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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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gebettet. Vom Deck oben waren Rufe und eilige Schritte zu hören.
    Ihr Vater tastete ungeschickt mit einer Hand auf seiner Brust. Erst vermutete sie, er suche nach der Wunde, aber gleich darauf sah sie, dass er etwas aus seiner Brusttasche geholt hatte. Es war der Anhänger ihrer Mutter, befleckt von seinem Blut. Seine Augen waren geöffnet, und er murmelte etwas. Sie beugte sich vor, um sein Flüstern verstehen zu können.
    „… Fehler. Er liebt dich. Er liebt dich.“
    Selbst jetzt noch, dachte sie mit sinkendem Mut. Selbst jetzt noch, da er im Sterben lag, schenkte ihr Vater Philip Ascot Glauben und nicht ihr.
    „Bitte, Vater, heb dir deine Kraft auf. Hilfe ist unterwegs.“
    „Zu spät für mich. Du hattest recht. Du hattest die ganze Zeit recht. Ich habe nicht … getan, was … was du denkst …“ Er drückte ihr den Anhänger in die Hand, und sie schloss ihre Finger um das Erbstück ihrer Mutter. In diesem schrecklichen Augenblick musste sie auf einmal an einen Tag in ihrer frühen Kindheit denken, als sie das Glück in seinen Augen gesehen hatte, in denen sich die flauschigen Wolken am Sommerhimmel spiegelten. Das war ihr Vater, nicht der verbitterte sterbende Mann in ihren Armen.
    Jetzt endlich ergaben seine Worte einen Sinn. In ihren Augen schwammen Tränen. „Wegen Tom“, flüsterte sie, verstand, was er ihr sagen wollte.
    Arthurs Brust zuckte, dann war er ganz still. Der Blutstrom wurde langsamer; bald würde er ganz versiegen.
    Deborah blieb nicht viel Zeit für ihre Trauer. Philip strich ihr trügerisch sanft mit dem Lauf der Pistole das Haar aus der Stirn. Das Metall war noch heiß von den Schüssen, die ihren Vater getötet hatten.
    „Stell dir nur vor“, sagte Philip ganz leise, „du bist seine einzige Erbin. Deine Mitgift ist noch höher, als ich gehofft hatte, mein Liebling.“
    Tom war tot. Ihr Vater war tot. Die Gnadenlosigkeit, mit der das Schicksal zweimal hintereinander zugeschlagen hatte, machte sie unvorsichtig. Mit einer Kraft, die sie überraschte, sprang Deborah auf. Dieses Mal jedoch war Philip vorbereitet. Er hielt ihr die Waffe an den Hals.
    „Du hast erfahren, wie rau es bei den Wilden zugeht“, zischte er böse. „Soll ich mal mit dir rau sein? Soll ich dich wie die Hure eines Wilden behandeln?“ Mit seiner freien Hand fasste er ihr ins Haar, riss ihren Kopf so brutal nach hinten, dass ihr die Haut am Hals brannte. Er schubste sie zum Bett. Sie versuchte, an die Pistole heranzukommen, aber er hielt sie außerhalb ihrer Reichweite. In ihren Kniekehlen spürte sie die Bettkante.
    Das letzte Mal, als sie mit Philip zusammen gewesen war, war sie zu wohlerzogen und höflich gewesen, sich zur Wehr zu setzen oder auch nur die Stimme zu erheben. Nie wieder, dachte sie. Nie wieder.
    „Mörder!“, schrie sie und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust, trat nach ihm, ohne sich um die Waffe zu scheren. Sie wusste, er würde es nicht wagen, sie zu töten, denn schließlich brauchte er ihr Geld.
    Er keuchte vor Schmerz, als sie ihn traf.
    Dann wurde auf einmal die Tür aufgestoßen und ein riesiger Schatten verdunkelte die Türöffnung und ein unmenschlicher Schrei – wie das Gebrüll eines verwundeten Bären – füllte die Kabine.
    Ungläubig erstarrte sie für einen Sekundenbruchteil. „Tom!“ Deborah wollte zu ihm.
    Aber Philip schob sie zurück und begann im selben Moment zu schießen. Ein ohrenbetäubender Knall nach dem anderen ertönte, und gelblich grauer Rauch vernebelte die Kabine. Deborah konnte nichts mehr sehen. Schließlich verriet ein metallisches Klicken, dass Philip die Munition ausgegangen war.
    „Ihre Zielgenauigkeit ist genauso armselig wie Ihr Gefühl für den rechten Zeitpunkt“, verkündete eine tiefe Stimme. Aus dem Rauch trat Tom Silver mit ausgestreckten Armen und zog Deborah an seine Brust. Aufatmend ließ sie sich in seine starken Arme sinken. Einen Moment später erschienen die Pinkterton-Agenten in der Kabine.
    „Ergreifen Sie ihn“, rief Philip mit schriller Stimme. „Ich habe versucht, Mr Sinclair zu retten, aber der Teufel hat ihn einfach erschossen. Dann hat er mich angegriffen!“
    Deborah wandte sich an den Detektiv mit der Augenklappe. „Philip Ascot hat meinen Vater getötet“, erklärte sie. „Das wissen Sie. Das wissen Sie .“
    „Der Wilde zwingt sie, das zu sagen“, beharrte Philip und bewegte sich gleichzeitig in Richtung Tür. Er schien vergessen zu haben, dass er die Pistole noch in der Hand hielt. „Er hat sie zu
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