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Red Shark: Thriller (German Edition)

Red Shark: Thriller (German Edition)

Titel: Red Shark: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Sasgen
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Prolog
    N EW Y ORK C ITY
    Der südkoreanische Sonderbotschafter Nak-chung Paik trat aus der ständigen Gesandtschaft der Republik Korea bei den Vereinten Nationen auf die East 45 th Street und stieg in einen gepanzerten Mercedes-Benz ein. Die Türen schlugen zu, und der Wagen fuhr mit seiner Polizeieskorte los. Auf der Second Avenue bog die Kolonne in die East 44th Street ein. Vor sich sah Paik das UNO-Hochhaus. Der Rand der Ostfassade wurde gerade von der aufgehenden Sonne in goldenes Licht getaucht.
    Paik wischte sich seine feuchten Handflächen an dem Ledersitz ab. Die Wiedervereinigung eines geteilten Landes und die Beendigung eines drohenden Atomkriegs standen im Mittelpunkt der Konferenz, die gleich unter der Leitung des Generalsekretärs der UN beginnen sollte. Paik kannte seinen nordkoreanischen Amtskollegen Kil-won Sim als einen harten Verhandlungspartner und hatte sich entsprechend vorbereitet. Trotzdem hatte er Angst, er könnte durch einen katastrophalen Fehler die Gespräche zu einem vorzeitigen Abbruch bringen und damit den bereits vereinbarten Austausch von Botschaftern zwischen Seoul und Pjöngjang zunichtemachen. Obwohl Paik die Last der jahrelangen, zähen Verhandlungen schwer auf seinen Schultern spürte, empfand er doch einen gewissen Trost darüber, dass diese Konferenz eigentlich nur eine Gelegenheit bot, weitere Möglichkeiten auszuloten.
    Die Kolonne wurde langsamer. In der Mitte des Blocks war ein rot-weiß-blauer FedEx-Transporter mit einem Taxi zusammengestoßen. Beide Fahrer waren ausgestiegen und diskutierten lautstark, während ein Polizist sich abmühte, eine Spur neben den Unfallfahrzeugen frei zu bekommen, die den Verkehr blockierten. Auf den Bürgersteigen drängten sich die Fußgänger auf dem Weg zur Arbeit. Manche waren stehen geblieben, um sich den Unfall anzusehen, und beobachteten nun interessiert die Kolonne mit ihren blinkenden Blaulichtern, die jetzt zum Halten gekommen war.
    Zwei Blocks entfernt saß auch der nordkoreanische Botschafter Kil-won Sim in der Nähe seines Hotels im Stau fest. Sein Mercedes-Benz wurde mitsamt seiner Polizeieskorte von einem gelben Hertz-Lieferwagen blockiert, der nicht ganz in eine Parklücke passte und den Verkehr aufhielt. Die Motorhaube des Wagens war hochgeklappt, und der Fahrer stand auf einen Reifen gestützt über den Motor gebeugt. Er versuchte offensichtlich, den streikenden Dieselmotor wieder in Gang zu bringen.
    Sim blickte sich um und sah, dass sich hinter seiner Limousine ein Wagen der Polizeieskorte, eine Reihe von wütend hupenden Taxis und weitere Lieferwagen stauten. Die Fußgänger, die sich um den liegen gebliebenen Lieferwagen drängten, vergrößerten das Chaos noch. Ein Polizeibeamter stieg aus dem Streifenwagen aus, ging an der Kolonne entlang und gestikulierte zu Sims Fahrer.
    New York machte Sim Angst. Die Stadt war ihm zu groß, zu unruhig und zu gefährlich, ganz anders als Pjöngjang mit seinen scharfen Kontrollen. Die New Yorker waren für seinen Geschmack viel zu sorglos und mit sich selbst beschäftigt. Genau wie ganz Amerika. Er hasste Amerika mit seiner Arroganz und seiner Macht, seiner schrankenlosen Freiheit, aber vor allem hasste er Amerika wegen seiner militärischen Macht und den Einmischungen in die Angelegenheiten Nordkoreas. Darüber würde er ausführlich sprechen, um den UN-Abgeordneten deutlich zu machen, dass Nordkorea für immer und ewig unabhängig von Südkorea bleiben würde, ganz gleich, was für Verträge abgeschlossen würden.
    Sims Mercedes glitt unter der Anleitung des Polizeibeamten langsam vorwärts um den Hertz-Lieferwagen herum auf den Bürgersteig, während ein zweiter Beamter über ein Handfunkgerät einen Abschleppwagen anforderte.
    Sim erinnerte sich noch daran, wie schockiert er gewesen war, als er erfahren hatte, dass Kim Jong-il, Nordkoreas Großer Führer, sich den Forderungen der USA gebeugt und die Produktion von Kernwaffen eingestellt hatte. Kims Entscheidung hatte nicht nur die militärische Führung der Volksarmee verärgert, sondern außerdem angeblich eine heftige Konfrontation zwischen Kim und Marschall Kim Gwan Jin, dem stellvertretenden Chef der Streitkräfte, ausgelöst. Jin hatte sich schon seit Jahren gegen jegliche Annäherung an die Vereinigten Staaten oder Südkorea gewehrt. Jetzt jedoch war auf einmal das Undenkbare in Pjöngjang zur neuen Wirklichkeit geworden. Es gingen außerdem Gerüchte um, dass nach der Konfrontation zwei hohe Militärs als Warnung an Jin
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