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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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in seiner Jacke. Oh, wie sehr sie sich wünschte, sie hätte sie in jener Nacht an sich genommen und behalten. Aber damals war sie zu ängstlich gewesen, zu unentschlossen.
    „Geh weg, Philip“, wiederholte sie, machte einen Schritt nach hinten. Doch das war ein Fehler. Hinter ihr befand sich das prunkvolle Bett, ein üppiger Käfig aus rotem Samt und goldenen Kordeln.
    „Sei nicht albern, Liebling.“ Er griff nach ihr, packte sie an den Schultern und hielt sein Gesicht ganz dicht vor ihres. „Dafür bist du geschaffen worden“, erklang das vertraute Flüstern. „Das hier ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Freuden, die dich erwarten, wenn wir erst einmal verheiratet sind.“
    Es geschah wieder, so wie in der Oper. Er fasste sie an, packte und schubste sie. Sprach hässliche Lügen aus. Presste seinen Körper gegen ihren. Und sie fühlte sich wie gelähmt, war unfähig, zu reagieren.
    „Leg dich jetzt hin“, sagte er, drückte sie gewaltsam nach unten. Der kleine Mischling verbiss sich in seinem Hosenbein, aber Philip trat den Hund einfach zur Seite. Er zog an ihrem Kleid, sodass der Saum an der Schulter aufplatzte. „Spreiz für mich die Beine. Spiel für mich die Hure, wie du es für den Wilden getan hast.“
    Die Erinnerung an Tom weckte sie aus der Starre. „Nein!“, schrie sie so laut sie konnte, mit einer Stimme, die ihr selbst fremd vorkam. Während sie ihn anschrie, winkelte sie ein Bein mit einem Ruck an und rammte ihm das Knie in die Weichteile, da, wo es einem Mann am meisten wehtat.
    Philip bekam keine Luft mehr, er klappte vornüber und hielt sich das getroffene Körperteil. Sie nutzte ihren Vorteil und riss auch das andere Knie nach oben, traf ihn im Gesicht. Blut spritzte ihm aus beiden Nasenlöchern.
    Deborah war verblüfft. Was war er doch für ein schwächlicher, machtloser Mann! Das war er wohl immer schon gewesen. Sie war es, die sich geändert hatte, sodass sie ihn endlich als das erkennen konnte, was er war.
    Während er ein Schimpfwort hervorstieß, mit dem sie noch nie zuvor belegt worden war, packte sie ihn an den Rockaufschlägen, fasste darunter und zog die Pistole heraus. Die Waffe in ihrer Hand war klein, aber schwer. Der aufgeregte Hund kroch unter das Bett. Sie hatte keine Ahnung, ob die Waffe geladen war, aber als sie damit auf Philip zielte und den Ausdruck auf seinem blutüberströmten Gesicht sah, wusste sie, dass es so war.
    Die Mündung des Pistolenlaufs auf ihren Angreifer gerichtet, erkannte sie die Wahrheit, die auch Tom begriffen hatte, als er ihren Vater hatte töten wollen. Es lag keine Genugtuung darin, einen Mann umzubringen.
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, schoss sie auf die Kissenreihe auf dem Bett, um Hilfe zu rufen. Die Waffe zuckte in ihrer Hand, als wäre sie ein lebendiges Wesen. Philip schrak zusammen, dann gewann er die Fassung zurück und griff nach ihrer Hand. Er entwand ihr die Waffe, während beißender Rauch die Luft füllte.
    „Du hast ja den Verstand verloren“, fuhr er sie an, immer noch bleich von ihrem Angriff und völlig verdutzt von dem, was geschehen war. „Wie kannst du es wagen, mich zu …“
    Plötzlich flog die Kabinentür mit einem Knall auf. Arthur Sinclair schaute sich irritiert um. „Was geht hier vor?“, fragte er, hustete in der nach dem Schuss rauchgeschwängerten Luft. „Philip? Woher kommt das ganze Blut?“
    „Das“, sagte Deborah, „ist meine Antwort auf seinen Heiratsantrag.“ Mit eisiger Würde zog sie ihr zerrissenes Hemd hoch.
    Sie spürte, wie der Blick ihres Vaters an ihrer bloßen Schulter hängen blieb, und sah den Augenblick, in dem seine Verwirrung dem Begreifen wich. „Gütiger Himmel, Deborah, ich hätte auf dich hören sollen“, rief er. „Das war es, was du mir an jenem Abend versucht hast zu sagen. Sie elender Mistkerl“, herrschte er nun Philip an. „Meine Tochter hatte von Anfang an recht …“
    Philips Miene blieb vollkommen ungerührt, als er einen Arm ausstreckte und zweimal hintereinander den Abzug betätigte.
    Deborahs Vater blickte sie unverwandt an, während er die Hände hob und sie sich auf die Brust legte. Das Blut, das zwischen seinen Fingern hindurchsickerte, hatte die Farbe von altem Rotwein. Er sank zu Boden, ohne auch nur einen winzigen Moment den Blick von ihr zu nehmen.
    Deborah nahm weder wahr, dass sie sich bewegte noch, dass sie schrie. Sie fand sich plötzlich auf dem Boden wieder, in einer rasch wachsenden Blutlache kniend, den Kopf ihres Vaters in ihren Schoß
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