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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen
Autoren: Jane Feather
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was sie besitzen, haben sie im Schweiße ihres Angesichts erwirtschaftet und werden es nicht gerne an Feringhee- Bäucheverfüttern, wenn es für sie selbst nicht einmal ausreicht. Ich bitte Sie und Ihre Leute, sich mit entsprechender Rücksichtnahme zu benehmen, solange wir hier sind.«
    Kit spürte, wie ihm der letzte Geduldsfaden riß und ihm seine Toleranz abhanden kam, als er den augenfälligen Ärger des Brigadiers sah, der so mit sich reden lassen mußte. Er schwang sich vom Pferd. »Ich entschuldige mich für Annabel, Sir«, sagte er steif. »Höflichkeitsregeln in einem Zenana werden offenbar etwas geringer bewertet, als wir es gewohnt sind.«
    Der Brigadier murmelte irgend etwas Nichtssagendes, während Annabels Gesicht vor Ärger und Verlegenheit bis zu den Haarwurzeln rot anlief. »Wie kannst du es wagen, dich für mich zu entschuldigen?« zischte sie.
    »Es ist an der Zeit«, sagte er grimmig. »Nein, die Zeit ist schon überschritten. Laß uns das bereinigen, ja?« Er packte sie am Ellbogen und drängte sie den schmalen Pfad entlang, der mitten durch das Dorf auf ein paar verkümmerte, windgepeitschte Bäume auf der anderen Seite des Weilers zuführte.
    Die Geiseln blickten sich im Kreis der verdrossenen, mattäugigen Männer von Zandeh um, die die Christenhunde feindselig anstarrten. Frauen waren nicht in Sicht, obwohl alle die unsichtbaren Augen rings um sie her fühlten. Das war keine Gesellschaft, die die Hoffnungslosigkeit zu vertreiben vermochte.
    Ein gutes Stück außer Hörweite zwischen den verkümmerten Bäumen traten Kit und Annabel einander gegenüber.
    »Ich habe versucht, Verständnis aufzubringen«, sagte er. »Aber bald geht mir die Geduld aus. Was willst du, Anna?«
    »Was?« Sie drehte sich abwehrend weg. »Was hat das Wollen hier zu suchen?«
    »Dreh dich nicht von mir weg, du arroganter grünäugiger Luchs!«
    Sie wandte sich ihm wieder zu. »Ich wollte dich nicht beleidigen, Ralston, Huzoor. «
    »Oh, nein«, sagte er leise. »Nie wieder wirst du mich so nennen, und nie wieder wirst du mir das Wort Feringhee an den Kopf werfen. Also, was willst du von mir?«
    »Von dir? Warum sollte ich etwas von dir wollen? Warum sollte ich von irgend jemandem irgend etwas wollen?«
    »Weil ich dich liebe, du unerträgliches Weib!« Er faßte sie bei den Schultern und schüttelte sie, wie er es schon so oft hatte tun wollen. »Und wenn Menschen einander lieben, dann wollen und erwarten sie etwas voneinander, und sie wollen und erwarten, einander etwas zu geben. Verstehst du mich?«
    »Es ist nicht leicht irgend etwas zu verstehen, wenn mein Kopf sich so anfühlt, als würde er jeden Augenblick meine Schultern verlassen«, rief sie. »Bitte hör auf mich zu beuteln!«
    »Oh, Gott!« Er zog sie mit einer Heftigkeit an sich, die der entsprach, mit der er sie eben geschüttelt hatte. »Ich wußte, eines Tages würdest du mich dazu bringen.« Er strich ihr die Haare aus der Stirn, fuhr mit der flachen Hand über ihr Gesicht, als müsse er es ganz neu entdecken, als müsse er in heftiger Hast seine Bekanntschaft mit einer verloren geglaubten Vertrauten erneuern. »Anna … meine liebste Anna, du mußt mir helfen. Sag mir, was ich tun kann, um die Dinge zu klären zwischen uns.«
    Sie hörte seine Verzweiflung, und langsam drang die Erkenntnis wie selbstsüchtig sie gewesen war, durch ihre Mauern. Eingesperrt in ihrer eigenen Welt der Verwirrung hatte sie Kits Verwirrung vollkommen übersehen. Er schien ihr kein Recht zu haben auf Verwirrung, da er doch dort stand, wo er immer gewesen war, mit den Menschen seines gewohnten Umgangs. Sie war diejenige, die herausgerissen worden war, die gezwungen wurde, mit Menschen zurechtzukommen, die jenen ihres früheren Rahmens genau entgegenstanden. Und es war nicht ihre Schuld, daß so vieles geschehen war, wofür Kit sich zu verantworten hatte. Sie schien ihren erhabenen Glauben an das Schicksal verloren zu haben und legte die Schuld für ihr augenblickliches Elend einfach ihrem bequemsten Opfer vor die Füße … ausgerechnet demjenigen, der ihre Unfreundlichkeit am wenigsten verdiente. Also hatte sie ihn von sich fortgeschoben und ihre Mitreisenden mit verächtlicher Gleichgültigkeit behandelt, indem sie deren berechtigte Ängste und Jammer übersah und Kit damit sehr weh tat.
    »Ich glaube, du solltest mich noch einmal schütteln«, sagte sie mit einem kläglichen Lächeln. »Ich weiß nicht, wie du es die ganze Zeit mit mir ausgehalten hast … oder warum. Ich
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