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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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Schlägen zur Jacht. Deborah war übel und schwindelig von den Ereignissen des Morgens. Sie hatte immer gewusst, dass der Frühling alles ändern würde, aber sie hatte nicht mehr daran geglaubt, dass ihr Vater auftauchen würde.
    An Bord der Jacht angekommen eilten ein Steward und eine Zofe herbei, um sie in der elegantesten Kabine unterzubringen, aber Deborah wollte lieber an Deck bleiben. Sie blieb an der Reling stehen, die sie fest umklammert hielt. Du warst für mich nur ein Mittel, um Rache zu nehmen. Tom, der sie nicht ein einziges Mal angelogen hatte, hatte die Worte mit unerschütterlicher Gewissheit ausgesprochen. Sie trafen sie wie Schläge, verspotteten sie, und einen Augenblick lang hasste sie ihn.
    Sie hasste ihn, weil sie wusste, er log. Er liebte sie. Oh sicher, er hatte es nie gesagt, nicht mit Worten, aber mit jeder liebevollen Geste, jedem handgearbeiteten Geschenk. Mit jedem flüchtigen Lächeln in dem vom Feuerschein erhellten Zimmer. Mit jeder Liebkosung seiner Hände, seines Mundes und seines Körpers. Er liebte sie, aber er zwang sie, von ihm wegzugehen.
    Sie hörte, wie ihr Vater sich näherte, und blickte ihm voller Ablehnung entgegen. „Das hier verzeihe ich dir niemals“, sagte sie.
    „Meine Liebe, es ist zu deinem Besten. Du wirst es selbst bald erkennen. Und jetzt geh nach drinnen, wo es warm ist und …“
    Da zerriss ein lauter Knall die Luft. Der Hund bellte alarmiert.
    „Was war das?“, rief Deborah.
    Ihr Vater beging den Fehler, über die Schulter zur Siedlung zu schauen. Und dann wusste sie es.
    In dem Sekundenbruchteil darauf flammte ihre Seele grellweiß auf und verglühte dann zu Asche.
    „Er war eine Bedrohung, ein gefährlicher Irrer“, erklärte ihr Vater, sprach schnell, beinahe aufgeregt. „Wenn wir ihn nur auf der Insel gelassen hätten, hätten wir nie Frieden gehabt. Wir hätten dauernd fürchten müssen, er würde zurückkommen, um uns etwas anzutun.“
    Zuerst konnte sie gar nicht reagieren. Ihre Hände schienen an der Reling festgefroren zu sein, als gehörten sie nicht länger zu ihr. Die beiden Detektive, die auf der Insel geblieben waren, kamen eilig zur Anlegestelle gelaufen, bestiegen ein Boot und ruderten zur Jacht. Aus Deborahs Kehle stieg ein hoher Klagelaut auf, und sie schrie vor Schmerz und abgrundtiefer Wut. Ein einziger Gedanke beherrschte sie: Sie musste zu Tom. Sie schwang ein Bein über die Reling.
    Sogleich packten starke Hände sie, zogen sie zurück. Sie wehrte sich, trat und schlug um sich, aber jemand drückte sie von hinten an sich. Eine Hand mit einem Tuch legte sich über ihren Mund. Sie drehte den Kopf hin und her, aber der durchdringende süßliche Geruch von Chloroform hüllte sie ein, und ihr tränten die Augen. Der See verschwamm vor ihren Augen zu einem grauweißen Nichts, und sie dachte, wie seltsam es war, dass sie ertrank, obwohl sie doch gar nicht ins Wasser gesprungen war.

Teil 4
    Die längste Reise ist die Reise nach innen.
    Dag Hammarskjöld

32. KAPITEL
    D eborah erwachte in ihrer prächtig eingerichteten Kabine an Bord der Jacht ihres Vaters. Schwere rote Vorhänge, gehalten von dicken Goldkordeln mit großen Troddeln, zierten den Alkoven, in dem das Bett stand. Eine kleine Weile schien sie ohne Halt und Anker zu schweben, fühlte sich wie zerschlagen. Als junges Mädchen hatte sie viele herrliche Stunden an Bord der Jacht verbracht, auf ausgedehnten Kreuzfahrten über den See, während ihr Vater Gäste unterhielt.
    Dann kamen die Erinnerungen. Dieses Leben gehörte nicht mehr zu ihr. Sie bewegte sich zu schnell, setzte sich auf und musste sich an der Wand festhalten, weil sich alles um sie herum drehte. Das Betäubungsmittel hing noch wie Spinnweben in ihrem Kopf, klebrig und schwer zu fassen. Sie schüttelte sich, als wollte sie sich daraus befreien. Tom, dachte sie. Tom .
    Erst vor Kurzem hatte sie geglaubt, sie sähe ihre Zukunft, wie sie sich einem Traum gleich vor ihr aufrollte. Dann war ihr Vater eingetroffen, hatte sie wie ein entlaufenes Tier eingefangen. Sie war gezwungen gewesen, ihre Freiheit gegen Toms Leben zu tauschen. Wie eine Närrin hatte sie ihrem Vater vertraut, dass er sein Wort halten und ihre Abmachung ehren würde.
    Stattdessen hatten die von ihm angeheuerten Detektive den Mann erschossen, den sie liebte.
    War Tom sofort tot gewesen? Oder war er langsam im Schnee verblutet, bis die bittere Kälte ihn geholt hatte?
    Entsetzen wallte in ihr auf, aber es gelang ihr, aufzustehen und zur Tür zu gehen.
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