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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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Liebling.“
    Schreckliche Bilder durchzuckten sie. Das hier war der Mann, der sie vergewaltigt hatte. Er hatte sie zu einem verängstigten Wesen gemacht, das von Selbstzweifeln zerfressen wurde. Wenn Tom nicht gewesen wäre, wäre sie immer noch dieses Geschöpf.
    Hatte sie Philip mit seinen akkurat geschnittenen Haaren, seinen ebenmäßigen weißen Zähnen und seiner maßgeschneiderten Kleidung, seinen sorgfältig manikürten Händen je für gut aussehend gehalten? Sie wusste es nicht mehr, weil sie nicht mehr die oberflächliche junge Frau war, die glaubte, es sei der Sinn ihres Lebens, einen reichen und von der Gesellschaft geschätzten Mann zu heiraten.
    „Was tust du hier?“, fragte sie so ruhig wie möglich.
    „Ich bin mitgekommen, um deinem Vater zu helfen, dich nach Hause zu bringen“, erwiderte er und klang ganz vernünftig. „Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre er überhaupt nicht aufgebrochen.“ Philip gab wirklich eine elegante Erscheinung ab, als er einen Schritt auf sie zu machte. „Siehst du, meine Liebe, dein Vater hatte dich zu einem verlorenen Fall erklärt. Er dachte, ich würde dich nach deinem Abenteuer mit diesem Wilden aus den Wäldern nicht mehr haben wollen.“
    Das Telegramm ihres Vaters. Die Erklärung, sie habe keinen Wert mehr für ihn. Er musste unterschätzt haben, wie sehr Philip auf ihr Vermögen angewiesen war.
    „Ja“, fuhr Philip fort, „er war drauf und dran, dich bei diesen Wilden verrotten zu lassen. Aber ich habe ihn davon überzeugt, dass ich ein Mann bin, der zu seinem Wort steht. Ich habe versprochen, dich zu heiraten, und dieses Versprechen will ich halten. Bloß weil du das Pech hattest, diesem Barbaren in die schmutzigen Hände zu fallen, ist das kein Grund für mich, mein Ehrenwort zu missachten.“
    „Wie selbstlos von dir“, entgegnete sie. „Sei ehrlich, hast du Vater dazu gezwungen, meine Mitgift nur zu verdoppeln oder musste er sie gar verdreifachen, damit du dein Versprechen erfüllst?“
    Er lachte arrogant. „Es ist ja nicht so, als ob noch irgendwer von Bedeutung etwas mit dir zu tun haben wollte. Ganz Chicago weiß, dass der Wilde dich ruiniert hat. Aber ich bin ein Mann mit gesundem Menschenverstand …“
    „Und was war es, gesunder Menschenverstand oder schlichte Feigheit, weswegen du dich hier auf dem Schiff versteckt hast, statt mit an Land zu kommen?“ Selbst als sie die Frage stellte, wusste Deborah die Antwort bereits. Philip Ascot war ein Feigling in jeder Hinsicht.
    „Da wir uns gestritten haben, als wir in der Oper waren, hatte ich Sorge, du wärest immer noch böse auf mich, daher dachte ich, es sei besser, wenn ich mich nicht blicken lasse“, erklärte er gelassen. „Ich habe deinem Vater erklärt …“
    „Wir haben nicht gestritten“, unterbrach sie ihn. Sie war so zornig, dass sie beinahe für einen Moment ihre Trauer vergessen hätte. Sie schaute ihn geradeaus an, weigerte sich, den Blick abzuwenden. „Du hast mich überfallen, Philip. Du hast mich vergewaltigt.“
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Glaubst du das allen Ernstes? Mein Liebling, ich habe dir nur gegeben, wonach sich jede junge Braut sehnt – einen Vorgeschmack auf die Genüsse des Ehebettes. Es ist nicht meine Schuld, dass du zu unreif warst, es zu würdigen.“ Er ließ seinen Blick über sie gleiten, musterte ihr einfaches Gewand, das unfrisierte Haar. „Vielleicht hat mir Tom Silver am Ende sogar einen Gefallen getan, indem er dich zu seiner Hure gemacht hat. Vielleicht weißt du jetzt einen Mann mit Raffinesse zu schätzen.“
    „Es würde mich mit mehr Stolz erfüllen, seine Geliebte zu sein als deine Ehefrau.“
    Ein Ausdruck trat in Philips Augen, den sie schon oft in den vergangenen Jahren gesehen hatte. Aber bis jetzt hatte sie ihn nie richtig zu deuten gewusst. Wut. Eine Wut, die tief in ihm brodelte und gefährlich war.
    Er machte noch einen Schritt auf sie zu. Der Hund knurrte erneut.
    Deborah verspürte eine ungute Vorahnung. Philip hatte schon bewiesen, dass er ein kalter, grausamer Mann war. Aber hier? Auf der Jacht ihres Vaters? Sie erkannte, dass sie sich nicht darauf verlassen konnte, dass ihr Vater ihr half. Er war von seinem Wunsch geblendet, gesellschaftliche Anerkennung zu erringen.
    „Geh weg“, verlangte sie mit lauter, fester Stimme. „Ich will dich nie wieder sehen.“
    Er kam weiter auf sie zu. Sie bemerkte die Pistole mit dem Perlmuttgriff, die er in der Nacht des Feuers schon bei sich gehabt hatte, innen
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