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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch
Autoren: Karen Mahoney
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Donna Underwoods Tagebuch:
    Ich war sieben, als mein Vater mir das Leben rettete und dabei starb.
    Ich wünschte, es fiele mir leichter, mich nicht nur in meinen Träumen an ihn zu erinnern. In diesen ist er natürlich ein großer und gut aussehender Mann, der mich immer und immer wieder vor dem Waldmonster rettet.
    In meinen Albträumen hetze ich durch einen zugewucherten Wald. Die Baumkronen sind ineinander verwachsen und flüstern im Mondlicht; ich stolpere über die Wurzeln und versuche verzweifelt, nicht hinzufallen. Hinter mir höre ich schnelle Schritte, begleitet von kreischendem Katzengejammer. Ich erreiche eine kleine Lichtung, den jaulenden Klang meiner Verfolger noch immer im Rücken.
    In der Mitte der Lichtung steht ein verbrannter Baumstumpf, in dem die verzauberte Axt eines Holzfällers steckt. Ich atme schwer, mein Brustkorb schmerzt, Angst umklammert mich wie eine eiserne Klaue. Meine kleinen Hände greifen nach dem verschrammten Griff der Axt, obwohl ich weiß, dass ich sie nicht herausziehen kann.
    Ich kann sie nie herausziehen.
    Ein unheimliches Stimmengewirr umgibt mich, das gnadenlos meine Vernichtung besingt. Außerhalb der Lichtung sehe ich nichts außer Bäumen und Dunkelheit. Da sind noch andere Geräusche: Ein seltsames Knacken und Kratzen schmerzt in meinen Ohren und erfüllt mich mit Abscheu.
    In diesem Moment erscheint mein Vater neben mir.
    Und genau dieser Teil des Traumes ist immer so deutlich, dass ich mich frage, ob es so wirklich passiert ist?
    Dad wirft mir einen kurzen Blick zu, greift die Axt und zieht sie spielend leicht aus dem Stumpf. In seinen Augen sehe ich seine mir so bekannte Entschlossenheit. Vielleicht schaffen wir es, vielleicht geht alles gut aus.
    »Stell dich hinter mich, Donna.«
    Ich tue, was er sagt, und während ich mich hinter seinem breiten Rücken verstecke, beginne ich zu beten.
    Da aber fällt die kreischende Horde in die Lichtung ein; zwei der Kreaturen reiten auf dem Rücken des Waldmonsters, und ich höre auf zu beten und fange an zu schreien.

Eins
    A lles begann mit der Party.
    Zumindest redete sich das Donna Underwood an den folgenden Tagen ständig ein. Hätte sie sich nur nicht von Nav überreden lassen mitzugehen, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Vielleicht wären die Dinge nicht so schlimm geworden. Aber Donnas bester Freund, Navin Sharma, hatte immer leichtes Spiel mit ihr. Er musste sie nur mit seinen großen braunen Augen traurig anschauen, und sie würde ihm folgen, wenn es sein müsste, sogar bis in die Hölle. Oder, wie in diesem Fall, in ein fremdes Haus voller Kids, die alle glaubten, sie wäre der größte Freak aller Zeiten.
    Eigentlich waren das und die Hölle so ziemlich das Gleiche.
    Es war nicht wirklich das, was sie sich unter einem lustigen Samstagabend in Ironbridge vorstellte; schon alleine deshalb nicht, weil die meisten dieser Leute noch immer auf dieselbe Highschool gingen, aus der sie letztes Jahr rausgeflogen war.
    Aber Navin war fest entschlossen, auf die »heißeste Party« des Jahres zu gehen und gleichermaßen fest entschlossen, dass sie ihn dorthin zu begleiten hatte. Gut gelaunt versicherte er ihr, dass es sich hier um mehr als nur das übliche gemeinsame Abhängen handelte; es würde das Event schlechthin sein und von einem Typen organisiert, der früher mal die Ironbridge Highschool besucht, mittlerweile aber das College geschmissen hatte. Seine Eltern wären stinkreich – und gerade im Urlaub –, und diese Party sei schon seit Wochen Gesprächsthema Nummer eins. So wie es aussah, würden einfach alle dort sein.
    Und genau davor hatte sie Angst.
    Als sie drin war, nutzte Donna die erstbeste Gelegenheit, um sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Sie fand eine dunkle Ecke im Wohnzimmer und lehnte sich unbeholfen an die Wand. Dort band sie sich zum wohl hundertsten Mal ihren silbernen Schal neu um den Hals. Mit ihren bestickten Jeans, dem schwarz-silbernen T-Shirt und den langen, schwarzen Samthandschuhen sah sie deutlich glamouröser aus, als sie sich fühlte. Es half auch nichts, dass sie schon den ganzen Tag nervös und angespannt war, nachdem sie mit dem ihr allzu bekannten Gefühl von Furcht aufgewacht war. Ihre Träume ließen sie meistens so zurück.
    Früher am Abend waren sie und Navin an der Central Station aus dem Bus gestiegen und hatten sich auf den Weg zum Haus der Graysons gemacht. Donna spürte den pulsierenden Rhythmus der energiegeladenen Stadt unter ihren Füßen. Adrenalin schoss
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