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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch
Autoren: Karen Mahoney
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durch ihren Körper, und das Blut, das ihr in den Kopf stieg, machte sie schwindlig. Ihre mit Eisen versetzten Hände und Arme pochten im Einklang mit dem Herzschlag der Stadt. Sie wusste, dass sie ohne größere Anstrengung in der Lage war, die Knochen von Navins Hand bersten zu lassen, wenn sie es denn wollte.
    Donna war von Magie gezeichnet. Nicht irgendeine Magie, sondern uralte, alchemistische Magie, über die seit Jahrhunderten in Legenden erzählt wurde. Obwohl sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst war, dachte sie nicht, sie sei etwas Besonderes. Sie fühlte sich nicht mächtig. Sie fühlte sich nur vollkommen und zugleich fürchterlich allein.
    Aber heute Abend war sie nicht allein; Navin zog sie an der Hand durch die Straßen, während sie so tat, als sei sie nicht völlig verängstigt. Ihre Finger krümmten sich reflexartig in ihren Lieblingshandschuhen, und sie unterdrückte die Versuchung zu flüchten.
    »Hör auf so muffig zu sein, Underwood. Du bist einfach nur nervös.« Es fiel Navin schwer, den Spott in seiner Stimme zu unterdrücken. Er tätschelte ihre Hand, bevor er sie losließ.
    Donna blickte grimmig.
    »Warum zur Hölle sollte ich nervös sein?«
    Navin warf ihr seinen besten »Komm-willst-du-mich-verarschen-Blick?« zu. Sie boxte ihm spielerisch gegen die Schulter, aber doch eine Spur härter, als sie es vorgehabt hatte. Ihre Handschuhe verdeckten zwar die Tätowierungen – diese seltsamen Symbole, die sie nicht einmal Navin gezeigt hatte –, aber sie konnten nicht verheimlichen, wie viel Kraft sie wirklich hatte.
    Das war nur eines der vielen Geheimnisse, die sie hütete. Die »offizielle Geschichte« über ihre Arme und Hände war die, dass sie sich nach einem Feuer, bei dem die Arme verbrannten, mehreren Hauttransplantationen unterziehen musste. Sie hasste diese Lügen, aber ihr blieb keine andere Wahl (zumindest redete sie sich das immer wieder ein). Und sie musste stets aufpassen, dass sie ihre Kraft kontrollierte. Sie lebte nun schon seit drei Jahren in derselben Straße wie Navin, und ständig hatte sie Angst, sie könnte ihm aus Versehen wehtun.
    »Au! Mach mal langsam, Wonder Girl.« Navin rieb sich seinen Bizeps und spannte ihn an, um seine nicht vorhandenen Muskeln zur Schau zu stellen.
    »Tut mir leid.« Donna konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Navin war manchmal so ein Idiot, und dafür liebte sie ihn. Trotz ihrer engen Freundschaft gab es so vieles, das sie ihm nie über ihre Familie und den Orden des Drachens erzählt hatte. Um genau zu sein … hatte sie ihm so gut wie gar nichts darüber erzählt. Und der Grund dafür war nicht, dass sie es nicht erzählen durfte – das durfte sie tatsächlich nicht –, sondern dass sie ihn schützen wollte.
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern, als sie, kurz bevor die Fußgängerampel auf Rot übersprang, die Straße überquerten.
    »Komm schon, Don. Irgendwas stimmt nicht, ich kenn dich doch.«
    Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen und zuckte nur mit den Schultern.
    »Keine Panik – ich hab nicht vor, dich jetzt zu verhören. Du kannst es mir später auf der Party erzählen.«
    Donna schnitt eine Grimasse.
    »Ich kann es kaum abwarten.«
    Navin fixierte sie mit einem spöttischen Blick.
    »Gib es zu. Du willst nicht hin.«
    Sie verzog das Gesicht. »Nein, echt ? Party mit den Auserwählten ist nicht wirklich meine Vorstellung von Spaß, und die Leute da werden nicht grad Freudensprünge machen, wenn ich durch die Tür komme. Du setzt deinen Ruf aufs Spiel, wenn du dich auf einer Party mit mir sehen lässt.«
    »So jung und schon so zynisch.«
    »Na, stimmt doch, und das weißt du.«
    Navin lachte.
    »Um welchen ›Ruf‹ muss ich mir Sorgen machen? Ist ja nicht so, als wäre ich der angesagte coole Typ. Ich bin anders, aber zum Glück nicht schräg genug, als dass sie sich die Mühe machen würden, mich zu schikanieren.«
    »Du meinst so, wie sie es mit mir machen.« Donna schmollte.
    Er lenkte sie vorbei an einem Obdachlosen, der ein AC / DC -T-Shirt und einen zerrissenen, bodenlangen Mantel trug und mitten auf dem Gehweg stand. Auch die anderen Fußgänger strömten an ihm vorbei wie Wasser um einen Stein.
    »Komm schon, hör auf dich selbst zu bemitleiden.«
    »Können wir wenigstens gehen, wenn ich keine Lust mehr habe?« Donna hoffte, sich nicht so armselig und verletzlich anzuhören, wie sie sich fühlte.
    »Logisch können wir gehen. Aber das heißt, dass du Spaß haben musst, bevor wir überhaupt in Erwägung ziehen
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