinste. »Ich glaube, das schaffen wir ohnehin nicht.«
    »Spricht dich die
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